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Hans Helmut Knutter: Faschismus Keule (1993) - new Sturmer

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eher Freiheit verpflichtet, erscheint diesen Intellektuellen<br />

leicht jede Bindung als Zwang, jede Regel als Bevormundung,<br />

jedes Gesetz als Knechtung. Dieses Freiheitsstreben<br />

schließt die Verneinung von sogenannten »harten« Werten<br />

wie Askese, Pflichtbewußtsein, Disziplin, Uniformiertheit,<br />

Gehorsam, Zucht, Ordnung ein. Es handelt sich hier um genau<br />

jene Werte, die den Befürwortern des starken Staates,<br />

der schließlich im Dritten Reich kulminierte, viel galten. In<br />

der Ablehnung dieser harten, asketischen Werte erkennt man<br />

eine hedonistische Orientierung. Das Gegenbild aber ist der<br />

»<strong>Faschismus</strong>«, der nach dem Grundsatz »Du bist nichts, dein<br />

Volk ist alles« Hingabe, Opfermut bis hin zur Opferung des<br />

Lebens und der eigenständigen Persönlichkeit verlangt. Die<br />

Frontstellung der Intellektuellen zum »<strong>Faschismus</strong>«, ihre<br />

prinzipielle »antifaschistische« Grundhaltung, ist so durchaus<br />

nachvollziehbar.<br />

Die durch Hedonismus und Herrschaftskritik gegebene<br />

Affinität der Intellektuellen zum »Antifaschismus« wird in<br />

Deutschland besonders durch die nationalsozialistische Vergangenheit<br />

vertieft. Sie hat in der Geisteshaltung der Deutschen<br />

einen Bruch bewirkt. Das Grundgefühl der Fehlanpassung<br />

in der bestehenden Gesellschaft führte bei vielen<br />

Intellektuellen zur Wahrnehmung von Kontinuitäten zur abgelehnten,<br />

aber angeblich nicht überwundenen nationalsozialistischen<br />

Zeit. Nach der Wende von 1945 wurde die politische<br />

Ordnung als »restaurativ« kritisiert, weil die angeblichen<br />

»Wurzeln des <strong>Faschismus</strong>« nach 1945 nicht überwunden,<br />

sondern restauriert worden seien.<br />

Die Gegnerschaft gegen den »<strong>Faschismus</strong>«, sei sie nun intellektuell,<br />

moralisch oder politisch motiviert, bewirkt eine<br />

hohe Mobilisierungs- und Integrationsbereitschaft. Was veranlaßt<br />

die »Antifaschisten«, sich zu engagieren, Aktionen<br />

einzuleiten, auch Opfer zu bringen? In der sozialpsychologi-<br />

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