Grammatiktheorie - German Grammar Group FU Berlin - Freie ...
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196 8 Head-Driven Phrase Structure <strong>Grammar</strong><br />
(15) a. Ich glaube, Peter kommt morgen.<br />
b. * Ich glaube, Peter morgen kommen.<br />
c. * Ich glaube, morgen kommen.<br />
Neben der Information über die Wortart muss also Information über die Verbform an Projektionen<br />
von Verben repräsentiert sein. Abbildung 8.4 verdeutlicht das für das finite Verb<br />
gibt.<br />
V[fin, SUBCAT 〈〉]<br />
� �<br />
1 NP[nom] V[fin, SUBCAT 1 ]<br />
� �<br />
2 NP[acc] V[fin, SUBCAT 1 , 2 ]<br />
� �<br />
3 NP[dat] V[fin, SUBCAT 1 , 2 , 3 ]<br />
er das Buch dem Mann gibt<br />
Abbildung 8.4: Projektion der Kopfmerkmale des Verbs<br />
In der GPSG gibt es die Head Feature Convention, die dafür sorgt, dass Kopfmerkmale am<br />
Mutterknoten und am Knoten der Kopftochter identisch sind. In der HPSG gibt es ein entsprechendes<br />
Kopfmerkmalsprinzip. Im Unterschied zur GPSG, werden die Merkmale, die<br />
zu den Kopfmerkmalen gezählt werden, explizit in den Merkmalstrukturen als eine Gruppe<br />
von Merkmalen repräsentiert. Sie stehen unter dem Pfad SYNSEM|LOC|CAT|HEAD. (16)<br />
zeigt den Lexikoneintrag für gibt:<br />
(16) gibt: ⎡<br />
PHON 〈 gibt 〉<br />
⎢<br />
⎡<br />
⎢<br />
⎢<br />
SYNSEM|LOC|CAT<br />
⎢<br />
⎣<br />
⎢<br />
⎣<br />
HEAD<br />
⎤<br />
� �<br />
⎤<br />
VFORM fin<br />
⎥<br />
verb<br />
⎥⎥<br />
⎦⎥<br />
� � ⎥<br />
SUBCAT NP[nom], NP[acc], NP[dat] ⎥<br />
⎦<br />
word<br />
Das Kopfmerkmalsprinzip (Head Feature Principle) hat die folgende Form:<br />
Prinzip 4 (Kopfmerkmalprinzip (Head Feature Principle))<br />
In einer Struktur mit Kopf sind die Kopfmerkmale der Mutter identisch (teilen die Struktur)<br />
mit den Kopfmerkmalen der Kopftochter.<br />
8.1 Allgemeines zum Repräsentationsformat 197<br />
Abbildung 8.5 zeigt eine Variante von Abbildung 8.4 mit explizit gemachter Strukturteilung.<br />
� �<br />
HEAD 1<br />
SUBCAT 〈〉<br />
2 NP[nom]<br />
� �<br />
HEAD 1<br />
� �<br />
SUBCAT 2<br />
3 NP[acc]<br />
� �<br />
HEAD 1<br />
� �<br />
SUBCAT 2 , 3<br />
⎡ � �⎤<br />
VFORM fin<br />
⎢HEAD<br />
1<br />
4 NP[dat] ⎣ verb<br />
⎥<br />
⎦<br />
� �<br />
SUBCAT 2 , 3 , 4<br />
er das Buch dem Mann gibt<br />
Abbildung 8.5: Projektion der Kopfmerkmale des Verbs mit Strukturteilung<br />
Wie das Prinzip formalisiert und in die Gesamtarchitektur der HPSG integriert werden<br />
kann, ist Gegenstand des folgenden Abschnitts.<br />
8.1.5 Vererbungshierarchien und Generalisierungen<br />
Bisher wurde erst ein Dominanzschema behandelt, aber in den kommenden Abschnitten<br />
werden noch weitere Schemata dazukommen, z. B. Schemata für Kopf-Adjunkt-Strukturen<br />
und für die Abbindung von Fernabhängigkeiten. Das Kopfmerkmalsprinzip ist ein<br />
allgemeines Prinzip, das für alle durch diese Schemata lizenzierten Strukturen erfüllt sein<br />
muss. Es muss – wie oben verbal ausgedrückt – für alle Strukturen mit Kopf gelten. Formal<br />
kann man das erfassen, indem man syntaktische Strukturen einteilt in solche mit Kopf und<br />
solche ohne und denen, die einen Kopf haben, den Typ headed-phrase zuweist. Der Typ<br />
head-argument-phrase – das ist der Typ, den die Beschreibung in Schema 1 auf Seite 194<br />
hat – ist ein Untertyp von headed-phrase. Objekte eines bestimmten Typs haben immer alle<br />
Eigenschaften, die Objekte entsprechender Obertypen haben. Es sei an das Beispiel aus<br />
Abschnitt 5.2 erinnert: Ein Objekt des Typs frau hat alle Eigenschaften des Typs person.<br />
Darüber hinaus haben Objekte vom Typ frau noch weitere, spezifischere Eigenschaften,<br />
die andere Untertypen von person nicht teilen.