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Grammatiktheorie - German Grammar Group FU Berlin - Freie ...

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262 10 Tree Adjoining <strong>Grammar</strong><br />

Das muss irgendwie festgehalten werden. In TAG sorgt die Markierung OA dafür, dass ein<br />

Baum nicht als vollständig gilt. Enthält ein Baum einen Knoten mit der Markierung OA,<br />

dann muss an der entsprechenden Stelle eine obligatorische Adjunktion stattfinden.<br />

10.6 Neue Entwicklungen und Theorievarianten<br />

Wir haben im Abschnitt 10.2 die Multi-Component-TAG kennengelernt. Es gibt sehr viele<br />

verschiedene TAG-Varianten mit unterschiedlichen formalen Eigenschaften. Rambow<br />

(1994) gibt einen Überblick über die 1994 existierenden Varianten. Im Folgenden sollen<br />

zwei interessante TAG-Varianten besprochen werden: die Merkmalstrukturbasierte TAG<br />

(Feature Structure-Based TAG = FTAG, Vijay-Shanker und Joshi: 1988) und Vector-TAG<br />

(V-TAG, Rambow: 1994).<br />

10.6.1 FTAG<br />

In FTAG sind die Knoten nicht atomar (z. B. N, NP, VP oder S), sondern bestehen aus<br />

Merkmalstrukturen. Dabei hat jeder Knoten mit Ausnahme der Substitutionsknoten eine<br />

Top-Struktur und eine Bottom-Struktur. Top steht für oben und Bottom für unten. Die obere<br />

Struktur sagt etwas darüber aus, was für Eigenschaften ein bestimmter Baum in einer<br />

größeren Struktur hat, und die untere darüber, welche Eigenschaften die Struktur unterhalb<br />

des Knotens hat. Substitutionsknoten haben nur eine Top-Struktur. Abbildung 10.14 auf<br />

der nächsten Seite zeigt einen Beispielbaum für laughs. Mit dem Baum für laughs in Abbildung<br />

10.14 kann eine Nominalphrase kombiniert werden. Deren Top-Struktur wird mit<br />

dem NP-Knoten im Baum von laughs identifiziert. Das Ergebnis der Kombination zeigt<br />

Abbildung 10.15 auf Seite 264.<br />

In einem vollständigen Baum werden alle Top-Strukturen mit den zugehörigen Bottom-<br />

Strukturen identifiziert, so dass nur Sätze analysiert werden können, in denen das Subjekt<br />

in der dritten Person Singular steht, d. h. mit dem Verb in seinen Kongruenzmerkmalen<br />

übereinstimmt.<br />

Bei der Adjunktion muss die Top-Struktur des Baumes, der eingefügt wird, mit der Top-<br />

Struktur an der Adjunktionsstelle unifizierbar sein und die Bottom-Struktur des mit ‘*’<br />

markierten Knotens des eingefügten Baumes (der sogenannte Fußknoten) mit der Bottom-<br />

Struktur der Adjunktionsstelle.<br />

Die bisher besprochenen Elementarbäume bestanden nur aus Knoten, in denen der Top-<br />

Teil zum Bottom-Teil passt. FTAG erlaubt nun eine interessante Variante der Spezifikation<br />

von Knoten, die eine Adjunktion obligatorisch macht, damit eine Gesamtableitung wohlgeformt<br />

ist. Abbildung 10.16 auf Seite 265 zeigt einen Baum für laughing, der zwei VP-<br />

Knoten mit inkompatiblen MODE-Werten enthält. Damit dieser Teilbaum in einer Gesamtstruktur<br />

verwendet werden kann, muss ein anderer Baum so eingesetzt werden, dass die<br />

beiden VP-Knoten getrennt werden. Das geschieht bei einer Adjunktion des Hilfsverbbaumes,<br />

der in Abbildung 10.16 gezeigt wird. Der obere VP-Knoten des Hilfsverbbaumes<br />

wird mit dem oberen VP-Knoten von laughing unifiziert, der mit ‘*’ markierte Knoten des<br />

Hilfsverbbaumes wird mit dem unteren VP-Knoten von laughing unifiziert. Das Ergebnis<br />

zeigt Abbildung 10.17 auf Seite 266.<br />

Wenn ein Baum als endgültige Ableitung verwendet wird, werden die Top-Strukturen<br />

mit den Bottom-Strukturen identifiziert. Dabei wird beim Baum in Abbildung 10.17 auch<br />

10.6 Neue Entwicklungen und Theorievarianten 263<br />

� �<br />

CAT NP<br />

AGR 1<br />

[ ]<br />

⎡<br />

⎤<br />

CAT NP<br />

⎢ � �<br />

⎣ PER 3<br />

⎥<br />

⎦<br />

AGR<br />

NUM sing<br />

� �<br />

CAT S<br />

� �<br />

CAT S<br />

⎡<br />

⎤<br />

CAT VP<br />

⎢ � �<br />

⎣ PER 3<br />

⎥<br />

AGR 1 ⎦<br />

NUM sing<br />

� �<br />

CAT VP<br />

� �<br />

CAT V<br />

� �<br />

CAT V<br />

John laughs<br />

Abbildung 10.14: Elementarbäume für John und laughs in FTAG<br />

der AGR-Wert des oberen VP-Knotens mit dem des unteren identifiziert. Deshalb können<br />

in den NP-Slot nur solche NPen eingesetzt werden, die denselben AGR-Wert wie das<br />

Hilfsverb haben.<br />

Das Beispiel zeigt, dass man statt der Markierungen für obligatorische Adjunktion, die<br />

wir im Abschnitt über Fernabhängigkeiten kennengelernt haben, auch inkompatible Merkmalsspezifikationen<br />

an Top- und Bottom-Strukturen verwenden kann. Wenn es in einem<br />

Baum inkompatible Top- und Bottom-Strukturen gibt, kann er kein endgültiger Ableitungsbaum<br />

sein, was heißt, dass noch mindestens eine Adjunktion erfolgen muss, um den<br />

Baum wohlgeformt zu machen.<br />

10.6.2 V-TAG<br />

V-TAG ist eine von Owen Rambow (1994) vorgeschlagene TAG-Variante, die ebenfalls<br />

Merkmalstrukturen an Knoten annimmt. Zusätzlich nimmt sie wie MC-TAG an, dass Elementarbäume<br />

aus mehreren Komponenten bestehen. Abbildung 10.18 auf Seite 266 zeigt<br />

die elementare lexikalische Menge für das ditransitive Verb geben. Die Lexikonmenge<br />

besteht aus einem Baum für das Verb, einem leeren Element der Kategorie VP und drei<br />

Bäumen, in denen eine VP mit einer entsprechenden NP kombiniert wird. Wie in MC-<br />

TAG werden Dominanzbeziehungen vorgegeben. Die Dominanzbeschränkungen in Abbildung<br />

10.18 stellen sicher, dass alle unteren VP-Knoten den oberen VP-Knoten des ganz

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