Grammatiktheorie - German Grammar Group FU Berlin - Freie ...
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36 1 Einleitung und Grundbegriffe<br />
Literaturhinweise<br />
Reis (1980) begründet, warum die Feldertheorie für die Beschreibung der Konstituentenstellungsdaten<br />
im Deutschen sinnvoll und notwendig ist.<br />
Höhle (1986) erwähnt noch weitere Felder links des Vorfeldes, die man für Linksherausstellungen<br />
wie die von der Mittwoch in (119) bzw. für Partikeln wie aber in (120a) und<br />
denn in (120b) braucht.<br />
(119) Der Mittwoch, der passt mir gut.<br />
(120) a. Aber würde denn jemand den Hund füttern morgen abend?<br />
b. Denn dass es regnet, damit rechnet keiner.<br />
Höhle geht auch auf die historische Entwicklung der Feldertheorie ein.<br />
2 Phrasenstrukturgrammatik<br />
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit Phrasenstrukturgrammatiken, die in vielen der Theorien,<br />
die wir uns in den folgenden Kapiteln ansehen werden, eine wesentliche Rolle spielen.<br />
2.1 Symbole und Ersetzungsregeln<br />
Wörter können anhand ihrer Flexionseigenschaften und ihrer Distribution einer Wortart<br />
zugeordnet werden. So ist weil in (1) eine Konjunktion, das und dem sind Artikel und<br />
werden zu den Determinatoren gezählt. Buch und Mann sind Nomina und gibt ist ein<br />
Verb.<br />
(1) weil er das Buch dem Mann gibt<br />
Mit den in Abschnitt 1.3 eingeführten Tests kann man nun feststellen, dass die einzelnen<br />
Wörter sowie die Wortgruppen das Buch und dem Mann Konstituenten bilden. Diesen sollen<br />
Symbole zugewiesen werden. Da die jeweiligen Nomina ein wesentlicher Bestandteil<br />
der Wortgruppen das Buch und dem Mann sind, nennt man diese Wortgruppen Nominalphrase,<br />
was mit NP abgekürzt wird. Das Pronomen er kann an denselben Stellen stehen<br />
wie volle Nominalphrasen, weshalb man das Pronomen auch der Kategorie NP zuordnen<br />
kann.<br />
Phrasenstrukturgrammatiken geben Regeln vor, die etwas darüber aussagen, welche<br />
Symbole Wörtern zugeordnet werden und wie sich komplexere Einheiten zusammensetzen.<br />
Eine einfache Phrasenstrukturgrammatik, mit der man (1) analysieren kann, ist<br />
in (2) zu sehen: 1,2<br />
(2) NP → D N<br />
S → NP NP NP V<br />
NP → er<br />
D → das<br />
D → dem<br />
N → Buch<br />
N → Mann<br />
V → gibt<br />
Dabei kann man eine Regel wie NP → D N so verstehen, dass eine Nominalphrase – also<br />
etwas, dem das Symbol NP zugeordnet wird – aus einem Determinator (D) und einem<br />
Nomen (N) bestehen kann.<br />
Man kann den Satz in (1) mit der Grammatik in (2) zum Beispiel auf die folgende Art<br />
und Weise analysieren: Man nimmt das erste Wort im Satz und überprüft, ob es eine Regel<br />
gibt, auf deren rechter Regelseite das Wort vorkommt. Wenn dem so ist, ersetzt man das<br />
Wort durch das Symbol in der linken Regelseite. Das geschieht in den Zeilen 2–4, 6–7 und<br />
9 der Ableitung in (3) auf der nächsten Seite. Wenn es zwei oder mehrere Symbole gibt,<br />
die in einer rechten Regelseite gemeinsam vorkommen, dann kann man diese durch das<br />
1 Die Konjunktion weil wird vorerst ignoriert. Da die Behandlung von Sätzen mit Verberst- oder Verbzweitstellung<br />
weitere Überlegungen voraussetzt, werden in diesem Kapitel nur Verbletztsätze besprochen.<br />
2 Die Regel NP → er mag befremden. Man kann stattdessen auch die Regel PersPron → er annehmen, braucht<br />
dann jedoch eine weitere Regel, die besagt, dass Personalpronomina für ganze NPen stehen können: NP →<br />
PersPron. Die in (2) verwendete Regel fasst die beiden letztgenannten Regeln zusammen und besagt direkt,<br />
dass er an Stellen stehen kann, an denen Nominalgruppen stehen können.