Grammatiktheorie - German Grammar Group FU Berlin - Freie ...
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88 3 Transformationsgrammatik – Government & Binding<br />
ForceP<br />
Force ′<br />
Force 0 TopP<br />
Top ′<br />
Top 0 FocP<br />
Foc ′<br />
Foc 0 TopP<br />
Top ′<br />
Top 0 FinP<br />
Fin ′<br />
Fin 0 IP/AgrSP<br />
Abbildung 3.16: Syntaktische Struktur von Sätzen nach Rizzi (1997)<br />
31) gibt es eine HearerP und eine SpeakerP für die Positionierung von Klitika im Italienischen.<br />
Cinque (1999, 106) arbeitet mit den 32 funktionalen Köpfen in Tabelle 3.2 auf der<br />
nächsten Seite. Er geht davon aus, dass alle Sätze immer eine Struktur haben, die all diese<br />
funktionalen Köpfe enthält. Die Spezifikatorpositionen dieser Köpfe können durch Adverbien<br />
besetzt werden oder aber auch leer sein. Cinque nimmt an, dass diese funktionalen<br />
Köpfe und die entsprechenden Strukturen Bestandteil der Universalgrammatik sind, d. h.,<br />
dass das Wissen über solche Strukturen angeboren ist (Seite 107). 23 Laenzlinger (2004)<br />
folgt Cinque und nimmt diese Sequenz funktionaler Köpfe auch für das Deutsche an. Er<br />
folgt auch Kayne (1994), der davon ausgeht, dass alle syntaktischen Strukturen in allen<br />
Sprachen immer die Abfolge Spezifikator Kopf Komplement haben, auch wenn das in der<br />
23 Die Tabelle 3.2 gibt nur die funktionalen Köpfe in der Satzdomäne an. Die Anordnung von Adjektiven<br />
erklärt Cinque (1994, 96, 99) ebenfalls über eine Kaskade von Projektionen: Quality, Size, Shape, Color,<br />
Nationality. Diese Kategorien und ihre relative Anordnung rechnet er zur UG (S. 100).<br />
Cinque (1994, 96) behauptet, dass maximal sieben attributive Adjektive möglich sind und erklärt das damit,<br />
dass es im nominalen Bereich eine begrenzte Anzahl von funktionalen Projektionen gibt. Wie wir auf<br />
Seite 47 gesehen haben, kann man bei entsprechendem Kontext durchaus mehrere Adjektive gleicher Art<br />
haben, weshalb auch einige von Cinques funktionalen Projektionen iteriert werden können müssten.<br />
3.6 Neue Entwicklungen und Theorievarianten 89<br />
1. MoodSpeech Act 2. MoodEvaluative 3. MoodEvidential 4. MoodEpistemic<br />
5. T(Past) 6. T(Future) 7. MoodIrrealis 8. ModNecessity<br />
9. ModPossibility 10. ModVolitional 11. ModObligation 12. ModAbility/permission<br />
13. AspHabitual 14. AspRepetitive(I) 15. AspFrequentative(I) 16. Asp Celerative(I)<br />
17. T(Anterior) 18. AspTerminative 19. AspContinuative 20. AspPerfect(?)<br />
21. AspRetrospective 22. AspProximative 23. AspDurative 24. AspGeneric/progressive<br />
25. AspProspective 26. AspSgCompletive(I) 27. AspPlCompletive 28. AspVoice<br />
29. Asp Celerative(II) 30. AspSgCompletive(II) 31. AspRepetitive(II) 32. AspFrequentative(II)<br />
Tabelle 3.2: Funktionale Köpfe nach Cinque: 1999, 106<br />
Oberflächenreihenfolge der Konstituenten nicht der Fall zu sein scheint. Die sichtbaren<br />
Strukturen werden ausschließlich durch Bewegung nach links abgeleitet. 24 Abbildung 3.17<br />
zeigt die Analyse eines Verbletztsatzes, wobei die funktionalen Adverbköpfe ausgelassen<br />
worden sind. 25 Subjekt und Objekt werden als Argumente von vP bzw. VP generiert. Das<br />
Subjekt wird in die Spezifikatorposition der Subjektphrase und das Objekt in die Spezifikatorposition<br />
der Objektphrase umgestellt. Die verbale Projektion (VPk) wird ebenfalls<br />
umgestellt und zwar vor das Hilfsverb in die Spezifikatorposition, die zum Hilfsverb gehört.<br />
Der einzige Zweck der SubjP und der ObjP besteht darin, eine Landeposition für<br />
die Bewegung zur Verfügung zu stellen. Für Sätze, in denen das Objekt vor dem Subjekt<br />
steht, nimmt Laenzlinger an, dass das Objekt in die Spezifikatorposition einer Topikphrase<br />
umgestellt wurde. In der Abbildung ist nur ein Mod-Kopf und ein AspP-Kopf zu sehen,<br />
doch Laenzlinger geht davon aus, dass alle von Cinque vorgeschlagenen Köpfe in allen<br />
Strukturen für deutsche Sätze vorhanden sind. Für Sätze mit ditransitiven Verben nimmt<br />
Laenzlinger mehrere Objektphrasen an (Seite 230).<br />
Zu einer generellen Kritik am Kayneschen Modell siehe Haider: 2000. Haider zeigt,<br />
dass die Kaynesche Theorie für das Deutsche falsche Vorhersagen macht, weshalb sie<br />
auch als Theorie, die den Anspruch erhebt, alle Sprachen zu erklären, versagt. Haider<br />
(1997a, Abschnitt 4) hat auch gezeigt, dass die Annahme eines leeren Neg-Kopfes, wie er<br />
von Pollock (1989), Haegeman (1995) und anderen vertreten wird, zu Problemen führt. Zu<br />
24 Das gilt auch für Extraposition, d. h. im Deutschen für die Umstellung von Konstituenten ins Nachfeld. Was<br />
man normalerweise als Bewegung nach rechts analysieren würde, analysiert Kayne (1994, Kapitel 9) als<br />
Bewegung von Resten nach links. Kayne nimmt an, dass (i.b) aus (i.a) durch Umstellung eines Teils der NP<br />
abgeleitet ist:<br />
(i) a. just walked into the room [ NP someone who we don’t know].<br />
b. Someonei just walked into the room [ NP _i who we don’t know].<br />
Bei (i.a) muss es sich allerdings schon um eine irgendwie abgeleitete Zwischenrepräsentation handeln, denn<br />
sonst wäre Englisch ja nicht zugrundeligend SV(O), sondern V(O)S. (i.a) muss also aus (ii) durch Voranstellung<br />
der VP just walked into the room entstanden sein.<br />
(ii) Someone who we don’t know just walked into the room<br />
Solche Analysen haben den Nachteil, dass sie nicht ohne weiteres mit Performanzmodellen kombinierbar<br />
sind (siehe Abschnitt 11.3).<br />
25 Die Strukturen entsprechen nicht der X-Theorie, wie sie im Abschnitt 2.5 vorgestellt wurde. Köpfe sind in<br />
einigen Fällen ohne eine Zwischenprojektion X ′ mit ihren Komplementen direkt zu XPen verknüpft worden.<br />
Zur X-Theorie im Minimalistischen Programm siehe Abschnitt 3.6.3.