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Grammatiktheorie - German Grammar Group FU Berlin - Freie ...

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184 7 Kategorialgrammatik<br />

married ist ein normales transitives Verb und says ist ein Verb, das ein Satzkomplement<br />

verlangt, mit dem es eine VP (s\np) bildet. Diese VP wird nach Kombination mit einer<br />

NP zum Satz. Die Nominalphrasen sind in Abbildung 7.14 alle typangehoben. Mittels<br />

Vorwärtskomposition können wir dann Anna mit married kombinieren und erhalten s/np.<br />

Das ist genau das Erwünschte: ein Satz, dem rechts eine NP fehlt. Manny und says und<br />

dann auch Manny says und Anna married können wir ebenfalls über Vorwärtskomposition<br />

miteinander verbinden und erhalten für Manny says Anna married die Kategorie s/np.<br />

Diese Kategorie können wir mit Vorwärtsapplikation mit dem Relativpronomen verbinden<br />

und erhalten als Ergebnis n\n, was genau die Kategorie für postnominale Modifikatoren<br />

ist.<br />

Die Annahme, dass das Relativpronomen der Kopf ist, ist jedoch problematisch, da<br />

einiger Aufwand getrieben werden muss, um Rattenfängerkonstruktionen wie (31) zu erklären.<br />

(31) a. Here’s the minister [[in [the middle [of [whose sermon]]]] the dog barked]. 7<br />

b. Reports [the height of the lettering on the covers of which] the government<br />

prescribes should be abolished. 8<br />

In (31) befindet sich das Relativpronomen tief eingebettet in einer Phrase, die aus dem<br />

restlichen Relativsatz extrahiert wurde. In (31a) ist das Relativpronomen der Determinator<br />

von sermon. Je nach Analyse ist whose der Kopf der Phrase whose sermon, diese NP<br />

allerdings ist unter of eingebettet und die Phrase of whose sermon ist von middle abhängig.<br />

Die gesamte NP the middle of whose sermon ist ein Komplement der Präposition in. Wollte<br />

man behaupten, dass whose der Kopf des Relativsatzes in (31a) ist, müsste man schon<br />

einige Handstände (oder Kopfstände?) machen. In (31b) ist das Relativpronomen noch<br />

tiefer eingebettet. Steedman (1997, 50) gibt die folgenden Lexikoneinträge für who, whom<br />

bzw. which an:<br />

(32) a. ((n\n)/(s\np))\(np/np) (komplexe Subjekt-Relativphrase)<br />

b. ((n\n)/(s/pp))\(pp/np) (komplexe extrahierte PP-Relativphrase)<br />

c. ((n\n)/(s/np))\(np/np) (komplexe extrahierte NP-Relativphrase)<br />

Mit (32b) und (32c) kann man zum Beispiel (33a) und (33b) analysieren:<br />

(33) a. a report the cover of which Keats (expects that Chapman) will design<br />

b. a subject on which Keats (expects that Chapman) will speak<br />

In der Analyse von (33b) verlangt which links von sich eine Präposition (pp/np), um dann<br />

die Kategorie (n\n)/(s/pp) zu bilden. Diese Kategorie braucht rechts einen Satz, dem eine<br />

PP fehlt, um dann einen postnominalen Modifikator (n\n) zu ergeben. Bei der Analyse<br />

von (33a) wird the cover of mittels Komposition zu np/np und which mit dem Lexikoneintrag<br />

(32c) kann sich dann nach links mit the cover of kombinieren. Das Ergebnis ist die<br />

Kategorie (n\n)/(s/np), also etwas, das einen Satz mit fehlender NP verlangt.<br />

Ross’ Beispiel (31b) kann man mit (32c) ebenfalls wie folgt analysieren:<br />

(34) Reports [the height of the lettering on the covers of]np/np which] (n\n)/(s/np) the government<br />

prescribes<br />

7 Pollard und Sag: 1994, 212.<br />

8 Ross: 1967, 109.<br />

7.6 Zusammenfassung und Einordnung 185<br />

Der komplexe Ausdruck the height of the lettering on the covers of wird mit Komposition<br />

zu np/np und die restliche Analyse funktioniert so wie die von (33a).<br />

Zusätzlich zu Einträgen wie denen in (32) braucht man jedoch weitere Einträge, die für<br />

die Analyse von Sätzen wie (35) benutzt werden können, in denen die Relativphrase aus<br />

der Mitte des Satzes extrahiert wurde (siehe auch Pollard: 1988, 410):<br />

(35) Fido is the dog which we put downstairs.<br />

Das Problem ist hier parallel zu den Topikalisierungen: we put ist nicht von der Kategorie<br />

s/np sondern (s/pp)/np, kann also nicht direkt mit dem Relativpronomen in (30) kombiniert<br />

werden.<br />

Morrill (1995, 204) diskutiert für das Relativpronomen im Relativsatz in (36) den Lexikoneintrag<br />

in (32b):<br />

(36) about which John talked<br />

In diesem Lexikoneintrag verlangt das which links von sich etwas, das eine Nominalphrase<br />

braucht, um eine vollständige Präpositionalphrase zu ergeben, d. h., which selegiert die<br />

Präposition. Morrill stellt fest, dass zusätzliche Einträge für Fälle angenommen werden<br />

müssen, in denen das Relativpronomen in der Mitte der vorangestellten Phrase steht.<br />

(37) the contract [the loss of which after so much wrangling] John would finally have<br />

to pay for<br />

Solche und andere Fälle kann man durch zusätzliche lexikalische Stipulationen behandeln.<br />

Morrill schlägt stattdessen zusätzliche Arten der Kombination von Funktoren und Argumenten<br />

vor, die einen Funktor B ↑ A sein Argument A umschließen lassen und B ergeben<br />

bzw. einen Funktor A ↓ B in sein Argument A einfügen, um dann B zu ergeben (S. 190).<br />

Mit diesen zusätzlichen Operationen braucht er für die Ableitung der Rattenfängerkonstruktion<br />

mit einer Argument-NP bzw. -PP dann nur noch die beiden Lexikoneinträge in<br />

(38):<br />

(38) a. (NP ↑NP) ↓ (N\N)/(S/NP)<br />

b. (PP ↑NP) ↓ (N\N)/(S/PP)<br />

Diese Lexikoneinträge reichen jedoch noch nicht aus: (38b) enthält zwar eine PP, aber diese<br />

PP entspricht der Argument-PP, die für (36) gebraucht wird. Für die Analyse von (31a)<br />

braucht man die Kategorie (s\np)/(s\np) für die Präpositionalphrase. Man braucht also<br />

auch mit Morrills Erweiterungen mindestens drei Lexikoneinträge für Relativpronomina.<br />

Morrill ist es durch die Einführung neuer Operatoren gelungen, die Anzahl der Lexikoneinträge<br />

für which zu reduzieren, trotzdem bleibt der Fakt, dass er die Kategorien,<br />

die in Rattenfängerkonstruktionen vorkommen können, im Lexikoneintrag des Relativpronomens<br />

erwähnen muss. Auch geht die Einsicht, dass es sich bei Relativsätzen um eine<br />

Phrase mit einem Relativpronomen + Satz handelt, dem die Relativphrase fehlt, in solchen<br />

Analysen verloren. Diese Einsicht lässt sich erfassen, indem man nach GPSG-Art die Information<br />

darüber, dass es in der Relativphrase ein Relativpronomen gibt, zum obersten<br />

Knoten der Relativphrase hochreicht. Der Relativsatz selbst kann dann als Kombination<br />

eines Satzes mit Lücke und einer entsprechend markierten Relativphrase analysiert werden.<br />

Zur Diskussion solcher Analysen im Rahmen der GB-Theorie und der HPSG/CxG<br />

siehe Abschnitt 11.11.9.3.

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