Grammatiktheorie - German Grammar Group FU Berlin - Freie ...
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260 10 Tree Adjoining <strong>Grammar</strong><br />
S<br />
NP1 1 ↓ S<br />
NP2 2 ↓ S<br />
NP 1 1<br />
VP<br />
e NP2 1 ↓ S V1<br />
NP1 2 ↓ S versprach<br />
NP VP<br />
PRO NP 1 2 NP 2 2 V2<br />
e e zu überführen<br />
Abbildung 10.12: Analyse der Abfolge NP 1 1 NP2 2 NP2 1 NP1 2 V2V1: Adjunktion an den S-<br />
Knoten zwischen NP 2 2 und NP 1 2<br />
Kroch und Joshi (1985, 55) schlagen eine Alternative zu dieser transformationsähnlichen<br />
Analyse vor, die mit sogenannten Anhebungskonstruktionen besser zurecht kommt. Ihre<br />
Analyse geht davon aus, dass die Argumente von Verben in Subkategorisierungslisten<br />
repräsentiert sind. Verben werden in Bäume eingesetzt, die zu der jeweiligen Subkategorisierungsliste<br />
passen. Kroch und Joshi formulieren eine Lexikonregel, die der HPSG-<br />
Lexikonregel, die wir auf Seite 205 diskutiert haben, entspricht, d. h., das Akkusativobjekt<br />
wird explizit in der Eingabe der Lexikonregel erwähnt. Kroch und Joshi schlagen dann<br />
eine komplexe Analyse für das unpersönliche Passiv vor, die eine semantische Null-Rolle<br />
für ein nicht realisierbares Objekt von intransitiven Verben verwendet (S. 56). Diese<br />
Analyse ist nicht unbedingt nötig. Man kann auch die auf Haider (1986a) zurückgehende<br />
HPSG-Analyse verwenden, die im Abschnitt 8.2 vorgestellt wurde.<br />
Es gibt auch in TAG Vorschläge, argumentstrukturverändernde Prozesse im Allgemeinen<br />
und das Passiv im Besonderen über Vererbung zu behandeln (Candito: 1996 und Candito<br />
folgend Kinyon, Rambow, Scheffler, Yoon und Joshi: 2006). Wie wir jedoch im Kapitel<br />
über Konstruktionsgrammatik im Abschnitt 9.2 gesehen haben, ist Vererbung kein<br />
geeignetes Beschreibungsmittel für argumentstrukturverändernde Prozesse. Das liegt unter<br />
anderem daran, dass solche Prozesse auf vielfältige Weise syntaktisch und semantisch<br />
interagieren und insbesondere auch iterativ angewendet werden können (Müller: 2006;<br />
2007c; 2008b, Abschnitt 7.5.2).<br />
10.5 Fernabhängigkeiten 261<br />
10.5 Fernabhängigkeiten<br />
Die Analyse der Fernabhängigkeiten erfolgt mit den in TAG üblichen Mitteln: Es werden<br />
einfach Bäume in die Mitte anderer Bäume eingesetzt. Abbildung 10.13 zeigt als Beispiel<br />
die Analyse von (10):<br />
(10) Whoi did John tell Sam that Bill likes _i?<br />
WHi<br />
S<br />
SOA<br />
who COMP S<br />
that NP VP<br />
WHi<br />
who<br />
S<br />
Bill V NP<br />
S<br />
likes _i<br />
INFL NP VP<br />
did John<br />
S<br />
INFL NP VP<br />
did John V NP S ∗<br />
tell Sam<br />
V NP S<br />
tell Sam<br />
that Bill likes _i<br />
Abbildung 10.13: Analyse der Fernabhängigkeiten in TAG<br />
Der Baum für WH COMP NP likes _i gehört zur Baumfamilie von likes und steht somit<br />
im Lexikon. An diesen Baum wird der Baum für das Äußerungsverb tell adjungiert, d. h.,<br />
dieser Baum wird in die Mitte des Baumes für who that Bill likes _i eingefügt. Eine solche<br />
Einfügung kann mehrfach vorgenommen werden, so dass auch Sätze wie (11), in denen<br />
das who über mehrere Satzgrenzen hinweg vorangestellt wurde, analysiert werden können:<br />
(11) Whoi did John tell Sam that Mary said that Bill likes _i?<br />
Es gibt noch ein wichtiges Detail: Obwohl der Baum für (12) die Kategorie S hat, ist (12)<br />
kein grammatischer Satz des Englischen.<br />
(12) * who that Bill likes<br />
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