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Grammatiktheorie - German Grammar Group FU Berlin - Freie ...

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424 11 Diskussion<br />

S[rel]<br />

NP S<br />

whose remarks they seemed to want to object to<br />

Abbildung 11.46: Relativsatzanalyse in der HPSG nach Sag: 1997<br />

gibt keine Valenzänderungen und keine Interaktion mit derivationeller Morphologie. Es<br />

spricht also nichts gegen eine phrasale Analyse. Will man leere Köpfe vermeiden, sollte<br />

man also die Relativsatzanalyse von Sag oder die Variante von Müller: 1999a, Kapitel 10,<br />

Müller: 2008b, Kapitel 11 verwenden. Die letztgenannte Analyse kommt ohne ein spezielles<br />

Schema für Nomen-Relativsatzkombinationen aus, da der semantische Beitrag des<br />

Relativsatzes vom Relativsatzschema beigesteuert wird.<br />

Sag (2010) diskutiert Fernabhängigkeiten im Englischen, die in der GB-Theorie und<br />

im MP unter dem Begriff wh-Bewegung subsumiert werden. Er zeigt auf, dass es sich<br />

dabei keineswegs um ein einheitliches Phänomen handelt. Er untersucht wh-Fragen (245),<br />

wh-Exklamativsätze (246), Topikalisierungen (247), wh-Relativsätze (248) und the-Sätze<br />

(249):<br />

(245) a. How foolish is he?<br />

b. I wonder how foolish he is.<br />

(246) a. What a fool he is!<br />

b. It’s amazing how odd it is.<br />

(247) The bagels, I like.<br />

(248) a. I met the person who they nominated.<br />

b. I’m looking for a bank in which to place my trust.<br />

(249) a. The more people I met, the happier I became.<br />

b. The more people I met, the happier I became.<br />

Dabei gibt es in vielerlei Sicht Unterschiede zwischen den einzelnen Konstruktionen. Sag<br />

zählt die folgenden Fragen auf, die für jede Konstruktion beantwortet werden müssen:<br />

• Gibt es ein spezielles wh-Element in der Füllertochter, und wenn ja, welcher Art ist<br />

es?<br />

• Welche syntaktischen Kategorien kann die Füllertochter haben?<br />

• Kann die Kopftochter invertiert/finit sein? Muss sie das?<br />

• Was ist die semantische und/oder syntaktische Kategorie des Mutterknotens?<br />

11.11 Phrasale vs. lexikalische Analysen 425<br />

• Was ist die semantische und/oder syntaktische Kategorie der Kopftochter?<br />

• Ist der Satz eine Insel? Muss es ein unabhängiger Satz sein?<br />

Die Variation, die es in diesem Bereich gibt, muss von einer <strong>Grammatiktheorie</strong> irgendwie<br />

erfasst werden. Sag entwickelt eine Analyse mit verschiedenen Schemata, die dafür sorgen,<br />

dass die Kategorie und der semantische Beitrag des Mutterknotens den Eigenschaften<br />

der beiden Töchter entspricht. Die Beschränkungen für Klassen von Konstruktionen und<br />

spezifische Konstruktionen werden in einer Vererbungshierarchie repräsentiert, so dass<br />

die Gemeinsamkeiten der Konstruktionen erfasst werden. Die Analyse kann man natürlich<br />

nach GB-Art auch mit leeren Köpfen formulieren. Man muss dann aber irgendeinen Weg<br />

finden, die Generalisierungen in Bezug auf die Konstruktionen zu erfassen. Das ist möglich,<br />

wenn man die Beschränkungen für die leeren Köpfe in einer Vererbungshierarchie<br />

repräsentiert. Dann wären die Ansätze notationelle Varianten voneinander. Will man leere<br />

Elemente in der Grammatik vermeiden, sollte man den phrasalen Ansatz wählen.<br />

11.11.9.4 Die NPN-Konstruktion<br />

Jackendoff (2008) diskutiert die NPN-Konstruktion. Beispiele sind in (250) zu sehen:<br />

(250) a. day by day, paragraph by paragraph, country by country<br />

b. dollar for dollar, student for student, point for point<br />

c. face to face, bumper to bumper<br />

d. term paper after term paper, picture after picture<br />

e. book upon book, argument upon argument<br />

Die Konstruktion ist relativ eingeschränkt: Artikel und Pluralnomina sind nicht erlaubt.<br />

Der phonologische Beitrag des ersten Nomens muss mit dem des zweiten übereinstimmen.<br />

Ähnliche Konstruktionen gibt es auch im Deutschen:<br />

(251) a. Sie lagen Gesicht an Gesicht im Bett.<br />

b. Er hat Buch um Buch verschlungen.<br />

c. Zeile für Zeile 96<br />

Die Bestimmung des Bedeutungsbeitrags solcher NPN-Konstruktionen ist nicht trivial.<br />

Jackendoff gibt many Xs in succsession an. Für (251a) ist diese Bedeutungsbeschreibung<br />

nicht geeignet, man müsste also etwas Allgemeineres finden.<br />

Jackendoff weist darauf hin, dass die Konstruktion syntaktisch problematisch ist, denn<br />

man kann nicht ohne weiteres den Kopf bestimmen und es ist auch nicht klar, wie der<br />

Rest strukturiert sein soll, wenn man mit den Annahmen der X-Theorie arbeitet. Wenn die<br />

Präposition um der Kopf ist, würde man erwarten, dass sie mit einer NP kombiniert wird,<br />

aber das ist nicht möglich:<br />

(252) a. * Er hat dieses Buch um jenes Buch verschlungen.<br />

b. * Er hat ein Buch um ein Buch verschlungen.<br />

96 Zwölf Städte. Einstürzende Neubauten. Fünf auf der nach oben offenen Richterskala, 1987.

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