Grammatiktheorie - German Grammar Group FU Berlin - Freie ...
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366 11 Diskussion<br />
VoiceP<br />
DP Voice ′<br />
Voice VP<br />
DP V ′<br />
V<br />
Mittie agent the dog feed<br />
Abbildung 11.12: Analyse von Strukturen mit transitivem Verb nach Kratzer<br />
(140) a. She/he is very smart, isn’t she/he?<br />
b. They are very smart, arn’t they?<br />
Bender und Flickinger (1999), Flickinger und Bender (2003) schlagen deshalb vor, die<br />
Kongruenzinformation bzw. den referentiellen Index des Subjekts am Satzknoten verfügbar<br />
zu machen. 76 Bei Sag (2007) ist die gesamte Information über Phonologie, Syntax und<br />
Semantik als Wert des Merkmals XARG (EXTERNAL ARGUMENT) repräsentiert. Dabei<br />
steht external argument nicht für dasselbe wie in der GB-Theorie, sondern ist allgemeiner<br />
zu verstehen. Zum Beispiel macht es das Possessivpronomen am Knoten der gesamten NP<br />
zugänglich. Sag (2007) argumentiert, dass man das für die Erzwingung entsprechender<br />
Koreferenzen in englischen Idiomen braucht:<br />
(141) a. Hei lost [hisi /* herj marbles].<br />
b. Theyi kept/lost [theiri /* ourj cool].<br />
Diese Verwendung des XARG-Merkmals sieht aus, als wäre sie eine genaue Entsprechung<br />
des Zugriffs auf die Spezifikatorposition, die wir eben im Zusammenhang mit GB besprochen<br />
haben. Allerdings schlägt Sag vor, Komplemente von Präpositionen im Polnischen<br />
ebenfalls über XARG zugänglich zu machen, da es entsprechende Daten gibt, die nahelegen,<br />
dass übergeordnete Köpfe auf Elemente im Inneren von PPen zugreifen können<br />
(Przepiórkowski: 1999a, Abschnitt 5.4.1.2).<br />
Im Abschnitt 9.6.1 haben wir bereits gesehen, dass eine solche Theorie, die nur einen<br />
Verweis auf ein Argument am obersten Knoten einer Projektion verfügbar macht, für Idiome<br />
nach dem Muster in (142) keine Analyse liefern kann, denn bei verbalen Köpfen wird<br />
das Subjekt verfügbar gemacht, in Sätzen wie (142) muss jedoch Zugriff auf ein Objekt<br />
76 Siehe auch Sag und Pollard: 1991, 89.<br />
11.7 Lokalität 367<br />
erfolgen. Das heißt, man muss in der Lage sein, über größere Ausschnitte syntaktischer<br />
Strukturen Beschränkungen zu formulieren.<br />
(142) Ich glaube, mich/#dich tritt ein Pferd. 77<br />
<strong>Grammatiktheorie</strong>n mit einem erweiterten Lokalitätsbereich haben mit solchen Daten überhaupt<br />
kein Problem. 78 Ein Beispiel für eine solche Theorie ist TAG. In TAG kann man Bäume<br />
von einer Größe angeben, die genau richtig ist (Abeillé: 1988; Abeillé und Schabes:<br />
1989). Alles Material, das in einem Idiom fest ist, wird einfach in einem Elementarbaum<br />
festgeschrieben. So zeigt z. B. Abbildung 11.13 den Baum für kick the bucket (‘sterben’),<br />
wie es in (143a) vorkommt.<br />
(143) a. The cowboys kicked the bucket.<br />
b. Cowboys often kick the bucket.<br />
c. He kicked the proverbial bucket.<br />
S<br />
NP↓ VP<br />
V NP<br />
kicked D N<br />
the bucket<br />
Abbildung 11.13: Elementarbaum für kick the bucket<br />
Da man in TAG Bäume durch Adjunktion wieder auseinandernehmen kann, kann man<br />
auch wie in (143b,c) Elemente zwischen die Bestandteile des Idioms einsetzen und die<br />
Flexibilität des Idioms bzgl. Adjunktion/Einbettung ist erklärt. 79 Je nachdem ob Lexikonregeln<br />
für Passiv und Fernabhängigkeiten anwendbar sind, kann das Idiom in entsprechenden<br />
Varianten vorkommen.<br />
77 Richter und Sailer: 2009, 311.<br />
78 Oder vorsichtig formuliert: kein großes Problem, denn trivial ist die Behandlung von Idiomen in ihrer ganzen<br />
Buntheit nicht (Sailer: 2000).<br />
79 Interessanterweise sind hier die Varianten der Embodied CxG der TAG recht ähnlich. Die Ditransitiv-Konstruktion,<br />
die wir auf Seite 247 gesehen haben, lässt zu, dass zwischen dem Subjekt und dem Verb noch<br />
anderes Material steht.<br />
Auch die Probleme, die sich für die Semantikkonstruktion ergeben, sind ähnlich. Abeillé und Schabes (1989,<br />
9) nehmen an, dass die Semantik von John kicked the proverbial bucket aus den Teilen John ′ , kick-the-bucket ′<br />
und proverbial ′ berechnet wird, d. h., die eingesetzten Modifikatoren haben immer Skopus über das ganze<br />
Idiom. Das ist nicht für alle Idiome angemessen (Fischer und Keil: 1996):<br />
(i) Er band ihr einen großen Bären auf.<br />
In dem Idiom in (i) steht Bär für Lügengeschichte und das Adjektiv muss auch entsprechend interpretiert<br />
werden. Der entsprechende Baum muss Knoten enthalten, die semantische Information beisteuern, und außerdem<br />
etwas über die Komposition dieser Bestandteile aussagen.<br />
Genauso muss bei der Berechnung der Semantik von Nominalphrasen in TAG und Embodied CxG beachtet<br />
werden, dass das Adjektiv, das mit einer diskontinuierlichen NP-Konstruktion (siehe Seite 245) bzw. einem<br />
NP-Baum kombiniert wird, engen Skopus über das Nomen haben kann (alle mutmaßlichen Mörder).