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Bewegungen befördern, die den Kapitalismus viel ernsthafter in Frage<br />

stellen, <strong>als</strong> sie selbst das können − gegen diese Gefahr richtet sich der<br />

Gewaltapparat des Staates. Die Möglichkeit einer weitergehenden und<br />

umfassenderen Protestbewegung zeigt sich bereits in den letzten Mobilisierungen<br />

vor allem in Spanien aber auch den Massendemonstrationen und<br />

Streiks in Italien.<br />

Zwischen Zivilgesellschaft und Bewegung<br />

Die Akzeptanz, die die Kritik an der »Globalisierung« auch innerhalb der<br />

bürgerlichen Politik und der zugehörigen Öffentlichkeit hat, die Zustimmung,<br />

die die Aktivisten von Clinton, Wolfensohn, Schröder, Stieglitz usw. erhalten<br />

haben, schufen einen Raum, bestimmte Dinge zu artikulieren − und einen<br />

Rahmen, in dem sich die Proteste bewegen können. Hier zeigt sich gleichzeitig<br />

das große Problem der »Bewegung«: wenn sie sich inhaltlich auf<br />

»Antiglob« kanalisieren läßt, und über die entsprechenden Organisationen,<br />

die eine solche Kritik formulieren (Attac) und institutionalisieren, in den<br />

kapitalistischen Staat integrieren läßt, gibt sie nichts <strong>als</strong> den kritischen Dialogpartner<br />

für die Herrschenden ab. Ob in Prag oder in Porto Alegre, ob in<br />

den Reihen von Attac oder in einer der zahllosen NGOs, die die »Globalisierung«<br />

kritisch begleiten und ein wenig »menschlicher« gestalten, die globalisierungskritischen<br />

Netzwerke haben heute oft die Rolle einer global kommunizierenden<br />

Sozialdemokratie, die mit den Institutionen des IWF oder der<br />

Weltbank verwoben ist, und die den sozialen Kitt für die kapitalistische<br />

Entwicklung effektiver liefern kann, <strong>als</strong> es diese Institutionen oder die<br />

korrupten Staats- und Parteiapparate jem<strong>als</strong> könnten.<br />

Aber die »Bewegung« ist auch etwas anderes. Vor allem die jungen AktivistInnen<br />

machen sich auf die Suche nach einer anderen Welt. Sie nehmen<br />

Diskussionen auf, die jahrzehntelang verschüttet waren, und führen sie<br />

weiter. Während der Proteste gelingt es ihnen immer wieder, deutlich zu machen,<br />

dass es ihnen nicht um Integration oder einen Dialog mit dem Staat<br />

geht. Sie lehnen staatliche Vermittlung ab, suchen nach eigenen Aktionsund<br />

Ausdrucksformen und bringen damit einen Protest auf die Straße, dem<br />

es um mehr geht, <strong>als</strong> die menschlichere Gestaltung der alten Ausbeutung.<br />

Uns geht es vor allem um diesen Aspekt. Den Unmut über die kapitalistischen<br />

Zumutungen spüren Menschen weltweit. An vielen Orten haben sie<br />

den Kampf für ein besseres Leben schon aufgenommen, bevor irgendjemand<br />

Juli 2002 21

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