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Bomben <strong>als</strong> Machtanspruch − der USA und des Kapit<strong>als</strong><br />

Die am 7. Oktober 2001 beginnende und bis heute nicht beendete Bombardierung<br />

Afghanistans war keine Reaktion auf den 11.9., sondern die Fortsetzung<br />

und Beschleunigung des strategischen Vorgehens in Zentralasien.<br />

Die ganze Form der Kriegsführung zeigt, daß es zu keinem Zeitpunkt darum<br />

ging, Bin Laden zu fassen oder das Al-Qaeda-Netzwerk zu zerschlagen.<br />

Gemessen an diesem Ziel haben die USA ihren Krieg in Afghanistan verloren,<br />

wie von der bürgerlichen Opposition gegen den Krieg oft betont wird.<br />

Auch im strategischen Sinn läßt sich nicht von einem Sieg sprechen. Das<br />

Dilemma des militärischen Eingreifens in Zeiten der globalen Krise liegt<br />

darin, daß jeder Stabilisierungsversuch an einem Ort weitere Destabilisierung<br />

an anderen Orten nach sich zieht. Im Golfkrieg 1991 hatten die USA ihre<br />

Kontrolle im Mittleren Osten sichern wollen und das schon <strong>als</strong> »Neue<br />

Weltordnung« verkündet. Auf längere Sicht hatten sie damit aber ihre exklusiven<br />

strategischen Beziehungen zum wichtigsten Land in der Region,<br />

Saudi-Arabien, untergraben, was jetzt deutlich wird. Mit der Bombardierung<br />

Afghanistans versuchen die USA, eine langfristige Präsenz in Zentralasien<br />

zu erreichen − und destabilisieren damit zwangsläufig Pakistan, dessen<br />

Regime sie nur mit viel Druck und Geld zum Fallenlassen der Taliban und<br />

zur Beteiligung am »Krieg gegen den Terror« überreden konnten.<br />

Zwischen den USA und den westeuropäischen Ländern herrscht eine<br />

heftige Konkurrenz darum, wie sich diese Länder und Regionen stabilisieren<br />

lassen. Während die EU auf diplomatischen Einfluß und Entwicklungshilfe<br />

setzt (»nation building«), hat sich die Bush-Regierung von Anfang an für ein<br />

stärker militärisches Vorgehen entschieden. Wie schon der Kosovo-Krieg<br />

1999 dient die Bombardierung Afghanistans zugleich der Durchsetzung eines<br />

mehr und mehr nur auf ihrem militärischen Potential beruhenden Machtanspruchs<br />

der USA. In Afghanistan wird das nach Außen <strong>als</strong> Arbeitsteilung<br />

dargestellt: die USA bombardieren, die Europäer laden auf den Petersberg<br />

ein, stellen Polizisten für Kabul und bauen Zelte für Akklamationsveranstaltungen.<br />

Dabei bleibt ihnen, trotz einiger diplomatischer Verstimmungen,<br />

nichts anderes übrig, <strong>als</strong> sich der militärischen Vormachtstellung der<br />

USA unterzuordnen.<br />

In der Kriegsführung übernahmen die USA von Anfang an bis heute die<br />

alleinige Kontrolle − sowohl gegenüber den »verbündeten« Nordallianz-<br />

Milizen, <strong>als</strong> auch gegenüber den beteiligten europäischen Kräften oder der<br />

48 <strong>Wildcat</strong>-Zirkular 64

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