Heft als PDF-Datei - Wildcat
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einer so großen Versammlung geredet haben. Andere machen eher den<br />
Eindruck von Politprofis und sind es leider auch. Obwohl die vielen<br />
linken (vor allem trotzkistischen) Splitterparteien <strong>als</strong> solche nicht auf den<br />
Versammlungen auftreten dürfen, sind ihre VertreterInnen <strong>als</strong> NachbarInnen,<br />
<strong>als</strong> TeilnehmerInnen der asambleas aus den Stadtteilen, anwesend.<br />
Und während sie sich an der Basis der Stadtteile noch eher zurückhalten<br />
(müssen), wittern sie bei diesem Koordinationstreffen die Chance, Leute<br />
zu rekrutieren, Linien durchzudrücken und Politik zu machen. Im Laufe<br />
des April haben sie es mit ihren Machtspielchen fast geschafft, diese<br />
selbstgeschaffene Koordination kaputt zu machen.<br />
Auf der Interbarrial konnten von Anfang an alle Anwesenden mit<br />
abstimmen. Noch Anfang April wird der Vorschlag, dieses Verfahren<br />
durch ein System von wechselnden Delegierten mit dem Mandat ihrer<br />
asamblea zu ersetzen, weil das demokratischer und repräsentativer wäre,<br />
vehement abgelehnt − der Vorschlag riecht zu sehr nach Stellvertretung<br />
und der verhassten ’Politik’. Um die Frage, wie der diesjährige 1. Mai<br />
begangen werden soll − mit zahl- und endlosen Reden aller Sektoren und<br />
Parteien, oder mit einer gemeinsam abgestimmten Rede, aber von wem<br />
vorgetragen?? − entstehen im Laufe des April Auseinandersetzungen, die<br />
mehrfach zu Schlägereien zwischen Mitgliedern zweier trotzkistischer<br />
Parteien auf der Interbarrial führen. Am letzten Sonntag vor dem 1. Mai<br />
findet eine aufgeregte Interbarrial statt, mit mehr TeilnehmerInnen <strong>als</strong><br />
sonst und einem sehr angespannten Diskussionsklima. Diesmal wird der<br />
Vorschlag, nach Mandaten abzustimmen, der ausdrücklich mit den hereingetragenen<br />
Streitigkeiten zwischen Parteiapparaten begründet wird, mit<br />
nur einer Gegenstimme angenommen. Ein Interventionsversuch eines<br />
Parteivertreters wird mit lautstarkem Parolengesang beantwortet: ’Respektiert<br />
die Mandate, Schluß mit den Apparaten’. Falls sich die Interbarrial<br />
von dieser Krise erholt, dann stellt in Zukunft jede asamblea eine/n<br />
RednerIn mit einer Stimme; es sollen aber möglichst viele mitkommen,<br />
um ihre/n Delegierte/n zu kontrollieren. Der Vorschlag, Mandate nicht<br />
pro asamblea, sondern entsprechend der Anzahl der TeilnehmerInnen zu<br />
verteilen (manche haben 20, andere 200 TeilnehmerInnen), wurde nicht<br />
angenommen, da es zu einfach wäre, die Teilnehmerzahl hochzuspielen,<br />
um mehr Mandate zu bekommen.<br />
Wie nach dieser Vorgeschichte zu erwarten, gab es am 1. Mai weder<br />
eine gemeinsame Rede, noch eine gemeinsame Kundgebung. In den Ta-<br />
Juli 2002 21