Heft als PDF-Datei - Wildcat
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Viele RednerInnen sprechen gegen die Gewerkschaftsbürokratie und<br />
für den Gener<strong>als</strong>treik: »Hier wird noch kein Gener<strong>als</strong>treik rauskommen,<br />
aber wir können anfangen, darauf hinzuarbeiten, und wenn wir uns einig<br />
sind, ’dass sie alle abhauen sollen’, dann müssen wir auch sagen, was wir<br />
dafür tun, dass sie wirklich abhauen.« Statt der staatlichen Beschäftigungsmaßnahmen<br />
’Planes Trabajar’ 7 werden ’richtige’ Arbeitsplätze<br />
gefordert und Selbsthilfe durch Besetzungen propagiert: von den 120 000<br />
Arbeitsplätzen, die in Argentinien in den ersten zwei Monaten des Jahres<br />
verlorengegangen sind, wurden 5000 durch die ArbeiterInnen gerettet, mit<br />
Besetzungen, Kooperativen und Selbstverwaltung. 8 Die Anwesenden beschließen<br />
gegenseitige Hilfeleistung: falls eine besetzte Fabrik geräumt<br />
werden sollte, soll das <strong>als</strong> Angriff auf alle von allen beantwortet werden.<br />
Eine gemeinsame Streikkasse wird eingerichtet, und der Anfang gleich<br />
mit einer Sammlung gemacht, damit die Uruguayerinnen eine Rückfahrkarte<br />
kaufen können. Den streikenden LehrerInnen aus Río Negro wird<br />
ebenso Unterstützung zugesagt wie den Bahnarbeitern, die zur Verteidigung<br />
von Arbeitsplätzen und Löhnen warngestreikt haben. Die Gewerkschaftsführung<br />
der Bahnarbeiter wird aber kritisiert, weil sie sich nicht<br />
klar gegen eine Fahrpreiserhöhung ausspricht, die die Unternehmer fordern:<br />
»Wir können nicht unsere Löhne auf Kosten der Lebenshaltungskosten<br />
des ganzen Volkes verteidigen.«<br />
Bei Pepsico Snacks sind im Januar 52 Arbeiterinnen mit befristeten<br />
Verträgen nicht verlängert worden. Gewerkschaftsdelegierte im Betrieb<br />
haben eine Kampagne für ihre Wiedereinstellung angefangen, was von<br />
der Gewerkschaft kritisiert wurde, da die Prekären nicht in ihren Tarifvertrag<br />
und ihre Zuständigkeit fallen. Nun sind auch die Delegierten entlassen<br />
worden. Anwesend sind auch prekär Beschäftigte der Stadtverwaltung<br />
7<br />
Diese Unterstützungszahlungen für gemeinnützige Arbeiten wurden 1989 nach Plünderungen<br />
eingeführt. Es gibt 150 Pesos pro Monat für den Haushaltsvorstand (entsprach früher 150 US-Dollar,<br />
jetzt nur noch etwa 50 Dollar). Die Armutsgrenze für eine vierköpfige Familie liegt jedoch zur Zeit<br />
bei 550 Pesos. Im Oktober 2001 lebten 14,5 Millionen ArgentinierInnen unter der Armutsgrenze; in<br />
diesem Jahr sind nochmal 5,5 Millionen dazugekommen − insgesamt 20 Millionen von 36 Millionen<br />
EinwohnerInnen.<br />
8<br />
Laut Pressemeldungen, zitiert von einem Vertreter von Zanón. 5000 selbstverwaltete Arbeitsplätze<br />
klingt nach viel, ist aber gegenüber der Zahl von verlorengegangenen nur ein Bruchteil, und<br />
außerdem sind hier sämtliche Formen von Überlebensstrategien mit selbstverwalteter Arbeit,<br />
Kooperativen usw. gemeint. Die ArbeiterInnen, die die besetzten Betriebe zum Ausgangspunkt für<br />
Organisierung und weitergehende Kämpfe machen wollen, sind eine kleine Minderheit.<br />
14 Beilage <strong>Wildcat</strong>-Zirkular 64