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F: Bei uns haben die meisten Leute ihre Priorität schon mehr aufs Leben gesetzt <strong>als</strong><br />

auf den Konsum, haben kein dickes Auto, das sie unterhalten müssen oder so.<br />

Entweder studieren sie noch und kriegen Bafög oder Geld von ihren Eltern, oder sie<br />

jobben, oder sie grasen staatliche Stellen ab (Sozialamt, Arbeitsamt o.ä.).<br />

Z: Redet ihr darüber, woher das Geld kommt?<br />

F: Nicht so detailliert. Die meisten schlagen sich halt so durch, so n richtig<br />

geregelten Job hat glaub ich keiner. Wenn ich 40 Stunden die Woche arbeite, hab<br />

ich nix mehr vom Leben. Wir leben nicht <strong>als</strong> Gruppe zusammen, aber die meisten<br />

leben in WGs, besetzten Häusern und Wagenburgen.<br />

M: Das ist genauso wie bei uns mit dem Problem Arbeitengehen und Geld. Viele<br />

haben nur noch einen Studentenstatus, um leicht an Jobs ranzukommen. Als Gruppe<br />

lebt man auch viel billiger: wir zahlen keine Miete, wir kriegen das Brot umsonst,<br />

auf dem Markt kriegen wir das Obst billiger usw. Wenn von zehn Leuten in einem<br />

besetzten Haus zwei oder drei arbeiten, reicht das Geld zum Leben.<br />

Z: Bei uns in den besetzten Häusern hat jeder sein Geld selber behalten …<br />

M: Auch bei uns wird nicht alles geteilt. Wenn die Leute nicht wollen, können sie<br />

ihr Geld auch behalten. Aber real geben ein paar Leute, die mehr verdienen, einen<br />

Teil ihres Geldes für die Allgemeinheit ab. Oder diejenigen, die arbeiten, geben<br />

mehr Geld, weil sie weniger am Haus machen.<br />

Z: … ist gefährlich: der eine arbeitet am Haus, der andere gibt Geld …?<br />

M: Bis jetzt hat niemand eine ständige Arbeit. Die Leute sind noch sehr jung,<br />

zwischen 19 und 25 in der großen Mehrheit.<br />

C: Gibt es Leute, die sagen, ’die Bewegung nimmt so stark zu und es ändert sich<br />

alles, es hat gar keinen Sinn mehr, daß ich an der Uni weiter studiere, wir müssen<br />

unser ganzes bisheriges Leben ändern, alles hinschmeißen und ganz in diese<br />

Bewegung einsteigen.’ Gibt es eine solche Tendenz?<br />

M: Ich würde sagen »ja«, aber das ist relativ. Viele unterbrechen ihr Studium, es<br />

gibt Leute, die nie wieder arbeiten gehen wollen, andererseits ist es fast schon<br />

zynisch, wie wir die Erfahrung unserer Eltern sehen: sie wollten auch die Revolution<br />

machen und sind gescheitert. Viele halten einen Bruch (nicht mehr zu arbeiten usw.)<br />

nicht für die einzig mögliche radikale Strategie. Es gibt in der Bewegung sehr starke<br />

Juli 2002 31

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