Heft als PDF-Datei - Wildcat
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Volk« hat jemand auf die Straße geschrieben. Die Situation ist sehr<br />
angespannt. Der Wirtschaftsminister tritt zurück, aber Präsident Duhalde<br />
bleibt noch im Amt.<br />
Asambleas: Versammlungen auf der Straße<br />
Die wichtigste Neuerung aus dem Dezemberaufstand sind die asambleas<br />
barriales, die Stadtteil- oder Nachbarschaftsversammlungen. So spontan<br />
wie die ersten cacerolazos entstanden sind − die ersten Topfdeckel werden<br />
geschlagen, und dann machen alle mit − haben sich auch die asambleas<br />
entwickelt: Ein paar NachbarInnen stellen sich auf der Straße<br />
zusammen oder setzen sich auf dem Rückweg von der Demo nochmal auf<br />
eine Kreuzung, andere gesellen sich dazu, und schon ist die asamblea und<br />
die Diskussion im Gange. Anfangs haben sich hunderte von Leuten an<br />
solchen Runden beteiligt, und es herrschte an manchen Orten karnev<strong>als</strong>ähnliche<br />
Fiestastimmung. Mit der Zeit haben sie sich organisiert: feste<br />
Tage und Orte einmal pro Woche vereinbart, die Treffpunkte mit Plakaten<br />
und an Wänden bekannt gemacht, Lautsprecheranlagen besorgt. Die<br />
asambleas finden öffentlich und unter freiem Himmel statt, in Parks oder<br />
mitten auf der Straße. Öffentliche Plätze und Straßen für Zusammenkünfte<br />
und Diskussionen zu erobern, ist nicht nur Mittel, sondern auch<br />
Zweck der Veranstaltung. Nur bei Regen wird die asamblea entweder in<br />
einen Raum oder auf den nächsten Abend verlegt.<br />
Am Anfang werden zwei Versammlungsleiter gewählt, die darauf<br />
achten, dass alle zu Wort kommen und sich an die Redezeitbeschränkung<br />
von drei Minuten halten, sowie ein Protokollant, der sämtliche Vorschläge<br />
aufnimmt, damit sie am Ende zur Abstimmung gestellt werden. Diese<br />
Leute sollen nur koordinieren und können jederzeit, <strong>als</strong>o noch am selben<br />
Abend, wieder abgewählt werden, wenn sie sich nicht an die basisdemokratischen<br />
Spielregeln halten. Diese Aufgaben, wie auch die Vertretung<br />
der Stadtteilversammlung auf der Interbarrial, dem wöchentlichen Koordinationstreffen<br />
aller asambleas, sollen rotieren. Die Versammlungen<br />
dauern in der Regel etwa drei Stunden, und der Zeitpunkt für das Ende<br />
wird vorher festgelegt, um zu verhindern, dass durch endlose Debatten<br />
die NachbarInnen vergrault werden und am Schluß nur die Kader der linken<br />
Parteien übrigbleiben. ’Sie sollen alle abhauen’ ist bei den asambleas<br />
Juli 2002 17