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Heft als PDF-Datei - Wildcat

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ten« Trotzkisten mit ihrer Omnipräsenz − die gehen überall hin und mischen sich ein<br />

− sind für mich ein abschreckendes Beispiel. Sie haben Antworten auf alle Fragen,<br />

deshalb können die anderen Leute sich nicht selbst entwickeln. Die hauptberuflichen<br />

Aktivisten geben alles vor, du hast kaum Möglichkeiten, dich selber (intellektuell)<br />

aktiv zu fühlen, das ist genauso wie mit Attac. Die Trotzkisten sind heute überall:<br />

die sind SUD, die sind Attac, die sind Porto Alegre …<br />

»…Wir sind gut organisiert, mehr<br />

an Organisationsstrukturen brauchen wir nicht…«<br />

Fritz: Mitte der 90er Jahre, etwa mit 15, hab ich angefangen, mich für Einpunktthemen<br />

zu interessieren: Umweltschutz, Krieg, Ausländer, Nazis, soziale Themen …<br />

Ich bin mit Freunden zu Demos gegangen, hab Transparente gemalt usw. Dann bin<br />

ich mit Leuten aus dem ML-Spektrum in Kontakt gekommen und so habe ich mich<br />

mit Marx und Lenin auseinandergesetzt. Irgendwann hab ich mich von den Sachen<br />

auch wieder mehr distanziert, weil da zwar gute Ansätze vorhanden sind, aber ich<br />

gerade den Leninismus mit seiner Auffassung, daß die Leute angeführt werden<br />

müssen, doch nicht so gut finde. Für mich steht der selbstorganisatorische Ansatz<br />

im Vordergrund, die Leute müssen selber aktiv werden, selbst die Macht haben.<br />

Auch wenn es vielleicht Leute gibt, die sich mehr mit der Materie beschäftigt haben<br />

und gewisse Impulse geben können, aber das darf nicht so ausarten, daß die dann<br />

die anderen Leute beherrschen. Ich hab mehr und mehr die Illusionen verloren, daß<br />

es sinnvoll sein könnte, die PDS beim Wahlkampf zu unterstützen, oder reformistische<br />

Forderungen zu übernehmen, um die Leute anzusprechen. Ich hab gemerkt, daß<br />

alles im Gesamtzusammenhang Kapitalismus steht und daß es Veränderungen nur<br />

aufgrund von sozialen Protesten gibt und nicht von Parteiaktionen, auch wenn<br />

Verbesserungen im Kapitalismus immer nur im kleinen Umfang möglich sind.<br />

Zum Studium bin ich dann nach Berlin gezogen. Da war mein Interesse für Leute<br />

und Gruppen schon geweckt, die das Ganze in Frage stellen, und ich bin zur linksradikalen<br />

Szene gestoßen. Dann kamen die ganzen Antiglobalisierungsproteste, das<br />

war für mich ein positiver Bezugspunkt, weil sich Leute selber organisieren, weil da<br />

ein Potential von Leuten ist, die gemerkt haben, daß sie selber − sozial, durch<br />

Kriege, durch Umweltveränderungen − vom Kapitalismus betroffen sind. Nach<br />

Seattle bin ich dann gezielt zu einer solchen Gruppe gegangen. Wir haben zu den<br />

nächsten Gipfeln mobilisiert, Göteborg, Genua usw. Ich wollte nicht mehr irgendwelchen<br />

Sachen hinterherlaufen − wie z.B. Antifa, wo Kapitalismus höchstens am<br />

Rande thematisiert wird − sondern etwas machen, wo man radikale Kritik am Sy-<br />

Juli 2002 27

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