Heft als PDF-Datei - Wildcat
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schen Auftrags finden sich allerdings auch in Negris postmodernem »Empire«<br />
und seinem Loblied auf die Besonderheit der amerikanischen Verfassung.)<br />
»Imperial overstretch«<br />
Welche Substanz hat diese Perspektive eines vom US-Imperium beherrschten<br />
Weltsystems? Von antiimperialistischer Seite wird die rechte Debatte<br />
begierig aufgegriffen und <strong>als</strong> weiterer Beleg für ihre Kritik am US-Imperialismus<br />
genommen. Sicherlich sind die USA heute militärisch in einem Maße<br />
dominierend wie es bisher keine Nation im Weltmaßstab war − gemessen an<br />
ihren Rüstungsausgaben und ihren technologischen Möglichkeiten. Aber<br />
wenn aktuell der größte Widerstand gegen einen Angriff auf den Irak aus<br />
dem US-Militär kommt und eingestanden wird, daß es ein halbes Jahr dauern<br />
wird, um die in Afghanistan verschossene Munition zu ersetzen, werden<br />
daran auch die Grenzen dieser Macht sichtbar. In den 90er Jahre hatte es die<br />
us-amerikanische Militärstrategie <strong>als</strong> ihre größte Herausforderung begriffen,<br />
zwei Kriege wie den Golfkrieg gleichzeitig führen zu können. Mit der<br />
Vorstellung eines Imperiums hat das wenig zu tun.<br />
Der moderne kapitalistische Krieg ist ein Krieg der industriellen Produktion,<br />
der Umsetzung industrieller, <strong>als</strong>o spezifisch kapitalistischer Produktivität<br />
in die Destruktivität der Kriegstechnik. Die militärische Dominanz eines<br />
Landes ist letztlich an seine industrielle Kapazität gebunden. Ende der 80er<br />
Jahre prophezeite der Historiker Paul Kennedy den USA das gleiche Schicksal<br />
wie das von Spanien um 1600 oder von England um 1900: seine Wirtschaftskraft<br />
werde mit seinen imperialen Ambitionen nicht Schritt halten<br />
können −»imperiale Überdehnung« (»imperial overstretch«).<br />
In den 90er Jahren revidierte er seine These mit Hinweis auf den beispiellosen<br />
Boom der US-Wirtschaft. Er übersah dabei die Problematik dieses<br />
Booms, der vor allem einer des Kapital- und Güterimports in die USA war,<br />
von dem die auf Sand gebaute »New Economy« und der Börsenboom zehrten.<br />
In den letzten Monaten haben sich die Kapit<strong>als</strong>tröme in die USA<br />
deutlich verlangsamt und die Regierungsökonomen äußern sich erbost<br />
darüber, daß trotz ihrer guten Konjunkturdaten der Dollar immer weiter<br />
abrutscht. Selbst wenn es in den USA jetzt zu einem neuen Konjunkturaufschwung<br />
käme und nicht bloß zu dem vielfach befürchteten »doubledip«,<br />
d.h. einem kurzen Zwischenhoch gefolgt von einem vertieftem Ein-<br />
54 <strong>Wildcat</strong>-Zirkular 64