Heft als PDF-Datei - Wildcat
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können wir unseren Kampf mit den Arbeitern zusammen führen? Während des<br />
Streiks hatten wir uns dieser neuen Gewerkschaft SUD angeschlossen und eine Studentensektion<br />
aufgebaut. SUD ist zwar die übliche »geheime« Trotzkistengründung,<br />
aber interesssant ist, daß sie neue Methoden anwenden: direkte Aktionen wie<br />
Hausbesetzungen, Blockadeaktionen, ein bißchen Sachschaden. Und das hat uns<br />
wirklich interessiert, diese neuen Methoden, die Kreativität in der Sprache usw. Die<br />
Fernfahrer und andere Arbeiter von SUD haben uns während des Streiks auch<br />
geholfen; z.B. haben wir mit ihrer Hilfe in einer Nacht ein Haus auf das Campusgelände<br />
gebaut, um zu zeigen »wir sind da!«<br />
»…daß wir ein Netz von Freunden geworden sind,<br />
und daß aus einem Hobby ein Leben geworden ist…«<br />
Ich fand es interessant, daß wir ganz viele Leute waren, die sich im Streik politisiert<br />
haben und vorher keine Aktivisten gewesen waren. Im Endeffekt haben wir die<br />
feministische Gruppe gegründet und im Mai 1999 ein Festival mit Aktionen,<br />
Debatten, Filmen usw. organisiert. Um auf lokaler Ebene andere Leute kennenzulernen,<br />
haben wir v.a. Kontakt zu Assoziationen aufgenommen, zu Leuten, die sich<br />
zu Energie, Industrie, Verkehr, Frauen, Migranten usw. engagieren. Mit denen<br />
zusammen haben wir das Festival organisiert.<br />
Das erstemal war nicht so gut, sehr schnell organisiert, nicht so viel Publikum usw.,<br />
aber es war interessant und wir hatten so viele Kontakte gekriegt, daß wir uns<br />
entschieden haben, eine richtige Organisation nur für das Festival aufzubauen; das<br />
läuft seither jährlich und dadurch haben wir sehr viele Leute aus vielen unterschiedlichen<br />
Milieus kennengelernt: aus der Antiglobalisierungsbewegung, aus besetzten<br />
Häusern… Von da an gab es eine komische Mischung bei uns zwischen<br />
einer Radikalisierung des politischen Bewußtseins und der praktischen Methoden<br />
(die werden direkter, konfrontativer, auch illegal) − die zweite Richtung war: immer<br />
mehr Kreativität; Kunststudenten, Leute, die tanzten, Malereien, auch mit einer<br />
Kritik der Kunst <strong>als</strong> Institution und <strong>als</strong> Begriff.<br />
Das Festival dauert eine Woche, im Rest des Jahres bereiten wir es vor oder ziehen<br />
Resümee. Außerdem laufen in Frankreich immer irgendwelche Arbeiterkämpfe oder<br />
andere Bewegungen, an denen wir aus Solidarität teilnehmen. Wir arbeiten auch zu<br />
speziellen Themen wie z.B. »kostenloser Transport« (Null-Tarif) und machen dazu<br />
auch Aktionen. Es gibt viele neue Gruppen zu unterschiedlichen Themen; es gibt<br />
verschiedene Zeitungen, andere organisieren Alternativkonzerte, ein Haus hat sich<br />
zum Anti-Psychiatriezentrum erklärt, usw.. Viele von uns haben ihr Studium<br />
Juli 2002 25