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dem Thema Lohnarbeit auseinandersetzt… Manche Leute sind auch in anderen<br />

Gruppen aktiv und machen ohnehin vor Ort etwas, weil es letztenendes auch das einzige<br />

ist, was Sinn macht. Politik fängt konkret im eigenen Leben an. Es geht uns<br />

weniger um Globalisierung, sondern wir sind gegen Kapitalismus an sich, wir wollen<br />

eine herrschaftsfreie Gesellschaft und das ist im Kapitalismus nicht möglich. Wenn<br />

ich nur irgendwo hinfahre und protestiere, droht meine Politik abstrakt zu bleiben.<br />

Wir fordern die Leute ja auch immer auf, daß sie sich selber oder in bestehenden<br />

Strukturen organisieren.<br />

»…Wir hatten mit dieser klassischen<br />

Gipfelmobilisierung angefangen… −…Wir haben recht<br />

schnell gemerkt, daß es nicht dabei bleiben kann…«<br />

Nach Genua gab es eine Zeitlang den Hype einer neuen Bewegung. Es haben sich<br />

einige neue Gruppen gebildet, das ist ein langwieriger Prozeß, eine Entwicklung.<br />

Aber es ist was in Gang gekommen, es befassen sich Leute mit der Thematik, einige<br />

organisieren sich, z.B. haben auch Antifa-Gruppen aufgrund von Genua angefangen,<br />

sich mit der Thematik auseinanderzusetzen. Andererseits war nach Genua ein gewisses<br />

Loch da, vor allem weil die Leute, die das aktiv organisiert haben, relativ wenige<br />

waren. Nach Barcelona ist sehr wenig mobilisiert worden. Ich denk, das hängt auch<br />

damit zusammen, daß die Presse das nach Genua nicht mehr so gepusht hat und daß<br />

auch nicht mehr so viel passiert ist (in Brüssel z.B.).<br />

M: Das ist diesselbe Entwicklung wie bei uns. Man hat das Gefühl, mehr über eine<br />

kollektive Strategie sprechen zu müssen, um zu wissen, wofür man die Sachen<br />

macht. Es wird komplizierter, zu Demos aufzurufen, weil wir nicht mehr wissen,<br />

wozu wir aufrufen. Ist es noch strategisch interessant, Blockaden zu machen mit<br />

vielen Leuten, sich der Repression auszussetzen, wenn wir das Überraschungsmoment<br />

verloren haben? Diese Diskussion läuft gerade bei uns, und deshalb<br />

zweifeln die Leute auch für sich selber: sollen sie selber weiterhin auf solche Demos<br />

gehen? Und dann wird es schwierig, andere Leute hin zu mobilisieren. Für mich hat<br />

die Frage schon nach Prag angefangen. Wir hatten im Vorfeld sehr viel gearbeitet,<br />

viel organisiert, und nach dem Gipfel hatte man das Gefühl, jetzt ist vielleicht<br />

Schluß mit den Mobilisierungen. Es könnte sinnvoll sein, weiterhin zu solchen<br />

Events zu fahren, weil man dort neue, junge Leute kennenlernt − aber die Zweifel<br />

überwiegen seit Prag, und das hat mit der Frage zu tun: wie kriegen wir die globalen<br />

Mobilisierungen lokal auf die Erde?<br />

Juli 2002 29

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