Heft als PDF-Datei - Wildcat
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Zwei gescheiterte Anläufe − die »Enron-Taliban-Cheney-Connection«<br />
Enron hatte 1992 mit dem Bau eines mit Gas betriebenen Stromkraftwerks<br />
im indischen Dabhol in der Nähe von Bombay begonnen. Das Drei-Milliarden-Dollar-Projekt<br />
sollte bis 1997 ein Fünftel des indischen Strombedarfs<br />
decken. Die indischen Behörden waren nicht begeistert, da der dort erzeugte<br />
Strom das drei- bis siebenfache des Stroms aus anderen Quellen kosten<br />
sollte. Selbst die Weltbank hatte wegen der hohen Kosten vor dem Projekt<br />
gewarnt. Enron spannte US-Staatsmänner und -Diplomaten ein, die 1994 und<br />
1995 Druck auf die indische Regierung ausübten, dem Projekt zuzustimmen<br />
− was sie dann auch tat −,während der Konzern selber Schmiergelder zahlte.<br />
Längerfristig konnte das Projekt aber nur rentabel laufen, wenn es eine<br />
Anbindung von Dabhol an billige Erdgaslieferungen aus Zentralasien gab.<br />
Im November 1997 waren die Taliban auf Einladung der Ölfirma Unocal in<br />
Houston, und das Projekt einer Gaspipeline von Turkmenistan durch<br />
Afghanistan und Pakistan nach Indien schien unter Dach und Fach zu sein.<br />
Aber die Verhandlungen zogen sich hin. Ihr Scheitern wird in den<br />
meisten Darstellungen auf die Anschläge am 7.8.98 auf die US-Botschaften<br />
in Kenia und Tanzania und die folgenden Raketen-Angriffe der Clinton-<br />
Regierung auf Bin-Laden-Lager in Afghanistan zurückgeführt. Zwei andere<br />
Aspekte werden dabei unterschlagen. Über den Bau von Pipelines durch<br />
Afghanistan gab es eine harte Konkurrenz zwischen dem argentinischen<br />
Ölkonzern Bridas und der amerikanischen Unocal. Die Taliban verlangten<br />
in den Verhandlungen nicht nur Lizenzgebühren für die Durchleitung,<br />
sondern auch die Entwicklung von Infrastruktur und die Möglichkeit der<br />
Nutzung der Pipelines für den afghanischen Energiebedarf. Bridas wollte<br />
diesen Forderungen nachgeben, war aber von Unocal ausgebootet worden.<br />
Die texanische Firma lehnte die Forderungen der Taliban ab und bestand auf<br />
einer reinen Transitleitung. Der zweite Aspekt ist die Entwicklung des<br />
Ölpreises: er war 1998 aufgrund der Asienkrise auf ein historisches Tief von<br />
13 Dollar pro Barrel gefallen, womit sich die Frage der billigen Ersatzversorgung<br />
etwas entspannte. Darüberhinaus könnte auch der Einfluß Saudi-<br />
Arabiens bzw. bestimmter Kreise des saudischen Herrscherclans eine Rolle<br />
gespielt haben: der leichtere Zugang zu den zentralasiatischen Öl- oder<br />
Gasreserven hätte die ohnehin schon angeschlagene Dominanz der saudischen<br />
Ölförderung auf dem Weltmarkt weiter untergraben.<br />
Das Pipeline-Projekt wurde von Unocal 1998 fallengelassen. Enron<br />
Juli 2002 41