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lich einzukreisen, die Einwanderung zu regulieren. Dadurch hat sich eine<br />

Einwanderungs-Bürokratie herausgebildet, wie wir sie aus der BRD kennen.<br />

Zur Jahreswende 1998/99 hat die Regierung ein neues Migrationsgesetz<br />

lanciert: Kriminalisierung der heimlich Eingereisten, der kommerziellen<br />

Fluchthilfe und der Beschäftigung von Illegalen, und »rigorose<br />

Kriterien bei der Selektion von Ausländern, wenn sie sich niederlassen<br />

wollen«. Zwei Jahre zuvor war genau das gleiche Gesetz im Parlament<br />

gescheitert, nur ein Paragraf wurde 1998 nicht wieder vorgelegt: finanzielle<br />

Belohnung für die Anzeige einer Person ohne legalen Aufenthalt.<br />

Seit 1997/98 verschärfen Polizei, Politiker und Medien die Hetze<br />

gegen die lateinamerikanischen ImmigrantInnen: z.B. nahm allein das<br />

Kommissariat des Viertels Once (Innenstadt) 1998 täglich durchschnittlich<br />

52 NichtargentinierInnen fest, insgesamt 12 500. Offiziell wurden 1998 ca.<br />

5 000 Personen abgeschoben. Im Januar 1999 verhaftete die Polizei von<br />

Buenos Aires in einer Woche 1 500 illegale lateinamerikanische Migranten.<br />

1998 bekam Siemens einen Großauftrag zur Herstellung neuer Ausweise,<br />

Errichtung von Wahlregistern (vergleichbar mit Landeseinwohnerämtern)<br />

und zur Ausstattung von 175 Grenzübergängen mit Kontrollinformatik.<br />

Zugleich verschärft sich der allgemeine Rassismus auf der Straße gegen<br />

indianisch Aussehende. Der Rassismus der aus Europa Eingewanderten<br />

hatte immer etwas Absolutes: die Existenz von Menschen indianischer<br />

Abstammung wird bis heute in breiten Kreisen schlichtweg geleugnet. Es<br />

gebe keine Argentinier indianischer Herkunft, war und ist Mehrheitsmeinung.<br />

Die halblegale Einwanderung und die Kontrolle von Aufenthalt und<br />

Arbeit in der Region hat einen Markt an informellen Dienstleistungsagenturen<br />

geschaffen, in der Vermittlungslücke zwischen Behörden und Migranten.<br />

Schon bei der Einreise beginnt das Geschäft der Agenturen. Als Touristen<br />

Einreisende müssen 1 500 $ vorweisen. Für eine Stunde kann man<br />

sich das Geld z.B. von Busgesellschaften borgen, zu einer Leihgebühr<br />

von 10 Prozent. Eine behördliche Wohnsitz-Anmeldung von MigrantInnen<br />

in Buenos Aires kostet 200 $. Man braucht u.a. eine Geburtsurkunde, ein<br />

Führungszeugnis und eine Einreisebestätigung. Es gibt Kleinunternehmen,<br />

die für ein Mehrfaches der 200 $ alles erledigen, noch dazu, ohne<br />

dass man Monate, wenn nicht Jahre bei den Behörden warten muss. …<br />

Auszug aus: »Argentinien 2002 − Arbeitspapier der Materialien für<br />

einen neuen Antiimperialismus, März 2002« − vollständige Fassung:<br />

http://www.materialien.org/americas/argentina/Argentinien2002.html<br />

Juli 2002 7

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