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ter@s 3 , die Bewegung der arbeitslosen ArbeiterInnen, die sich seit Mitte<br />

der 90er Jahre organisieren und immer wieder mit großen Blockaden das<br />

Land lahmlegen, sowie die ArbeiterInnen der besetzten Betriebe. Auf der<br />

anderen Seite die sogenannte Mittelschicht: sie ist im Dezemberaufstand<br />

zum ersten Mal massenhaft auf die Straße gegangen, wo sie die piqueter@s<br />

getroffen und gemeinsam mit ihnen die Regierung gestürzt hat.<br />

Seitdem organisiert sich die Mittelschicht in Nachbarschaftsversammlungen<br />

auf der Straße und probiert Basisdemokratie aus, und ’Betrogene<br />

SparerInnen’ fordern vor den Banken ihr Geld zurück.<br />

Argentinien hatte das Image eines reichen und ’weissen’ Landes − ein<br />

Musterland des Neoliberalismus, wo alle von europäischen Einwanderern<br />

abstammen und wo eine breite Mittelschicht gut lebt. Auch wir haben den<br />

Artikel zum Aufstand mit diesem Bild eingeleitet, das wir inzwischen<br />

aber für fragwürdig halten; es dürfte eher dem Selbstbild der meinungsmachenden<br />

Schichten entsprechen, <strong>als</strong> der Realität. Wenn man die Innenstadt<br />

von Buenos Aires in Richtung Stadtrand verläßt, sieht das Panorama<br />

zunehmend arm und ’lateinamerikanisch’ aus (siehe S. 6 - 7). Bei einer<br />

Aktion von piqueter@s, die vor einem Supermarkt am Stadtrand demonstrieren<br />

und Lebensmittel fordern, sieht kaum jemand ’europäisch’ aus −<br />

das Bild könnte ebensogut aus Bolivien stammen − und diese Armut ist<br />

auch nicht erst in den letzten Krisenjahren entstanden.<br />

Richtig ist an dem Bild vom reichen Land, dass der Lebensstandard<br />

in Argentinien im Vergleich zu anderen lateinamerikanischen Ländern<br />

hoch war, und dass es eine breite ’Mittelschicht’ gab, d.h. eine breite<br />

Schicht von Menschen mit geregelter Arbeit und einem Einkommen, von<br />

dem sie halbwegs gut leben konnten, und mit dem sie sich abgesichert<br />

fühlten. Diese vermeintliche Sicherheit ist in den letzten Jahren zusammengebrochen.<br />

Die Krise bedeutet für die sogenannten Mittelschichten<br />

Verarmung, und für die, die schon vorher arm waren, krasse Verelendung.<br />

Die Situation in Argentinien ist kompliziert und widersprüchlich. Das<br />

folgende ist mein Versuch, ein wenig Ordnung in das Chaos der vielen<br />

und so verschiedenen Eindrücke zu bringen.<br />

3<br />

Von piquete − Streikposten. Statt vor Betrieben errichten die Arbeitslosen ihre Streikposten auf<br />

den großen Überlandstraßen.<br />

Juli 2002 3

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