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Heft als PDF-Datei - Wildcat

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Teilnahme an ihr −’richtige Arbeit’ statt der Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen<br />

für lächerliche Unterstützungszahlungen, die der Staat anzubieten<br />

hat. Die Fabrikbesetzungen sind in erster Linie Überlebensstrategien in<br />

der dramatischen Krisensituation, keine Strategie des Klassenkampfs. Sie<br />

könnten jedoch innerhalb der defensiven Situation zu Kristallisationspunkten<br />

für neue Ansätze von Kämpfen werden. Die ArbeiterInnen von<br />

Zanón und Brukman tun einiges dafür, dass dies passiert.<br />

Bei Brukman, einer Fabrik für Herrenkonfektion mitten in Buenos<br />

Aires, haben 115 Arbeiterinnen, überwiegend Frauen gearbeitet. Schon<br />

seit Wochen waren nur noch Teile des Lohns bezahlt worden; mal 50 Pesos<br />

(dam<strong>als</strong> noch 50 US$, heute etwa ein Drittel), mal aber auch nur fünf<br />

pro Woche. Dann wird den Arbeiterinnen gesagt, sie bräuchten nicht<br />

mehr zu kommen, weil es keine Arbeit mehr gäbe. Sie organisieren ein<br />

Treffen und beschliessen, zwecks Rettung ihrer Arbeitsplätze die Fabrik<br />

zu besetzen. Die Besitzer erscheinen und erklären, dass sie kein Geld<br />

mehr haben, übergeben den Arbeiterinnen den Schlüssel und machen sich<br />

mitsamt Geschäftsleitung und Vorarbeiterinnen aus dem Staub. Zehn<br />

Tage lang suchen die Arbeiterinnen per Presse und Ministerium ihre<br />

verschwundenen Ausbeuter. Dann machen sie die erste Straßenblockade<br />

und beginnen, Produktion und Verkauf selbst zu organisieren. Teilweise<br />

beliefern sie die alten Kunden, und daneben verkaufen sie in einem<br />

eigenen Laden zu viel niedrigeren Preisen <strong>als</strong> früher.<br />

Drei bis viermal pro Woche treffen sich die Arbeiterinnen zu einer<br />

Versammlung im Betrieb, bei der sie die Arbeit organisieren, die politischen<br />

Aufgaben verteilen und alle Entscheidungen treffen. Sie haben eine<br />

Kommission von sechs Personen gewählt, die sie nach außen vertritt. 54<br />

Arbeiterinnen machen die Besetzung mit. Alle verdienen jetzt den gleichen<br />

Lohn von 150 Pesos pro Woche. Sie sagen, dass sie eigentlich zu<br />

wenige sind, um die ganze Arbeit und alle sonstigen Aktivitäten hinzukriegen.<br />

Sie versuchen, ihre früheren Kolleginnen, die sich noch nicht<br />

trauen, zum Mitmachen zu gewinnen. Platz wäre für bis zu 400 Arbeiterinnen,<br />

und zur Erweiterung der Produktpalette schlagen sie gemein-undnützliche<br />

Dinge wie Bettlaken für Krankenhäuser oder Schulkittel vor.<br />

Sie wollen den Betrieb nicht selbst − mitsamt der Schulden − <strong>als</strong> Kooperative<br />

übernehmen, sondern fordern die Verstaatlichung unter Arbeiterkontrolle,<br />

und wenn der Staat den Laden nicht übernehmen will, dann soll<br />

er sie wenigstens einfach da weiterarbeiten lassen.<br />

10 Beilage <strong>Wildcat</strong>-Zirkular 64

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