Heft als PDF-Datei - Wildcat
Heft als PDF-Datei - Wildcat
Heft als PDF-Datei - Wildcat
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Im Oktober gab es regionale Streiks, am 5. und 6. November wieder<br />
einen landesweiten. Auch diese wurden von der CGIL und kleineren<br />
Gewerkschaften kontrolliert. Anfang Dezember kam es zu ersten spontanen<br />
Gleisblockaden. »Die Parole ging um, dass es Zeit ist, was zu machen.<br />
Alle sind dann auf die Gleise«, erzählt einer der Arbeiter. Die CGIL<br />
konnte das nur durch das Versprechen beenden, man werde dafür sorgen,<br />
dass es keine Entlassungen und einen Tarifvertrag geben werde: »Die<br />
Gewerkschaft begann, Angst zu bekommen.« Außerdem verschob die FS<br />
unter dem Druck die Übergabe an die neuen Firmen auf Ende Februar.<br />
Anfang Februar beschloß die CGIL einen neuen Streik am 18. und<br />
19. − sie verlor aber wieder die Initiative: Am 7. beschlossen die Mailänder<br />
ReinigungsarbeiterInnen auf einer Versammlung einen Bummelstreik.<br />
Sie waren wütend, weil sich nichts bewegte und ihre Entlassungen<br />
bevorstanden, ohne dass sie wussten, wie es weiter geht. Bei den folgenden<br />
Aktionen machten etwa 80 Prozent aller ArbeiterInnen mit. Sechs Tage<br />
lang wurde überhaupt nicht gearbeitet. Die Züge liefen in die Bahnhöfe<br />
ein und die meisten fuhren ungeputzt wieder raus − lotta sporca (dreckiger<br />
Kampf). Die FS versuchte, Eisenbahner für die Putzarbeiten einzusetzen,<br />
was aber scheiterte, weil die Streikenden von Bahnhof zu Bahnhof<br />
zogen, um die Einhaltung des Streiks zu kontrollieren. Die CGIL hatte in<br />
diesen Tagen nichts zu melden. Einige Basisgewerkschafter der CUB waren<br />
mit den Arbeitern unterwegs. Aber die Dynamik ging von den selbstorganisierten<br />
Aktionen aus: den Versammlungen, den Kundgebungen, den<br />
Streik-Kontrollen.<br />
Als bei einer Versammlung der CGIL im Hauptbahnhof ein Funktionär<br />
erklärte, dass die FS weiter Eisenbahner für Putzarbeiten einsetzen<br />
wollte, stand er dreißig Sekunden später alleine mit seinem Megaphon da.<br />
Die ArbeiterInnen hatten sofort die Gleise besetzt. Die Blockade dauerte<br />
etwa acht Stunden. Als am nächsten Tag die Aktion in anderen Städten<br />
bekannt wurde, gab es auch dort Gleisbesetzungen und Demos. Die<br />
Stimmung war sehr kämpferisch.<br />
Als kurz vor dem vorgesehenen Streik am 18. und 19. Februar die<br />
Übergabe an die »neuen« Putzfirmen erneut verschoben wurde − auf Anfang<br />
Mai − blies die CGIL den Streik ab und verkündete, sie werde weiter<br />
über einen Tarifvertrag verhandeln. Die Arbeiter beendeten daraufhin<br />
den Bummelstreik und die Blockaden. Gewonnen war nichts, vielmehr<br />
kündigte die FS Klagen gegen die bekannten Gleisblockierer an.<br />
Juli 2002 35