Heft als PDF-Datei - Wildcat
Heft als PDF-Datei - Wildcat
Heft als PDF-Datei - Wildcat
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
nächste Jahr um 48 Mrd. Dollar entspricht etwa dem doppelten des<br />
italienischen oder anderthalbfachen des deutschen Militärhaushalts). Jüngster<br />
und scheinbar grotesker Ausdruck dieses Ringens um Vormachtstellung im<br />
Weltsystem ist der Konflikt um den Internationalen Strafgerichtshof. Um<br />
ihre Ablehnung einer solchen supranationalen Instanz zu unterstreichen,<br />
wurde ein Gesetz verabschiedet, das die militärische Intervention in den<br />
Niederlanden (dem Sitz des Gerichtshofs) für den Fall ermöglicht, daß ein<br />
us-amerikanischer Staatsbürger vor ihm angeklagt wird.<br />
Befinden sich die USA auf dem Weg zu einer imperialen Weltmacht,<br />
oder entspringt ihre Kriegspolitik umgekehrt aus ihrem krisenhaften Niedergang<br />
<strong>als</strong> hegemoniale Macht im kapitalistischen Weltsystem? Der »Kalte<br />
Krieg« ist zwar zu Ende, aber die »Neue Weltordnung« die Bush sen. 1991<br />
vorschnell ausgerufen hatte, ist nicht in Sicht.<br />
Das Vorgehen der USA steht in immer deutlicherem Widerspruch zu der<br />
Vorstellung, nation<strong>als</strong>taatliche Macht werde mehr und mehr an supranationale<br />
Organisationen wie die WTO, den IWF, die UNO oder die NATO<br />
übergehen. In dem <strong>als</strong> »Globalisierung« dargestellten Angriff auf die Arbeiterklasse<br />
hatten die Staaten sich selber <strong>als</strong> Opfer eines übermächtigen Prozesses<br />
dargestellt, um ihre Krisenangriffe <strong>als</strong> Sachzwänge darstellen zu<br />
können. Richtig an diesem Bild ist nur zweierlei: Staaten sind nie für sich<br />
allein »souverän«, sondern nur im Zusammenhang eines weltweiten Staatensystems,<br />
in dem es ein deutliches Machtgefälle gibt. Und zweitens können<br />
Staaten <strong>als</strong> politische Ebene der kapitalistischen Gesellschaft nie »souverän«<br />
in dem Sinne sein, wie es der globalisierungskritische Ruf nach einem<br />
»Primat der Politik« über die Ökonomie unterstellt. Sie können lediglich<br />
einen Verwertungsprozeß absichern und moderieren, dessen Entwicklung<br />
außerhalb der Reichweite ihrer Steuerungsmöglichkeiten liegt. Aber »Souveränität«<br />
im eingeschränkten staatlichen Sinne ist in letzter Instanz an das<br />
Gewaltmonopol von Staaten gebunden, auch wenn dies im Globalisierungsdiskurs<br />
der 90er Jahre mit seinen Illusionen von Marktwirtschaft und Zivilgesellschaft<br />
oft vergessen wurde. Organe wie der IWF oder die WTO sind<br />
rein vertragliche Vereinbarungen zwischen Staaten, die dadurch nie auf ihr<br />
Gewaltmonopol verzichteten. Und damit sind sie selber abhängig von den<br />
Machtbeziehungen zwischen den Staaten, die sie bilden. Im Detail läßt sich<br />
das an der Ausrichtung von internationalen Organisationen wie dem IWF<br />
oder der WTO zeigen, die Instrumente der mächtigeren Staaten bei der<br />
Durchsetzung ihrer Verwertungsinteressen sind.<br />
52 <strong>Wildcat</strong>-Zirkular 64