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lockiert. In Mailand kletterten einige ArbeiterInnen auf das Dach des<br />

Hauptbahnhofs, hängten Transparente runter und begannen einen Hungerstreik.<br />

Die Forderung war: Verträge für alle, keine Lohnsenkung. Am<br />

24. April gab es eine Versammlung und einen Umzug über die Bahnsteige,<br />

bei dem die ArbeiterInnen die Gleise besetzen wollten. Sie hatten<br />

gehört, dass in anderen Städten (Venedig, Triest, Cagliari, Ancona, Catania…)<br />

schon Blockaden liefen. Die CUB-Gewerkschafter haben sie aber<br />

beim Versuch, auf die Gleise zu gehen, zurückgehalten. Sie hatten ja mit<br />

der CGIL die Absprache getroffen, erst nach dem zweitägigen Streik<br />

weitere Aktionen zu machen. Sie wollten diese Absprache nicht brechen<br />

und versprachen sich von der gemeinsamen Aktion am nächsten Tag auch<br />

mehr. Die Arbeiter waren zwar sauer auf die CUB-Gewerkschafter, aber<br />

die Entschlossenheit war raus und die Leute blockierten nicht.<br />

In der Nacht auf den 25. April kam aus Rom die Nachricht, die Verhandlungen<br />

seien gescheitert. Einige ArbeiterInnen sind sofort vom Hauptbahnhof<br />

aus die anderen Bahnhöfe abgefahren, um die Nachtschicht zur<br />

Fortsetzung des Streiks aufzufordern (der war ja offiziell am 25. April<br />

vorbei). Morgens um sechs Uhr tauchten dann CGIL-Funktionäre am<br />

Hauptbahnhof auf und redeten von einem erfolgversprechenden Fortschritt<br />

bei den Verhandlungen in Rom. Die Leute sollten wieder arbeiten,<br />

der Kampf sei gewonnen. Tatsächlich gab es nur vage Absichtserklärungen<br />

(so wenige Entlassungen wie möglich…). Nach und nach kamen mehr<br />

ArbeiterInnen, da für den Morgen eine Versammlung angesetzt war.<br />

Einige verstanden nicht genau, worum es ging − wie schon erwähnt<br />

sprechen viele der MigrantInnen kein oder kaum Italienisch. Bei den<br />

anderen entbrannten hitzige Diskussionen. Die meisten Redner erklärten,<br />

dass das CGIL-Papier nichts wert war. Immer wieder wurde betont, ohne<br />

definitive Zusagen und Unterschriften sei nichts geklärt. Die CGIL wolle<br />

nur den Streik beenden, sie dagegen wollten die Aktionen fortsetzen. Niemand<br />

wollte direkt zu Gleisblockaden aufrufen - immerhin standen die<br />

Bullen noch rum und so eine Blockade ist auch in Italien eine Straftat.<br />

Aber es war die Rede davon, dass am Vortag in anderen Städten Blockaden<br />

stattgefunden hatten. Bei ihrem Versuch, die Arbeiter von weiteren<br />

Aktionen abzuhalten, entblödeten sich die CGIL-Gewerkschafter nicht,<br />

diese zu verhöhnen: »Macht doch weitere Aktionen. Ohne uns kommt ihr<br />

nicht weit. Wir verhandeln doch....«.<br />

Juli 2002 37

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