Heft als PDF-Datei - Wildcat
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Auf anderen (Rangier-)Bahnhöfen werden die Pendlerzüge geputzt.<br />
Dafür ist mehr Zeit (außer wenn sie Verspätung haben), aber dafür müssen<br />
die ArbeiterInnen jeden Tag kilometerweit laufen, um diese Züge zu<br />
erreichen. Dann sind da noch die italienischen Langstreckenzüge (Mailand-Neapel,<br />
Mailand-Siracusa usw.), in denen die Reisenden die Nacht<br />
verbringen und die entsprechend vermüllt sind. Da putzen Gruppen von<br />
drei oder vier ArbeiterInnen einen Waggon, den sie buchstäblich desinfizieren<br />
müssen. Eine weitere Gruppe, diesmal nur von Festangestellten,<br />
meistens mit italienischem Pass, machen auf einer speziellen Anlage die<br />
»radikale« Säuberung von Zügen, z.B. die chemische Reinigung der<br />
Achsen, der (gesprayten) Außenwände, der Sitze, usw...<br />
»Es ist eine Arbeit, bei der du quasi nie fertig wirst. Sie ist gefährlich,<br />
vor allem, wenn du auf den Rangierbahnhöfen putzt, wo die Züge auch<br />
ohne Ankündigung abfahren, während du die Mülltüten ein- und ausladen<br />
oder das Wasser nachfüllen musst,« erzählt einer der Arbeiter. Ein anderer<br />
aus Marokko erzählt, dass es auch zu rassistischer Anmache kommt.<br />
Von den Vorarbeitern, die ihn antreiben, aber auch von einigen der<br />
älteren »italienischen« Arbeiter, die über die »Ausländer« schimpften,<br />
weil diese die Arbeit nicht richtig machten. Für ihn <strong>als</strong> Ausländer wäre<br />
sowieso klar, dass er nach einem Monat wieder rausfliegt.<br />
Auseinandersetzungen<br />
Als im September 2001 die Aufträge neu vergeben wurden, hatten sich<br />
dieselben Firmen wie in den Jahren zuvor beworben, aber es kam zu einer<br />
Neuverteilung. Den Zuschlag in Mailand bekam nicht mehr Gorla, die<br />
bisher den größten Teil der Arbeit erledigt hatte, sondern Mazzoni. Für<br />
die ArbeiterInnen war klar, dass Gorla sie entlassen und Mazzoni nur<br />
einen Teil − zu schlechteren Bedingungen − einstellen würde.<br />
Der Kampf, der dann im Herbst 2001 losging, war der erste Streik in<br />
der Branche seit 25 Jahren, für die meisten <strong>als</strong>o die erste Mobilisierung<br />
in einem solchen Rahmen überhaupt.<br />
Am 25. 9. organisierten die Gewerkschaften unter Leitung der CGIL<br />
(größte Gewerkschaft, DS-nahe) einen eintägigen Streik und eine Demo<br />
in Rom mit 5 000 Leuten. Hauptforderung war die Übernahme aller und<br />
ein Tarifvertrag. Bei der Aktion wurden sie von den Reinigungsfirmen<br />
unterstützt, die mit dem Ausschreibungsergebnis unzufrieden waren.<br />
34 Beilage <strong>Wildcat</strong>-Zirkular 64