22.09.2013 Aufrufe

Heft als PDF-Datei - Wildcat

Heft als PDF-Datei - Wildcat

Heft als PDF-Datei - Wildcat

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

präsentieren zu können. Die linken Diskussionen über Imperialismus und<br />

»Empire« sind in gleicher Weise Ausdruck dieser Unklarheit, wie die rechten<br />

Vorschläge für einen selbstbewußten neuen Imperialismus oder Kolonialismus,<br />

die nach den Anschlägen vermehrt auftauchten. Die Unklarheit<br />

besteht aber nicht nur darin, welche Machtkonstellation die zukünftige<br />

Weltordnung bilden könnte, sondern ob eine globale Ordnung des Kapit<strong>als</strong><br />

überhaupt noch eine Perspektive hat.<br />

Exkurs: Imperialistische Konkurrenz oder Klassenantagonismus<br />

Im ersten Teil des Artikels wurde betont, daß der Krieg in Afghanistan<br />

Moment der Durchsetzung von Klassenverhältnissen ist und daß Öl nicht<br />

einfach ein umstrittener Gebrauchswert, sondern zentrales Schmiermittel des<br />

heutigen Verwertungsprozesses ist. Der Frage nach den unterschiedlichen<br />

Interessen der USA, des europäischen Wirtschaftsblocks oder anderer Länder<br />

und der Konkurrenz zwischen diversen Ölfirmen wurde dabei wenig<br />

Aufmerksamkeit geschenkt. In der Linken hat es wieder Konjunktur, sich<br />

den Weltlauf aus der Konkurrenz zu erklären, z.B. aus der ökonomischen<br />

Rivalität zwischen Dollar- und Euro-Zone. Die Konkurrenz wird dem Bezug<br />

auf »das Kapital« <strong>als</strong> einem bestimmten historischen Klassenverhältnis<br />

entgegengesetzt. Aber Konkurrenz und Klassenverhältnis sind zwei zusammengehörende<br />

Momente des einen Kapitalverhältnis, das unsere Lebensweise<br />

bestimmt. Das Kapital, <strong>als</strong> antagonistisches Verhältnis zwischen<br />

Produzenten und ihren eigenen verdinglichten Produktionsverhältnissen, ist<br />

kein handelndes Subjekt wie eine Regierung oder eine Firma. Es ist eine<br />

historisch vergängliche Struktur, in der sich die konkurrierenden Subjekte<br />

mit ihren jeweiligen Interessen immer schon bewegen. Das bedeutet umgekehrt,<br />

daß sich diese Struktur nur durch und in der Bewegung der Konkurrenz<br />

erhält und entwickelt.<br />

Die afghanischen Warlords, nationale Regierungen oder internationale<br />

Ölkonzerne können sich einbilden, nur ihre eigenen, besonderen Interesse zu<br />

verfolgen. Ihnen muß nicht bewußt sein, wie sie mit ihrem Morden und ihren<br />

Vertreibungen Voraussetzungen einer kapitalistischen Ökonomie schaffen.<br />

Eine Regierung kann sich einbilden, sie verfolge nur ihre nationalen Ziele,<br />

aber <strong>als</strong> kapitalistische Staatsgewalt wird sie dabei immer zugleich die<br />

Absicherung kapitalistischer Verhältnisse betreiben müssen. Die Darstellung<br />

der Konkurrenz greift zu kurz und erklärt nichts, wenn sie nicht zu den<br />

Juli 2002 37

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!