Heft als PDF-Datei - Wildcat
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gangspunkt für die heftigen Auseinandersetzungen mit der Polizei, die<br />
Ende April in mehreren Provinzen stattfinden, sind ebenfalls Mobilisierungen<br />
von Beschäftigten des Öffentlichen Dienstes.<br />
Die Gewerkschaften des Öffentlichen Dienstes (ATE) und der LehrerInnen<br />
(CTERA) gehören dem Dachverband CTA an, der vor zehn Jahren<br />
<strong>als</strong> Alternative zur peronistischen CGT gegründet wurde, mit kämpferischer<br />
Rhetorik und einem offeneren Organisationsmodell (hier können<br />
sich auch Arbeitslosengruppen oder gewerkschaftsuntypische ArbeiterInnen<br />
wie Prostituierte organisieren). Aber die Hoffnung auf eine kämpferische<br />
Organisation wurde schnell enttäuscht, und mußte spätestens mit der<br />
Ablösung der Regierung von Menem (Peronist) durch De La Rúa mit<br />
seiner von der CTA unterstützten Alianza begraben werden. Sämtliche<br />
ArbeiterInnenkämpfe − wie auch der Streik und die Ausweitungsversuche<br />
der LehrerInnen − müssen gegen die Gewerkschaftsführungen durchgesetzt<br />
werden, die nur <strong>als</strong> ’Gewerkschaftsbürokratie’ oder kurz <strong>als</strong> ’die<br />
Bürokratie’ bezeichnet werden. In einigen Betrieben und Gewerkschaften<br />
gibt es oppositionelle Delegierte oder Gruppen, und die Motorradkuriere<br />
haben die erste (und bisher einzige) unabhängige Gewerkschaft (SIMeCa)<br />
gegründet. Aber die meisten Kämpfe sind Defensivkämpfe gegen Entlassungen<br />
oder wegen nicht gezahlter Löhne. Das Ende der Gewerkschaftsbürokratie<br />
und der unbefristete Gener<strong>als</strong>treik sind eine beliebte Parole bei<br />
Demonstrationen, die aber von der Realität wohl doch noch ziemlich weit<br />
entfernt ist. Im Zentrum der Versuche, sich <strong>als</strong> ArbeiterInnen unabhängig<br />
zu organisieren, stehen die besetzten Fabriken.<br />
Brukman und Zanón unter Arbeiterkontrolle<br />
Dem Beispiel der ArbeiterInnen der Keramikfabrik Zanón in der Provinz<br />
Neuquén, die schon am 2. Oktober letzten Jahres die Fabrik besetzt<br />
haben, folgten am 18. Dezember die Textilarbeiterinnen von Brukman in<br />
Buenos Aires. Inzwischen sind noch weitere Betriebe, die vor der Pleite<br />
standen und von den Besitzern verlassen wurden, von den ArbeiterInnen<br />
besetzt und ans Laufen gebracht worden. Die Kämpfe sind defensiv. »Wir<br />
wollen arbeiten« steht riesengroß an der Brotfabrik Panificación 5, die<br />
Mitte April in einem Vorort von Buenos Aires besetzt worden ist. Hier<br />
wird nicht das Ende der Ausbeutung gefordert, sondern zunächst nur die<br />
Juli 2002 9