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Evaluation in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit - HWWI

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110 Axel Borrmann & Re<strong>in</strong>hard Stockmann<br />

Stellt man diesen Angaben die <strong>in</strong> <strong>der</strong> vorliegenden Systemprüfung ermittelten Werte<br />

gegenüber, so zeigt sich e<strong>in</strong> ähnliches Bild (vgl. Tabelle 2): Auch die <strong>deutschen</strong> EZ-<br />

Organisationen geben für unabhängige <strong>Evaluation</strong>en <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel nur Promille-Anteile<br />

aus. Lediglich BGR, EED und PTB wenden e<strong>in</strong> und mehr Prozent ihres Portfolios (jährliche<br />

Ausgaben für Projekt und Programme) für unabhängige <strong>Evaluation</strong>en auf. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

ist diese Übersicht – wie die des DAC – lückenhaft und e<strong>in</strong> konsistenter Quervergleich<br />

ist durch unterschiedliche Abgrenzungen erschwert. Viele deutsche Organisationen<br />

konnten – teilweise mit H<strong>in</strong>weis auf Erhebungsprobleme – überhaupt ke<strong>in</strong>e Angaben<br />

zu ihren <strong>Evaluation</strong>sausgaben machen und manche vermochten nur ungesicherte, subjektive<br />

Schätzungen vorzulegen. Es besteht also vielfach grundlegende Unklarheit über die<br />

f<strong>in</strong>anzielle Dimension von <strong>Evaluation</strong>.<br />

Trotz Datenlücken und methodischer Probleme könnte aus dem obigen Benchmark<strong>in</strong>g<br />

mit gebotener Vorsicht gefolgert werden, die Ausgaben für <strong>Evaluation</strong>en zum<strong>in</strong>dest <strong>der</strong><br />

statistisch erfassten <strong>deutschen</strong> EZ-Organisationen entsprächen <strong>in</strong>ternationalen Gepflogenheiten.<br />

Dennoch gibt es e<strong>in</strong>e Reihe von Gründen, sich damit nicht zufriedenzugeben und wesentlich<br />

höhere Ausgaben als die <strong>der</strong>zeitigen zu for<strong>der</strong>n.<br />

So wird zur Zeit im Zusammenhang mit den neuen Verwaltungsvorschriften zur BHO<br />

e<strong>in</strong>e Vorgabe von etwa 3% <strong>der</strong> Projektkosten für <strong>Evaluation</strong>saufwendungen <strong>der</strong> Zuwendungsempfänger<br />

diskutiert.<br />

Aus <strong>der</strong> belgischen <strong>Entwicklungszusammenarbeit</strong> ist bekannt, dass NRO ca. 1% <strong>der</strong><br />

erhaltenen Zuwendungen für <strong>Evaluation</strong> ausgeben sollen.<br />

Nach Informationen <strong>der</strong> Universität des Saarlandes muss <strong>in</strong> EU-Programmen e<strong>in</strong> <strong>Evaluation</strong>santeil<br />

von 1-3 % e<strong>in</strong>gehalten werden. In die gleiche Richtung weisen auch die <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> EZ üblichen M&E-Ausgaben.<br />

Im e<strong>in</strong>em DAC-Peer Review des <strong>Evaluation</strong>ssystems von UNICEF werden jährliche<br />

Ausgaben für Monitor<strong>in</strong>g, <strong>Evaluation</strong> und Forschung <strong>in</strong> Höhe von 2-5% des Portfolios<br />

für Län<strong>der</strong>programme gefor<strong>der</strong>t (OECD/DAC 2006).<br />

Nach e<strong>in</strong>er Querschnittsanalyse des BMZ lagen die M&E-Kosten bei TZ-Projekten im<br />

Durchschnitt sogar noch höher, nämlich bei 6% <strong>der</strong> jährlichen Gesamtkosten <strong>der</strong> untersuchten<br />

Vorhaben. Internationale Vergleichszahlen lagen sogar noch höher bei 5-10%. In<br />

<strong>der</strong> Untersuchung wird außerdem von e<strong>in</strong>em Industriestandard von 5% und e<strong>in</strong>em World<br />

Bank Ceil<strong>in</strong>g von 4-10% gesprochen, zudem von 3-5% für kommerzielle Projekte deutscher<br />

Unternehmen <strong>in</strong> Entwicklungslän<strong>der</strong>n (BMZ 1990).<br />

Wegen <strong>der</strong> Monitor<strong>in</strong>gaktivitäten weisen die M&E-Ausgaben naturgemäß höhere<br />

Werte auf, jedoch ersche<strong>in</strong>t es wenig plausibel, dass <strong>Evaluation</strong> als Teil <strong>der</strong> gesamten<br />

M&E-Aktivitäten weniger als 1% ausmacht.<br />

Auch außerhalb des EZ-Bereichs f<strong>in</strong>den sich H<strong>in</strong>weise auf wesentlich höhere <strong>Evaluation</strong>sausgaben.<br />

Als Beispiel seien <strong>Evaluation</strong>en im Bildungsbereich angeführt. Hier s<strong>in</strong>d<br />

für <strong>Evaluation</strong>en im allgeme<strong>in</strong>en Werte von 3-5% und für Wirkungsuntersuchungen von<br />

5-10% üblich (Phillips et al. 2004).<br />

Schließlich liefert die vorliegende Systemprüfung selbst gute Gründe, sich mit<br />

<strong>Evaluation</strong>sausgaben von weniger als 1% des Portfolios nicht zufrieden zu geben. Dafür<br />

sprechen die oben aufgezeigten Lücken im <strong>Evaluation</strong>s<strong>in</strong>strumentarium und – wie noch<br />

zu zeigen se<strong>in</strong> wird – die bestehenden Defizite bei <strong>der</strong> <strong>Evaluation</strong>squalität und <strong>der</strong> Qualitätssicherung.<br />

Ohne e<strong>in</strong>e Aufstockung <strong>der</strong> <strong>Evaluation</strong>sbudgets dürften we<strong>der</strong> die bisher

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