Evaluation in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit - HWWI
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138 Axel Borrmann & Re<strong>in</strong>hard Stockmann<br />
stellt die GTZ, die obligatorisch zum<strong>in</strong>dest Partnergutachter e<strong>in</strong>setzt, e<strong>in</strong> über die Zeit<br />
h<strong>in</strong>weg gestiegenes Interesse fest. Die meisten politischen Stiftungen, die ihre Partner<br />
kaum an <strong>Evaluation</strong>en beteiligen, können auch wenig Bedarf o<strong>der</strong> Interesse erkennen.<br />
Die kirchlichen und e<strong>in</strong>ige ZGO h<strong>in</strong>gegen, die ihre Partner stark e<strong>in</strong>beziehen, konstatieren<br />
auch den größten Wandel <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>stellung ihrer Partner. Während diese früher<br />
<strong>Evaluation</strong>en vor allem als Kontroll<strong>in</strong>strument wahrgenommen hätten, würden sie heute<br />
als selbstverständlicher Teil des Projektverlaufs akzeptiert.<br />
Zudem hat auch e<strong>in</strong> parallel verlaufen<strong>der</strong> E<strong>in</strong>stellungswandel <strong>in</strong> den kirchlichen EZ-<br />
Organisationen selbst stattgefunden. Während früher <strong>Evaluation</strong>en eher vermieden<br />
wurden, weil man befürchtete, diese könnten negative Auswirkungen auf die Partnerbeziehung<br />
haben, wird heute auch bei den kirchlichen Organisationen mit <strong>Evaluation</strong>en<br />
generell unverkrampfter umgegangen. Wenn jedoch z.B. im EED darauf h<strong>in</strong>gewiesen<br />
wird, dass <strong>Evaluation</strong>en auf ke<strong>in</strong>en Fall zu Projektabbrüchen führen dürften, darf bezweifelt<br />
werden, ob bisher alle Mitarbeiter diesen E<strong>in</strong>stellungswandel vollzogen haben.<br />
Betrachtet man die Rolle <strong>der</strong> Zielgruppen bei <strong>Evaluation</strong>en, dann wird ganz klar, dass<br />
diese selbst bei den kirchlichen EZ-Organisationen ke<strong>in</strong>e aktive Rolle spielen. Zwar s<strong>in</strong>d<br />
sie häufig bei <strong>Evaluation</strong>sbeg<strong>in</strong>n und -ende <strong>in</strong>volviert und werden auch <strong>in</strong>formiert, doch<br />
sie s<strong>in</strong>d nicht wirklich Beteiligte. Wie <strong>in</strong> allen an<strong>der</strong>en EZ-Organisationen werden die<br />
Zielgruppen bei <strong>Evaluation</strong>en vor allem als Ressourcequellen bei Workshops, Befragungen<br />
o<strong>der</strong> als Informationslieferanten genutzt.<br />
Wenn <strong>in</strong> Zukunft die Partnerorganisationen und e<strong>in</strong>heimische Gutachter stärker <strong>in</strong><br />
<strong>Evaluation</strong>en e<strong>in</strong>gebunden werden sollen, wie dies die Paris Declaration und an<strong>der</strong>e<br />
Verlautbarungen for<strong>der</strong>n, dann s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Reihe von Verän<strong>der</strong>ungen im <strong>Evaluation</strong>sprozess<br />
notwendig.<br />
Auftragsklärung und Capacity Build<strong>in</strong>g<br />
Zunächst ist <strong>in</strong> den Partnerorganisationen Aufklärungsarbeit über den S<strong>in</strong>n, Zweck und<br />
Nutzen von <strong>Evaluation</strong> zu leisten. Der H<strong>in</strong>weis, <strong>in</strong> den Partnerorganisationen herrsche oft<br />
ke<strong>in</strong> Interesse an <strong>Evaluation</strong> und deshalb würden diese auch nicht weiter beteiligt, ist<br />
zirkulär. Insbeson<strong>der</strong>e die kirchlichen EZ-Organisationen demonstrieren, dass durch<br />
Beteiligung Interesse geweckt und e<strong>in</strong> positiver Erfahrungsprozess <strong>in</strong> Gang gesetzt<br />
werden kann. S<strong>in</strong>d die Partner sensibilisiert, dann sollte man ihnen auch die entsprechenden<br />
Qualifikationen vermitteln, die sie benötigen, um <strong>in</strong> geme<strong>in</strong>samen <strong>Evaluation</strong>en e<strong>in</strong>e<br />
zunehmend gleichberechtigte Rolle spielen zu können. Hierfür reicht das bei den kirchlichen<br />
EZ-Organisationen praktizierte „learn<strong>in</strong>g by do<strong>in</strong>g“, auch wenn es um allgeme<strong>in</strong>es<br />
Capacity Build<strong>in</strong>g ergänzt wird, nicht aus, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e wenn methodisch anspruchsvollere,<br />
wirkungsorientierte <strong>Evaluation</strong>en angestrebt werden. Die Aus- und Weiterbildung <strong>in</strong><br />
den Partnerlän<strong>der</strong>n sollte nicht nur die Partnerorganisationen umfassen, son<strong>der</strong>n vor<br />
allem auch Personen, die als e<strong>in</strong>heimische unabhängige Gutachter e<strong>in</strong>gesetzt werden<br />
können.<br />
Doch mit Aufklärung, Sensibilisierung und Aus- und Weiterbildung ist es nicht getan.<br />
Wer die Partner ernsthaft <strong>in</strong> die Planung, Durchführung und Verwertung von <strong>Evaluation</strong>en<br />
e<strong>in</strong>b<strong>in</strong>den will, muss erhebliche Teile des <strong>Evaluation</strong>sablaufes <strong>in</strong> die Partnerlän<strong>der</strong><br />
verlagern. E<strong>in</strong> wichtiger Schritt <strong>in</strong> diese Richtung ist die NGO-IDEAS-Initiative, <strong>der</strong>en<br />
Ziel vor allem dar<strong>in</strong> besteht, die „Zielgruppen stärker an <strong>der</strong> wirkungsorientierten Steue-