Evaluation in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit - HWWI
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40 Axel Borrmann & Re<strong>in</strong>hard Stockmann<br />
nachfragen, um Interventionen qualitativ zu optimieren. „Quick Responses“ bleiben<br />
ebenfalls für die Öffentlichkeitsarbeit zw<strong>in</strong>gend.<br />
Geberkooperation und -harmonisierung, Jo<strong>in</strong>t <strong>Evaluation</strong>s<br />
Der Logik <strong>der</strong> Paris Agenda folgend, wird die Anzahl <strong>der</strong> geme<strong>in</strong>samen <strong>Evaluation</strong>en<br />
(Jo<strong>in</strong>t <strong>Evaluation</strong>s) <strong>in</strong> Zukunft steigen. Verschiedene Geber haben ihre Budgets für Jo<strong>in</strong>t<br />
<strong>Evaluation</strong>s massiv erhöht (z.B. NORAD (2006)). „Jo<strong>in</strong>t <strong>Evaluation</strong>s“ haben u.a. den<br />
Vorteil, dass Partnerlän<strong>der</strong> ihren Aufwand reduzieren können und dass die Untersuchungstiefe<br />
<strong>der</strong> <strong>Evaluation</strong>en – dank umfangreicheren Budgets – verbessert werden kann.<br />
Geme<strong>in</strong>same <strong>Evaluation</strong>en ermöglichen zudem Lernprozesse über <strong>in</strong>dividuelle Organisationen<br />
und Län<strong>der</strong> h<strong>in</strong>aus (open learn<strong>in</strong>g community). Im gleichen S<strong>in</strong>n werden auch<br />
Peer-<strong>Evaluation</strong>en an Bedeutung gew<strong>in</strong>nen.<br />
Bei geme<strong>in</strong>samen <strong>Evaluation</strong>en gibt es jedoch e<strong>in</strong>e Reihe von Herausfor<strong>der</strong>ungen,<br />
welche die <strong>in</strong>ternationale Geme<strong>in</strong>schaft berücksichtigen muss:<br />
Geme<strong>in</strong>same <strong>Evaluation</strong>en s<strong>in</strong>d – wie die Erfahrung zeigt – zeitaufwändig. Dies<br />
hängt e<strong>in</strong>erseits mit teilweise fehlenden geme<strong>in</strong>samen Standards <strong>der</strong> Akteure zusammen.<br />
An<strong>der</strong>erseits s<strong>in</strong>d die Anfor<strong>der</strong>ungen bei <strong>der</strong> Rechenschaftslegung von Akteur<br />
zu Akteur verschieden. Abstimmungsprozesse s<strong>in</strong>d darum <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel komplex, teuer<br />
und nicht selten mit e<strong>in</strong>er ausgedehnten Reisetätigkeit verbunden (Erhöhung <strong>der</strong><br />
Umweltkosten). Die Modalität <strong>der</strong> „delegierten Verantwortlichkeit“ – welche gewisse<br />
Defizite auffangen könnte – wird heute noch sehr wenig praktiziert.<br />
Lernprozesse <strong>in</strong> geme<strong>in</strong>samen <strong>Evaluation</strong>en s<strong>in</strong>d sehr anspruchsvoll. Die Praxis zeigt,<br />
dass vor allem dann aus <strong>Evaluation</strong>en gelernt wird, wenn die direkt Beteiligten möglichst<br />
gut <strong>in</strong> den Prozess e<strong>in</strong>gebunden s<strong>in</strong>d. Geme<strong>in</strong>same <strong>Evaluation</strong>en s<strong>in</strong>d von Natur<br />
aus abstrakter als traditionelle Projektevaluationen. Häufig s<strong>in</strong>d Referenz- und Steuerungsgruppen<br />
großer geme<strong>in</strong>samer <strong>Evaluation</strong>en nicht mit Personen aus <strong>der</strong> L<strong>in</strong>ie,<br />
son<strong>der</strong>n mit solchen aus Stabse<strong>in</strong>heiten bestückt. Dies stärkt die Rechenschaftsdimension,<br />
birgt aber die Gefahr, dass <strong>Evaluation</strong>s-Empfehlungen bei den Entscheidungsträgern<br />
lediglich „zur Kenntnis“ genommen werden. Wird die Umsetzung von<br />
<strong>Evaluation</strong>s-Empfehlungen von den Beteiligten nicht systematisch vollzogen – weil<br />
sich niemand „so recht zuständig fühlt“ – s<strong>in</strong>d Jo<strong>in</strong>t <strong>Evaluation</strong>s sehr teure Verfahren,<br />
welche für die globale Reduktion <strong>der</strong> Armut und <strong>der</strong> Ungleichgewichte kaum e<strong>in</strong>en<br />
Mehrwert schaffen.<br />
<strong>Evaluation</strong>se<strong>in</strong>richtungen geben teilweise den Anspruch auf, e<strong>in</strong>en methodisch nachweisbaren<br />
kausalen Zusammenhang ihrer Intervention mit e<strong>in</strong>er langfristigen Wirkung <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>satzland darzustellen. Sie beschränken sich darauf, über nachvollziehbare<br />
Plausibilitäten zu berichten. Daneben gibt es e<strong>in</strong>en Trend h<strong>in</strong> zur <strong>Evaluation</strong> von „Entwicklung“<br />
(z.B. Fortschritte bezüglich <strong>der</strong> MDGs) und weniger von „<strong>Entwicklungszusammenarbeit</strong>“.