Evaluation in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit - HWWI
Evaluation in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit - HWWI
Evaluation in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit - HWWI
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Die Qualität <strong>der</strong> <strong>Evaluation</strong>ssysteme 151<br />
Insgesamt ersche<strong>in</strong>en die meisten <strong>Evaluation</strong>ssysteme unterf<strong>in</strong>anziert. Auch wenn es<br />
ke<strong>in</strong>e verb<strong>in</strong>dlichen Vorgaben o<strong>der</strong> Standards gibt, so existieren doch Anhaltspunkte, die<br />
e<strong>in</strong>en Richtwert von 1% des Portfolios für unabhängige <strong>Evaluation</strong>en nahe legen (vgl.<br />
Abschnitt 3.5.3). Die meisten <strong>deutschen</strong> EZ-Organisationen s<strong>in</strong>d von e<strong>in</strong>em solchen<br />
Anteil noch weit entfernt. Bei den meisten liegt er im niedrigen Promillebereich. Lei<strong>der</strong><br />
liegen <strong>in</strong> vielen Organisationen ke<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> nur unsichere Daten vor. Die meisten <strong>Evaluation</strong>se<strong>in</strong>heiten<br />
haben offensichtlich ke<strong>in</strong>en vollständigen Überblick über das <strong>Evaluation</strong>sgeschehen<br />
<strong>in</strong> ihrer jeweiligen Organisationen, weil sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel nur für e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en<br />
Teil die Verantwortung tragen.<br />
4.3 Nützlichkeit<br />
Die Nützlichkeit von <strong>Evaluation</strong> ist nicht nur e<strong>in</strong> zentraler DAC-Standard, son<strong>der</strong>n stellt<br />
e<strong>in</strong> konstitutives Merkmal von <strong>Evaluation</strong> dar. E<strong>in</strong>e <strong>Evaluation</strong> kann noch so glaubwürdig,<br />
wissenschaftlich fundiert und von noch so guter Qualität se<strong>in</strong>, doch wenn die Ergebnisse<br />
nicht genutzt werden, hat sie ihren eigentlichen Zweck verfehlt (vgl. Stockmann<br />
2006 u. Stockmann 2007).<br />
Der Nutzen von <strong>Evaluation</strong> lässt sich analytisch auf drei Ebenen verorten: (1) Direkter<br />
(<strong>in</strong>strumenteller) Nutzen entsteht, wenn <strong>Evaluation</strong>sergebnisse durch das Management<br />
direkt verwendet werden. (2) Von e<strong>in</strong>em konzeptionellen Nutzen wird gesprochen, wenn<br />
<strong>Evaluation</strong>sergebnisse das generelle Denken über Problemstellungen bee<strong>in</strong>flussen. Und<br />
e<strong>in</strong> (3) Überzeugungsnutzen (persuasive use) stellt sich e<strong>in</strong>, wenn <strong>Evaluation</strong>sergebnisse<br />
zur Untermauerung o<strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>legung fundamentaler (politischer) Positionen dienen<br />
(vgl. Fitzpatrick u.a. 2004: 421).<br />
In <strong>der</strong> <strong>deutschen</strong> EZ werden <strong>Evaluation</strong>en vor allem für die unmittelbare Projekt-<br />
/Programmsteuerung genutzt. An<strong>der</strong>e <strong>Evaluation</strong>sziele wie Rechenschaftslegung (Legitimierung,<br />
Außendarstellung) und Kontrolle s<strong>in</strong>d deutlich nachgeordnet und haben<br />
gegenüber früher weiter an Bedeutung verloren – auch im BMZ als dem politiksteuernden<br />
M<strong>in</strong>isterium.<br />
Themen-, strategie- und <strong>in</strong>strumentenbezogene <strong>Evaluation</strong>en, bei denen eher e<strong>in</strong> konzeptioneller<br />
o<strong>der</strong> gar Überzeugungsnutzen im Vor<strong>der</strong>grund stehen, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den Portfolios<br />
<strong>der</strong> EZ-Organisationen eher selten zu f<strong>in</strong>den. Mit Ausnahme des BMZ, das sich auf diese<br />
Formen <strong>der</strong> <strong>Evaluation</strong> konzentriert. Dies ist <strong>in</strong>soweit erstaunlich, als „Lernen“ von allen<br />
untersuchten EZ-Organisationen als das dom<strong>in</strong>ante <strong>Evaluation</strong>smotiv genannt wurde. In<br />
<strong>der</strong> <strong>Evaluation</strong>spraxis <strong>der</strong> meisten EZ-Organisationen reduziert sich dieser Anspruch<br />
jedoch auf unmittelbare <strong>in</strong>strumentelle Lernprozesse.<br />
Mit dieser E<strong>in</strong>schätzung steht <strong>der</strong> <strong>Evaluation</strong>sbefund im E<strong>in</strong>klang, dass <strong>Evaluation</strong>sergebnisse<br />
weitgehend nur von den unmittelbar Betroffenen, häufig sogar nur von den<br />
Projekt-/Programmverantwortlichen genutzt werden. Selbst <strong>in</strong> diesem Kernbereich fehlen<br />
<strong>in</strong> vielen EZ-Organisationen überzeugende Umsetzungsmechanismen. In kaum e<strong>in</strong>er<br />
Organisation endet <strong>der</strong> <strong>Evaluation</strong>sprozess <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em „Management Response“, bei dem<br />
geregelt wird, welche <strong>Evaluation</strong>sempfehlungen von wem <strong>in</strong> welchen Zeiträumen umgesetzt<br />
werden sollen und welche aus welchen Gründen schlicht abgelehnt werden. Auch<br />
e<strong>in</strong> formalisiertes Umsetzungsmonitor<strong>in</strong>g, mit dem <strong>der</strong> Umsetzungsprozess überprüft<br />
wird, existiert kaum. In den Fällen, <strong>in</strong> denen es implementiert ist (z.B. BMZ), fehlt es an