Quantitative Strukturanalyse vorsprachlicher Vokalisationen - OPUS ...
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Einleitung<br />
mit orofazialen Spalten diesbezüglich gibt, ist hier eine ähnliche Prävalenz wie bei der<br />
Gesamtpopulation anzusetzen (5-8%). Es ist verständlich, daß solche spezifischen<br />
Faktoren zunächst unberücksichtigt bleiben, da die Zahl der Einflussfaktoren auf den<br />
Sprach- und Sprecherwerb bei Säuglingen mit orofazialen Spalten ohnehin enorm groß<br />
ist und die Komplexität des Zusammenspiels und der gegenseitigen Abhängigkeit<br />
einzelner Faktoren faktisch ohnehin schon schwer zu bewältigen ist. Die<br />
Variationsmöglichkeiten der Fehlbildungen und die individuell teilweise sehr<br />
unterschiedlichen Entwicklungsverläufe bedingen sehr heterogene Patientengruppen in<br />
den oben angeführten Studien und könnten die zumindest teilweise widersprüchlichen<br />
und teilweise sogar konträren Befunde erklären. Aufgrund der Komplexität möglicher<br />
Einflüsse erscheint der Erfolg versprechendste Weg zur Identifikation von Spezifika in<br />
der Sprech- und Sprach-Entwicklung von Säuglingen mit orofazialen Spalten in einer<br />
Durchführung von Längsschnittstudien an medizinisch gut untersuchten und<br />
dokumentierten Einzelfällen von der Geburt bis etwa zum fünften Lebensjahr zu liegen.<br />
Sprache beginnt mit dem ersten Weinen (Wermke und Mende, 1992) und es ist<br />
inzwischen gut belegt, daß gerade das 1. Lebensjahr essentielle Bausteine für den<br />
späteren Sprach- und Sprecherwerb bereitstellt. Für diesen frühen Zeitraum der<br />
vorsprachlichen oder vor-lexikalischen Phase gibt es bisher nur wenige Untersuchungen<br />
mit direktem Bezug auf den späteren Sprech- und Spracherwerb. Olsen (1965)<br />
untersuchte nichtoperierte Säuglinge im Alter von 5 -30 Monaten und beschrieb als<br />
erster bei Säuglingen mit orofazialen Spalten typische Besonderheiten der<br />
vorsprachlichen Entwicklung. Er fand einen verspäteten Beginn des Babbelns und eine<br />
deutliche Tendenz der Kinder, Laute vorrangig unter Verwendung des posterioren Teils<br />
des Vokaltraktes zu artikulieren anstatt unter Beteiligung der Lippen und Zungenspitze.<br />
Spätere Studien haben diese frühen Funde bestätigt und beschreiben einheitlich eine<br />
verzögerte vorsprachliche Entwicklung und eine vorherrschende rückverlagerte<br />
Artikulation (Karling et al., 1993; Chapman und Hardin, 1992; Hapanen, 1994;<br />
Marrinan et al., 1998). Einige Studien haben zusätzlich die Frage nach dem optimalen<br />
Zeitpunkt des Gaumenverschlusses in Bezug auf die vorsprachliche Entwicklung<br />
thematisiert (Dorf/ Curtin, 1982; O’Gara/ Logemann, 1988; Henningsson, 1989).<br />
Allerdings sind auch diese Studien wieder sehr heterogen angelegt und die Ergebnisse<br />
nur schwer zu generalisieren. Zusammengefasst indizieren sie jedoch die Annahme, daß<br />
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