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Quantitative Strukturanalyse vorsprachlicher Vokalisationen - OPUS ...

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Die vorliegende Arbeit untersucht sprachrelevante vorsprachliche Eigenschaften spontaner<br />

Lautäußerungen bei Kindern mit orofazialen Spalten. Der Fokus wurde dabei auf prosodische<br />

Merkmale und deren Entwicklung gelegt, da der Einstieg in die Sprache sowohl perzeptiv als<br />

auch produktiv über die Prosodie erfolgt und für einen ungestörten Spracherwerb essentiell ist<br />

(u.a. Wermke, 2007). Ein direkter Vergleich der Ergebnisse der vorliegenden Studie mit<br />

anderen Studien zur Sprech- und Sprachentwicklung von Kindern mit orofazialen Spalten ist<br />

nicht möglich, da es bisher keine Studien gibt, die spontane vorsprachliche Laute dieser<br />

Kinder in vergleichbarer Weise quantitativ untersucht haben.<br />

Trotzdem wird versucht, soweit möglich, Bezüge zu bisherigen Befunden bei Kindern mit<br />

orofazialen Spalten herzustellen und die hier erarbeiteten Ergebnisse in die bisherigen<br />

Modelle zum Sprech- und Spracherwerb dieser Patienten einzuordnen.<br />

Auffälligkeiten im Sprech- und Spracherwerb von Säuglingen mit orofazialen Spalten sind<br />

schon von verschiedenen Autoren beschrieben worden. Die überwiegende Anzahl der<br />

Arbeiten beschreibt jedoch sprechspezifische Besonderheiten der Sprache, die sich auf die<br />

Artikulation und die phonetische Qualität von Babbel- und Sprachlauten beschränken (s.<br />

Kapitel 1.1.1, 1.1.2, 1.1.3). Aufgrund des engen Zusammenhangs zwischen Sprechen und<br />

Sprache (s. u.a. Paul, 1998), kann man das Störungsbild nur adäquat charakterisieren, wenn<br />

man beide Aspekte betrachtet. Dies ist in der vorsprachlichen Entwicklung noch relativ<br />

einfach, da die Trennung beider Aspekte noch nicht so ausgeprägt ist wie in der entwickelten<br />

Sprache älterer Kinder. Hauschildt (2007) hat gezeigt, daß Säuglinge mit orofazialen Spalten<br />

deutlich gestörte Klangstrukturen in ihren frühen Weinlauten zeigen, wenn sie keine<br />

Gaumenplatte tragen. Der Anteil des phonatorischen Rauschens erhöht sich und melodische<br />

Strukturen sind dadurch beeinträchtigt. Dies hat nicht nur sprechrelevante Konsequenzen, z.B.<br />

in Bezug auf das Einüben fehlerhafter Stimmregulationen (Hauschildt, 2007), sondern auch<br />

sprachrelevante Melodieübungen können nicht in gleichem Maße erfolgen, wie bei<br />

Säuglingen ohne orofaziale Spalten. Dies führt zu Abweichungen in frühen vorsprachlichen<br />

Erwerbsmustern und könnte letztlich eine Verzögerung im Erwerb essentieller prosodischer<br />

Bausteine mit sich bringen.<br />

Ziel vorliegender Arbeit war es, Entwicklungsmarker durch eine objektive vorsprachliche<br />

Entwicklungsdiagnostik zu identifizieren. Würde es zukünftig gelingen, neben bekannten<br />

Risikomarkern für neurophysiologische Störungen am Schrei (Wasz-Höckert et al., 1968;<br />

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