Quantitative Strukturanalyse vorsprachlicher Vokalisationen - OPUS ...
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Zusammenfassung<br />
Ein Kind, das mit einer orofazialen Spalte geboren wird, ist in seiner Sprech- und<br />
Sprachentwicklung einer Reihe von erschwerten Bedingungen ausgesetzt. Neben einer<br />
gestörten Muskelbalance der orofazialen Muskulatur, können die typischen<br />
Zungenbewegungen beim Trinken vom Säugling nicht ausgeführt und damit wichtige<br />
feinmotorische Trainingsschritte nicht absolviert werden. Nicht selten kommt es auch zu<br />
Störungen des Schluckvorgangs und zu einer, durch pathologische Druck-<br />
Volumenverhältnisse auftretenden, hypernasalen Resonanz. Die Resonanzverhältnisse im<br />
Vokaltrakt bei der Lauterzeugung eines Säuglings mit einer orofazialen Spalte unterscheiden<br />
sich erheblich im Vergleich zu Säuglingen ohne diese anatomischen Anomalien. Um die<br />
Auswirkungen der offenen Mund-Nasenraum-Verbindung zu mindern, sehen viele<br />
Therapiekonzepte den Einsatz einer Gaumenplatte vor, die den Spaltbereich abdeckt.<br />
Auch die vorsprachliche Lautproduktion wird durch den fehlenden oder mangelhaften<br />
Verschluss zwischen Velum und Rachenhinterwand bereits erheblich eingeschränkt.<br />
Um die im direkten oder indirekten Zusammenhang mit der Spalte entstehenden<br />
Entwicklungsstörungen in Bezug auf den Sprech- und Spracherwerb zukünftig bei Kindern<br />
mit Lippen-Kiefer-Gaumen-Segelspalten früher als bisher zu diagnostizieren und geeignete<br />
Therapiekonzepte entwickeln zu können, sind prospektive Längsschnittstudien, die<br />
engmaschig vorsprachliche und sprachliche Entwicklungsschritte dokumentieren,<br />
unerlässlich.<br />
Vorliegende Arbeit versucht einen Mosaikstein dazu beitzutragen, zukünftig geeignete<br />
Entwicklungsmarker durch eine objektive vorsprachliche Entwicklungsdiagnostik zu<br />
identifizieren. Würde es zukünftig gelingen, neben bekannten Risikomarkern für<br />
neurophysiologische Störungen am Schrei auch Risikomarker für potentielle spätere Sprech-<br />
und Sprachstörungen zu identifizieren, könnte dies grundlegend für neue Frühförderkonzepte<br />
in der Behandlung von Kindern mit orofazialen Spalten sein.<br />
Im Rahmen dieser Longitudinalstudie wurde die vorsprachliche Lautentwicklung von sechs<br />
Säuglingen mit einer orofazielen Spalte im zweiten Lebenshalbjahr aufgezeichnet und<br />
quantitativ analysiert. Um dabei u.a. auch einen Zusammenhang zwischen ausgewählten<br />
Schreieigenschaften und der Gaumenplatte zu untersuchen, wurden zu jedem Termin<br />
Aufnahmen mit und ohne eingesetzte Platte gemacht. Zur objektiven Beurteilung des<br />
Lauterwerbs und des Platteneinflusses wurden so in zeitlich dichten Intervallen insgesamt