Quantitative Strukturanalyse vorsprachlicher Vokalisationen - OPUS ...
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Diskussion<br />
unauffällige Kinder liegen (ca. 350-650 Hz; s. Kapitel 3.1.1). Sie bleibt mit 473 Hz deutlich<br />
unter Werten von Kindern mit zerebralen Funktionsstörungen, die bei > 650 Hz liegen<br />
(Michelsson et al., 1971). Betrachtet man die Verteilungsdiagramme (s. Abbildung 3.1 und<br />
Abbildung 3.2) erkennt man eher eine Rechtsschiefe, also eine Tendenz zu niedrigen Fmax-<br />
Werten bei der LKGS-Gruppe. Auffällig allein ist die breitere Verteilung der Fmax-Werte bei<br />
dieser Gruppe. Diese Befunde belegen, daß die hier untersuchten Kinder in Bezug auf die<br />
laryngeale Regelkapazität und zugrundeliegende zerebrale Regelmechanismen unauffällig<br />
sind. Keines der Kinder zeigte auffallend hochfrequente Laute, die auf eine neuromuskuläre<br />
Dysfunktion hindeuten könnten. Dies belegt die mit den Auswahlkriterien angestrebte<br />
Vergleichbarkeit der Kinder und rechtfertigt auch aus dieser Perspektive ihre<br />
Zusammenfassung in eine gemeinsame LKGS-Gruppe.<br />
Der Befund, daß die LKGS-Gruppe in der maximalen Grundfrequenz (Fmax) gegenüber der<br />
KG-Gruppe etwas höher liegt, scheint somit auf kompensatorische Regelvorgänge zurück zu<br />
führen zu sein. Sapienza et al. (1996) haben z.B. bei Erwachsenen mit orofazialen Spalten<br />
gezeigt, daß, die mittlere Grundfrequenz umso höher ist, je größer die Ausprägung der<br />
Gaumenspalte ist. Ein ähnlicher Effekt könnte die Ursache für die hier gemachte Beobachtung<br />
der etwas erhöhten maximalen Grundfrequenz (Fmax) gegenüber der Vergleichsgruppe (KG-<br />
Gruppe) sein. Um dies zu belegen wären ergänzende Untersuchungen an einer größeren<br />
Gruppe von Patienten erforderlich.<br />
Die Ergebnisse der Untersuchung der Lautproduktion mit bzw. ohne eingesetzte<br />
Gaumenplatte bestätigen die Vermutung, daß eine leicht erhöhte Grundfrequenz (F0) auf<br />
kompensatorische laryngeale Regelvorgänge zurück zu führen sein könnte: Sowohl in den<br />
Schreien als auch in den Übergangs- und Babbellauten war eine leichte Erhöhung der<br />
Mittelwerte der maximalen Grundfrequenz (Fmax) zu erkennen, wenn die Gaumenplatte<br />
herausgenommen wurde. Das reflektiert eine hohe laryngeale Regelkapazität der LKGS-<br />
Gruppe. Die geschilderten Befunde erlauben es davon auszugehen, daß die LKGS-Gruppe<br />
keine erkennbaren Dysfunktionen laryngealer Regelmechanismen aufweist und damit die<br />
gefundenen Unterschiede in den Strukturmerkmalen (s. Kapitel 4.2) und Merkmalen der<br />
Zeitorganisation (s. Kapitel 4.3) andere Ursachen haben müssen. Auch die Wachstumskurven<br />
und Entwicklungsprotokolle (s. Anhang) bestätigen eine normale Entwicklung der sechs<br />
untersuchten Kinder. Damit konnte die Hypothese H1 (s. Kapitel 1.1) bestätigt werden.<br />
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