Quantitative Strukturanalyse vorsprachlicher Vokalisationen - OPUS ...
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49<br />
Ergebnisse<br />
3.2.1 Darstellung der Häufigkeiten der einzelnen Strukturtypen in Schreien (C) der<br />
LKGS-Gruppe im Vergleich zur KG-Gruppe<br />
Vergleicht man die Häufigkeit der einzelnen Strukturtypen beim Lauttyp Schrei (C) zeigt sich<br />
ein deutlicher Unterschied zwischen beiden Gruppen (s. Abbildung 3.4). Dabei wurde hier<br />
nicht zwischen Lauten die mit bzw. ohne Gaumenplatte erzeugt wurden unterschieden. Sehr<br />
auffällig im Vergleich zur KG-Gruppe ist der bei der LKGS-Gruppe deutlich erhöhte Anteil<br />
an einfachen einbögigen Melodien (43% versus 34%) und komplett verrauschten Schreien<br />
(9% versus 3%). Kurzlaute kommen deutlich seltener vor (3% versus 12%).<br />
Die KG-Gruppe wies häufiger segmentierte Mehrfachbögen auf. In vier der fünf<br />
unterschiedenen Segmentierungstypen (1S,2S,3S,KS) zeigt die KG-Gruppe eine höhere<br />
relative Auftrittshäufigkeit. Zwar sind die Unterschiede für die einzelnen Kategorien nur<br />
gering, verdeutlichen aber durch die gleichsinnig niedrigen Werte in allen Strukturtypen eine<br />
relevante Tendenz. Unterscheidungen auf der Ebene individueller Kinder wurden aufgrund<br />
der zu geringen Fallzahl nicht vorgenommen. Besonders auffallend ist der mehr als doppelt so<br />
hohe Wert (13% versus 6%) bei den 1S-Strukturen, also den durch eine Pause segmentierten<br />
Doppelbögen.<br />
Die LKGS-Gruppe zeigte dagegen häufiger nicht-segmentierte Mehrfachbögen der<br />
Strukturtypen 2B und 3B. Allerdings sind die Unterschiede bei den 3B-Strukturen relativ<br />
gering. Bei den Doppelbögen ist der Unterschied relevant (12% versus 16%). Die Häufigkeit<br />
der Mehrfachbögen (>3 Bögen/ Schrei) unterscheidet sich nicht zwischen beiden Gruppen.<br />
Als Resumee dieser Gegenüberstellung kann man festhalten, daß qualtiative Unterschiede in<br />
der relativen Auftrittshäufigkeit bestimmter Strukturtypen in spontanen Lauten der LKGS-<br />
Gruppe im Vergleich zur KG-Gruppe gefunden wurden. Diese Unterschiede bestehen vor<br />
allem darin, daß die LKGS-Gruppe deutlich mehr einfache, einbögige Laute erzeugt, der<br />
diagnostisch relevante Melodiekomplexitätsgrad (Anteil von Mehrfachstrukturen (vgl.<br />
Wermke et al., 2007)) also deutlich geringer ist als bei der KG-Gruppe.<br />
Zusätzlich konnte bei komplexeren Lauten eine Bevorzugung von zweibögigen<br />
Melodiestrukturen bei der LKGS-Gruppe gefunden werden, während bei der KG-Gruppe die<br />
durch eine Pause getrennten Doppelbögen (1S-Struktur) vorherrschen.<br />
Neben dem geringeren Komplexitätsindex war ebenfalls der stark erhöhte Anteil komplett<br />
verrauschter Laute (phonatorisches Rauschen) bei der LKGS-Gruppe im Vergleich zur KG-<br />
Gruppe auffällig (9% versus 3%).