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Quantitative Strukturanalyse vorsprachlicher Vokalisationen - OPUS ...

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Diskussion<br />

Im Ergebnis der Untersuchung segmentierter und nicht segmentierter komplexer Melodien<br />

konnte auch demonstriert werden, daß eine monotone Zunahme des relativen Anteils der nicht<br />

segmentierten Laute von der Kontrollgruppe über die Gruppe „mit Gaumenplatte“ zur „ohne<br />

Gaumenplatte“-Gruppe erfolgt. Gleichzeitig erfolgt korrespondierend eine monotone<br />

Abnahme der segmentierten Laute. Dieses Monotonieverhalten wurde sowohl bei den<br />

Schreien als auch bei den Übergangs- und Babbellauten beobachtet. Es handelt sich damit um<br />

ein reproduzierbares einheitliches Phänomen, daß als ein stützendes Argument für den<br />

positiven Effekt der kieferorthopädischen Frühbehandlung in Bezug auf den Spracherwerb<br />

angesehen werden kann.<br />

Segmentierungen allgemein reflektieren das Vorhandensein wichtiger Bausteine für den<br />

Sprech- und Spracherwerb; sie sind die Voraussetzung für die Produktion von Silben. Die hier<br />

untersuchten LKGS-Kinder waren folglich diesbezüglich zu diesem Zeitpunkt noch nicht so<br />

weit entwickelt, wie die Kontrollgruppe.<br />

Die Tatsache, daß von der LKGS-Gruppe weniger nicht segmentierte, als segmentierte<br />

Mehrfachbögen produziert werden könnte bedeuten, daß die untersuchte LKGS-Gruppe<br />

bezüglich dieses vorsprachlichen Elements entwicklungsverzögert ist. Über einen sehr langen<br />

Zeitraum werden weiterhin vor allem die für jüngere Säuglinge typischen nicht segmentierten<br />

Mehrfachbögen produziert. Das könnte bedeuten, daß die LKGS-Gruppe auf einer früheren<br />

Entwicklungsstufe stagniert, bzw. diese Entwicklungsetappe deutlich langsamer durchläuft.<br />

Die Bildung von Segmentierungen erfordert ein intentionales Innehalten der Phonation, um<br />

kurz darauf erneut zu phonieren. Sie erfolgt innerhalb eines einzigen exspiratorischen Lautes.<br />

Die Erzeugung solcher segmentierten Laute stellt regeltechnisch höhere Anforderungen an die<br />

laryngeale Koordination, als die Erzeugung nicht segmentierter Laute. Das Erlernen<br />

intentionaler Segmentierungen ist eine essentielle Voraussetzung für die Produktion von<br />

Babbellauten. Sollte sich dieser Befund in zukünftigen Studien bestätigen, würde dies einen<br />

geeigneten Ansatzpunkt für die Entwicklung neuer Therapien liefern.<br />

Ausgehend von den Befunden die Hauschildt (2007) in ihrer Studie beschreibt, wurde<br />

vermutet, daß der Anteil komplett verrauschter, also „stimmloser“ Laute, bei der<br />

Lauterzeugung ohne eingesetzte Gaumenplatte höher ist. Diese Hypothese (H4) (s. Kapitel<br />

1.1) konnte nicht bestätigt werden. Der Anteil komplett verrauschter Schreie (Kategorie<br />

Rausch) bei den Schreien mit bzw. ohne Gaumenplatte unterschieden sich faktisch nicht (8%<br />

versus 9%) (s. Kapitel 3.2.2). Das bedeutet, daß das Lautieren ohne Gaumenplatte in diesem<br />

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