POWTECH/TechnoPharm Messeausgabe ab Seite 26
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Anlagen-/Apparatebau<br />
dern geht es über eine mehrstufige „Waschanlage“<br />
(350 Kubikmeter Wasser im Umlauf)<br />
zu den Ultrareiben und von da aus zu<br />
Dekantern, in denen Feststoff und Kartoffelfruchtwasser<br />
getrennt werden. Im Gegenstrom<br />
wird der Feststoff mit dem Prozesswasser<br />
solange ausgewaschen, bis die Stärkekonzentration<br />
den gewünschten Grad<br />
hat. „Ziel ist es, die Stärkemenge in der Pülpe<br />
so gering zu halten, wie wirtschaftlich<br />
vertretbar ist“, präzisiert Grandtner. Die<br />
Pülpe, von der rund 400 Tonnen pro Tag<br />
entstehen, wird von den Landwirten wieder<br />
<strong>ab</strong>geholt. Was schließlich als weiße Flüssigkeit<br />
in die entscheidenden Konzentrierungsschritte<br />
fließt, heißt Rohmilch und<br />
wird über Tellerseparatoren und Hydrozyklone<br />
soweit eingedickt, bis die Stärkemilch<br />
eine Viskosität von 21 Beume erreicht hat.<br />
Das wird über eine einfache Spindelprobe<br />
ermittelt.<br />
Die Kartoffel unterliegt als Naturprodukt<br />
Schwankungen, was Feuchtegehalt und<br />
Stärkekonzentration angeht. Deshalb beruht<br />
wie so oft in der Verfahrenstechnik<br />
auch beim Stärkeprozess viel auf dem Fingerspitzengefühl<br />
und der Erfahrung des<br />
Anlagenfahrers. „Zwei Jahre lang lernt der<br />
Stärkefahrer die Anlage verstehen, und weitere<br />
zwei Jahre braucht er, um die Anlage<br />
optimal zu fahren“, erklärt Grandtner. Der<br />
Blick auf die Fließbilder in der Leitwarte<br />
zeigt: Der gesamte Stärkeprozess ist eng<br />
verzahnt, so fließt beispielsweise das bei der<br />
Aufkonzentrierung der Rohmilch entstehende<br />
Filtratwasser wieder zurück in die<br />
Stärkewaschung: Das erhöht nicht nur die<br />
Ausbeute, sondern reduziert Frischwasser<br />
und Energieeintrag.<br />
Immer wieder Wasser<br />
Bis am Ende das weiße Pulver mit einem<br />
Restfeuchtegehalt von 20 Prozent entstanden<br />
ist – überall wird gewaschen oder entwässert.<br />
Der größte Posten fällt bei der<br />
Fruchtwasser<strong>ab</strong>trennung an, schließlich<br />
besteht die Kartoffel zu 70 bis 80 Prozent<br />
aus Wasser. Das aus den Dekantern rieselnde<br />
Fruchtwasser ist allerdings noch lange<br />
kein Abwasser, sondern enthält pflanzliches<br />
Eiweiß, ein wertvoller<br />
Rohstoff, der in<br />
der angeschlossenenEiweißanlage<br />
chemisch<br />
zum Feststoff ko-<br />
68 PROCESS 3-2007<br />
HINTERGRUND<br />
Südstärke setzt auf Arbeitsteilung<br />
Südstärke ist seit 1973 eine Genossenschaft,<br />
an der <strong>26</strong>00 Landwirte 95 Prozent der Aktien<br />
halten, und betreibt zwei Produktionsstandorte.<br />
Sünching beliefert zu 90 Prozent die<br />
Lebensmittelindustrie<br />
mit dem Hauptprodukt<br />
Quellstärke.<br />
D<strong>ab</strong>ei handelt es<br />
sich um eine physikalisch<br />
modifizierte<br />
Stärke, die auch in<br />
kaltem Wasser quillt<br />
und darum z.B. in<br />
Sahnesteif verwendet<br />
wird. Schrobenhausen,<br />
gleichzeitig<br />
Sitz der Verwaltung,<br />
aguliert und als Tierfutter verkauft wird.<br />
Direkt neben der Eiweißproduktion wachsen<br />
die 45 Meter hohen Edelstahltürme der<br />
Verdampferanlage in den Himmel. 160 000<br />
Liter Abwasser fließen stündlich aus der<br />
Eiweißanlage in die Verdampfer. Auf den<br />
Tag hochgerechnet eine gigantische Menge<br />
und ein erheblicher Kostenfaktor für die<br />
Entsorgung, bedenkt man, dass ein 4-Personenhaushalt<br />
täglich 160 Liter verbraucht.<br />
Bis vor drei Jahren wurde das Abwasser in<br />
einer eigenen Biogasanlage zur Stromerzeugung<br />
genutzt und im Kesselhaus zur<br />
Dampferzeugung genutzt, bis die Geschäftsleitung<br />
beschloss in die Verdampferanlage<br />
zu investieren. Eine Schwesteranlage, von<br />
Gea Wiegand projektiert und errichtet,<br />
steht seit 1990 in Schrobenhausen. Deshalb<br />
fiel die Entscheidung, eine ähnliche Anlage<br />
am zweiten Produktionsstandort zu bauen.<br />
Die 2004 nach einer Bauzeit von acht Monaten<br />
errichtete Anlage besteht aus zwei<br />
Fallstrom-Vorverdampfern mit mechanischer<br />
Brüdenverdichtung und einem Fallstrom-<br />
und zwei Zwangsumlauf-Endverdampfern<br />
zur Konzentrierung des Kartoffelfruchtwassers.<br />
„Um das Abwasser lagerst<strong>ab</strong>il<br />
zu bekommen, wird es auf 50% TS<br />
eingedickt, deshalb sind die beiden nachgeschalteten<br />
Konzentratoren als Zwangsumläufer<br />
ausgebildet.“ Aus 160 000 Litern<br />
„Wir produzieren in Kampagnen, weil der hohe Wassergehalt<br />
der Kartoffel ihre Lagerfähigkeit beeinträchtigt. Ein Teil<br />
der Stärke verzuckert bei der Lagerung, und das würde<br />
die Ausbeute mindern.“<br />
Armin Grandtner, Produktionsleiter in Sünching<br />
Bild:Südstärke<br />
produziert hauptsächlich technische Stärke<br />
für die Textil- und die Papierverarbeitende<br />
Industrie. Insgesamt dürfen pro Produktionskampagne<br />
beide Werke insgesamt<br />
600 000 Tonnen<br />
Kartoffeln verarbeiten,<br />
davon entfallen<br />
rund 300 000 auf<br />
Sünching. Diese Reglementierung<br />
ist<br />
eine Eigenart des<br />
Kartoffelstärkemarktes,<br />
der von der<br />
EU subventioniert<br />
und daher europaweit<br />
in Kontingente<br />
aufgeteilt ist.<br />
Fruchtwasser werden schließlich 145 000<br />
Liter Brüdenkondensat, das mit einem<br />
CSB-Wert von 500 bis 600 so niedrig belastet<br />
ist, das es mit geringem Aufwand in<br />
der eigenen Kläranlage aufbereitet und in<br />
die Donau eingeleitet werden kann.<br />
Entscheidend für den wirtschaftlichen<br />
Betrieb der Verdampfer, deren Standzeit<br />
übrigens 14 Tage beträgt, ist die verfügbare<br />
Energie. Der Energiespartrick der mechanischen<br />
Brüdenverdichtung beruht darauf,<br />
dass der mechanisch arbeitende Kompressor<br />
die Brüden auf den höheren Druck des<br />
Heizraumes verdichtet. Ein relativ kleiner<br />
Energiebetrag bessert die Prozesswärme energetisch<br />
auf, die dem Prozess wieder zur<br />
Verfügung steht. Darum ist diese Methode<br />
bei den täglich anfallenden Mengen energetisch<br />
günstiger als z.B. die thermische<br />
Brüdenverichtung. (Details hierzu in PRO-<br />
CESS 1-2007, S. 64). Aber auch sonst ist<br />
in Sünching alles auf Optimierung angelegt.<br />
Was nicht verwundert, schließlich diktiert<br />
die EU über das Kartoffel-Kontingent auch<br />
die produzierte Stärke pro Kampagne. Das<br />
Fazit von Grandtner: „Nur effektive Verfahren<br />
mehren unseren Gewinn.“ n<br />
Weitere Informationen:<br />
www.process.de