POWTECH/TechnoPharm Messeausgabe ab Seite 26
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Messung ist der Stearn-Geary-Wert<br />
„B“. Mit diesem Wert kann die Richtigkeit<br />
der Messung der linearen Korrosion<br />
verifiziert werden. Leider ist<br />
im elektrischen Modell der korrodierenden<br />
Elektrode noch der ohmsche<br />
Widerstand des Elektrolyten,<br />
also des Mediums „eingebaut“. Um<br />
diesen Widerstand quantifizieren zu<br />
können, ist auch noch die Leitfähigkeit<br />
des Mediums zu messen. Dies<br />
wird im Smartcet während des siebenminütigem<br />
Messzyklus ebenfalls<br />
getan. Der im elektrischen Modell<br />
genannte Kondensator bzw. dessen<br />
Kapazität wird ebenfalls berechnet<br />
und als KMI-Faktor ausgegeben.<br />
Dynamik exakt berechnen<br />
Da ein Korrosionsprozess ein dynamischer<br />
Vorgang ist und stark von<br />
verschiedenen Randbedingungen im<br />
System <strong>ab</strong>hängt, benötigt man für<br />
diesen Absolutwert einen Korrekturfaktor<br />
B, der für jedes System individuell<br />
zu ermitteln ist. Den tatsächlichen<br />
B-Wert eines solchen Systems ermittelt<br />
man anhand der Abweichungen vom<br />
linearen Verlauf des Polarisationswiderstandes.<br />
Leider ist dieser Wert nicht direkt berechenbar,<br />
sondern wird im Normalfall aus<br />
dem Vergleich zwischen einer Kontrollmessung<br />
und dem Messergebnis bestimmt bzw.<br />
aus Erfahrungswerten <strong>ab</strong>geleitet. Smartcet<br />
variiert die an die Elektrode angelegte<br />
Gleichspannung langsam und kann so anhand<br />
der Antwort des Systems die Nichtlinearität<br />
des ohmschen Anteils der<br />
Faraday’schen Impedanz bestimmen. Damit<br />
stehen für das Korrosionsmodell online<br />
Werte für B zur Verfügung. Diese Werte<br />
ermöglichen die präzisere Bestimmung der<br />
konkreten Korrosionsrate, da nun die systembedingten<br />
Messunsicherheiten kompensiert<br />
sind.<br />
Lochfraß ermitteln<br />
Lochkorrosion ist eine Erscheinung, die<br />
in ansonsten homogenen Systemen lokal an<br />
verschiedenen Stellen auftreten kann. Auslöser<br />
können mikroskopische Struktur<strong>ab</strong>weichungen<br />
in den Metalloberflächen, an<br />
Grenzflächen oder in Ablagerungen, Salzoder<br />
Oxidschichten sein. Elektrochemisch<br />
handelt es sich um die lokal begrenzte Ausbildung<br />
von Zellen mit einer Potenzialdifferenz<br />
zum umgebenden Material. Für die<br />
hier beschriebenen Smartcet-Messelektroden<br />
erscheint ein solcher Vorgang als „Eigenrauschen“<br />
des betreffenden Systems. Die<br />
Messung des Pitting (Lochfraß) erfolgt<br />
durch eine Messung dieses Rauschens zwischen<br />
einer der beiden Messelektroden und<br />
der Referenzelektrode. Die Amplitude des<br />
Rauschsignals ist ein Maß für den Lochfraß<br />
im Verhältnis zur linearen Korrosion. Der<br />
vom Transmitter ausgegebene Pittingfaktor<br />
ist deshalb ein Faktor, der das Verhältnis<br />
von Pitting zu allgemeiner Korrosion angibt.<br />
Der Aufbau der Smartcet-Sonde stellt<br />
sicher, dass die Elektroden – die natürlich<br />
dem verwendeten Behältermaterial entsprechen<br />
müssen – die Messung nicht beeinflussen.<br />
Der Vorteil dieser dreistufigen<br />
Messtechnik ist ihre Schnelligkeit. Das System<br />
kann in wenigen Minuten wichtige<br />
Aussagen zur Anlagenkorrosion liefern und<br />
versetzt den Betreiber in die Lage, seine<br />
Betriebsparameter quasi in Echtzeit anzupassen.<br />
Die Einsatzbereiche<br />
Durch Korrosion entstehen jährlich<br />
Schäden, die sich zu dreistelligen Milliardenbeträgen<br />
allein in Deutschland summieren.<br />
Ein Teil dieser Schäden ist unvermeidlich,<br />
weil sich naturgesetzliche Gegebenheiten<br />
nicht außer Kraft setzen lassen. Allerdings<br />
ist ein nicht unerheblicher Teil<br />
dieser Schäden zumindest in seiner Höhe<br />
zu begrenzen. Die richtige Materialwahl<br />
beim Anlagenbau ist eine der Grundvoraussetzungen.<br />
Eine sorgfältige Beobachtung<br />
des Korrosionsstatus von kritischen Anlagenteilen<br />
und eine gezielte Wartung sind in<br />
jedem Falle unerlässlich. Wünschenswert ist<br />
eine Echtzeit-Messung von Korrosionswerten,<br />
die die Änderung von Prozessparametern<br />
im laufenden Betrieb ermöglichen<br />
würde. Der Smartcet liefert im Sieben-Minuten-Takt<br />
geeignete Messwerte, die entweder<br />
in ein vorhandenes Prozesssteue-<br />
MSR/Prozessautomatisierung<br />
Das Schema zeigt typische Messstellen für die Smartcet 5000 Korrosionstransmitter bei einer<br />
„Amine Unit“. Die online-Messwerte für lineare Korrosion und Lochfraß ermöglichen eine<br />
verbesserte, das heißt anlagenschonendere Prozessführung. Die Dosierung von Inhibitoren<br />
kann bedarfsgerecht gesteuert werden.<br />
rungssystem einfließen oder mithilfe eines<br />
Auswertesystems erfasst werden. Dies eröffnet<br />
die Möglichkeit, einerseits Sofortmaßnahmen<br />
einzuleiten und andererseits Trends<br />
zu erkennen und damit eine fortlaufende<br />
Optimierung der Prozessführung zu ermöglichen.<br />
Interessant in diesem Zusammenhang<br />
ist die Möglichkeit der Messwertübertragung<br />
mit drahtlosen Transmittern von<br />
Honeywell. Sie ermöglichen die kostengünstige<br />
Montage der Sensoren dort, wo<br />
die Problemstellen sind und benötigen keinerlei<br />
Verk<strong>ab</strong>elung zur Messwertübertragung.<br />
Dies ist gerade bei komplexen Industrieanlagen<br />
und bei der Nachrüstung ein<br />
enormer Vorteil. Korrosionsmessung ist<br />
keine theoretische Wissenschaft, sondern<br />
eine sehr diffizile Angelegenheit, die ein<br />
großes Maß an interdisziplinärem Wissen<br />
erfordert. Daher war sie bisher ein Thema<br />
für Spezialisten – oder eben auch gar kein<br />
Thema. Was <strong>ab</strong>er teuer werden kann. Mit<br />
Smartcet steht jetzt ein praxisbewährtes,<br />
patentiertes System zur Verfügung, das Einblick<br />
in die akute Korrosionssituation bietet<br />
und sogar regelnde Eingriffe ermöglicht.n<br />
Weitere Informationen:<br />
www.process.de<br />
PROCESS 3-2007 85