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Fakultät für Physik und Astronomie Ruprecht-Karls-Universität ...

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18 KAPITEL 2. GRUNDLAGEN<br />

atmosphärische Konzentration stetig an, was die Verwendung von SF6 als Tracer <strong>für</strong> jüngere<br />

Gr<strong>und</strong>wasser ermöglicht.<br />

Falls Gr<strong>und</strong>wasser verschiedener Alter durchmischt werden, ist ein durch einen einzelnen<br />

Tracer ermitteltes Alter nicht mehr aussagekräftig. Um Mischungsverhältnisse zwischen alten<br />

<strong>und</strong> jungen Gr<strong>und</strong>wassern bestimmen zu können, muss man daher verschiedene Tracer verwenden,<br />

sodass man die Menge an jungen <strong>und</strong> alten Komponenten des Gr<strong>und</strong>wassers unterscheiden<br />

kann. Auch deswegen ist die Schwierigkeit der Datierung im Zeitraum von 50-1000 Jahren ein<br />

großes Problem.<br />

Für Eisproben existieren ebenfalls mehrere Alternativen zur Datierung. Neben der Datierung<br />

mittels verschiedener radioaktiver Isotope ist es möglich, einzelne Jahresschichten abzuzählen,<br />

die durch den regelmäßige Wechsel der Jahreszeiten <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>ene Änderung der<br />

Gletscheroberfläche entstehen. Auch eine Modellierung des Fließverhaltens kann es erlauben,<br />

eine Rekonstruktion des Eisalters in einer bestimmten Tiefe des Gletschers zu geben. Diese drei<br />

Alternativen, eine Gletschereisprobe zu datieren, werden im Folgenden kurz vorgestellt.<br />

Stratigraphie: Vergleichbar mit Baumringen kann man z. B. auch bei Gletschern abzählbare<br />

Jahresschichten finden, durch die eine Datierung möglich ist. Vor allem <strong>für</strong> die Altersbestimmung<br />

von Eisbohrkernen der großen grönländischen Gletscher ist diese Möglichkeit erfolgreich, sie ist<br />

aber auch <strong>für</strong> alpine Gletscher anwendbar. Möglichkeiten zur Abzählung von Jahresschichten<br />

bieten Unterschiede in der Isotopie von Winter- <strong>und</strong> Sommerniederschlag (z. B. periodisch sinkende<br />

<strong>und</strong> steigende δ 18 O-Werte), aber auch Staubschichten <strong>und</strong> Spurenstoffe, die verstärkt im<br />

Sommer auf dem Gletscher abgelagert werden <strong>und</strong> teilweise mit bloßem Auge zu erkennen sind.<br />

Um eine Datierung über Stratigraphie zu eichen, benötigt man absolute Zeitmarker, also genau<br />

datierbare Ereignisse, die im Eisbohrkern zu identifizieren sind. Solche Marker sind z. B. Vulkanausbrüche,<br />

die sich über einen Anstieg in der Sulfatkonzentration <strong>und</strong> erhöhte Leitfähigkeit<br />

bemerkbar machen. Durch sie kann man eventuelle Diskontinuitäten in der Schichtung, z. B.<br />

durch fehlenden Niederschlag, bemerken <strong>und</strong> korrigieren.<br />

In zunehmender Tiefe dünnen die Jahresschichten immer stärker aus, sodass die Trennung<br />

einzelner Schichten immer schwieriger wird. In alpinen Gletschern kann eine Datierung mit<br />

Stratigraphie nur <strong>für</strong> die letzten 100-400 Jahre angewandt werden (May, 2009), in Grönland<br />

dagegen aufgr<strong>und</strong> geringer Fließgeschwindigkeiten <strong>und</strong> gleichmäßiger Akkumulation erheblich<br />

länger (s. z. B. Johnsen et al., 2001).<br />

Alters-Tiefenmodelle: Neben der Datierung über Stratigraphie kann man das Alter an<br />

Hand von theoretischen Fließmodellen berechnen. Das einfachste Modell ist hierbei das sogenannte<br />

” Nye’sche Fließgesetz“, bei dem von einem horizontal unendlich ausgedehnten Eisschild<br />

mit zeitlich <strong>und</strong> räumlich konstanter Dicke H ausgegangen wird. Für das Alter des Eises in einer<br />

Tiefe z gilt dann 1 :<br />

vz(z) = ∂z<br />

∂t<br />

⇒ t =<br />

z<br />

0<br />

1<br />

vz(z ′ ) dz′ . (2.2)<br />

Um das Alter abschätzen zu können, braucht man also Informationen über die Vertikalgeschwindigkeit<br />

des Eises vz(z). Da die Höhe des Eisschildes als konstant angenommen wird, vereinfacht<br />

sich die Massenbilanz<br />

∂H<br />

∂t<br />

1 die Herleitung folgt im Wesentlichen Wagenbach (2011).<br />

+ ∂<br />

∂x (vxH) = ˙ b (2.3)

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