Fakultät für Physik und Astronomie Ruprecht-Karls-Universität ...
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2.2. GRUNDWASSER UND GLETSCHER 19<br />
zu<br />
H ∂vx<br />
∂x = ˙ b. (2.4)<br />
˙b gibt hierbei die Akkumulationsrate des Gletschers an, vx bezeichnet die gemittelte horizontale<br />
Fließgeschwindigkeit. Umstellen nach v ergibt:<br />
Aus der Inkompressibilität von Eis folgt zusätzlich<br />
∂vx<br />
∂x = ˙ b<br />
H ⇒ vx = ˙ bx<br />
. (2.5)<br />
H<br />
∂vx<br />
∂x<br />
+ ∂vz<br />
∂z<br />
= 0, (2.6)<br />
sodass <strong>für</strong> die Geschwindigkeit in z-Richtung durch Einsetzen von Gleichung 2.5 <strong>und</strong> Integration<br />
mit den Randbedingungen vz(H) = 0 <strong>und</strong> vz(0) = ˙ b (am Felsbett ist die Vertikalgeschwindigkeit<br />
0, an der Gletscheroberfläche entspricht sie der Akkumulationsrate) gilt:<br />
vz = −˙ b(1 − z<br />
). (2.7)<br />
H<br />
Mit dieser Vertikalgeschwindigkeit ergibt sich das Eisalter in der Tiefe z (Gleichung 2.2) zu<br />
bzw.<br />
t(z) = − H<br />
˙b<br />
z<br />
log(1 − ), (2.8)<br />
H<br />
t ∗ (z) = − log(1 − z ∗ ), (2.9)<br />
mit den dimensionslosen Größen t∗ = t<br />
τ <strong>und</strong> der mittleren Aufenthaltszeit eines Eispartikels<br />
τ = H b˙ sowie z∗ = z<br />
H (Abb. 2.3). Wie man sieht, ändert sich das Alter mit zunehmender Tiefe<br />
immer stärker, sodass schon kleine Ungenauigkeiten zu großen Fehlern führen können. Wegen<br />
den starken Vereinfachungen, die das Nye’sche Fließmodell macht, ist es auch nur eingeschränkt<br />
gültig. Am besten geeignet ist es in der Nähe von Eisscheiden großer polarer Eisfelder (Grönland,<br />
Antarktis). Neben der als konstant angenommenen Höhe ist insbesondere die Annahme einer<br />
höhenunabhänigen Horizontalgeschwindigkeit problematisch, da dies bei am Felsbett angefrorenen<br />
Gletschern auf keinen Fall gelten kann. Im tieferen Bereich nahe des Felsbettes unterschätzt<br />
das Nye’sche Fließmodell die Alter daher erheblich. In diesen Bereichen stoßen aber auch komplexere<br />
Fließmodelle an ihre Grenzen, sodass hier eine Alternative zur Datierung gef<strong>und</strong>en werden<br />
muss. In alpinen Gletschern ist schon bei einigen h<strong>und</strong>ert Jahren Alter eine Grenze erreicht, bei<br />
der Fließmodelle keine zuverlässigen Aussagen mehr machen (Bohleber, 2011).<br />
Radioaktive Isotope: Auch <strong>für</strong> die Datierung von Gletschern kann man verschiedene durch<br />
kosmische Strahlung in der Atmosphäre produzierte Isotope verwenden. Diese ermöglichen es,<br />
Fließmodelle oder stratigraphische Datierungen zu validieren, bzw. eine Ergänzung <strong>für</strong> Bereiche,<br />
in denen diese Methoden keine zuverlässige Aussagen mehr machen, zu bieten. Für kürzere<br />
Zeiträume bietet sich die Datierung mit 210Pb an, welches aus dem Zerfall des Isotops 222Rn entsteht, sich an Aerosolpartikel anlagert <strong>und</strong> in geringen Mengen auf dem Gletscher deponiert<br />
wird. Mit einer Halbwertszeit von 22,3 Jahren kann über 210Pb eine Datierung der letzten 200<br />
Jahre stattfinden (Anwendung z. B. Waldner, 2011).<br />
Für ältere Proben ist eine 14C-Datierung geeignet, das wie 210Pb an Aerosolpartikel angelagert<br />
auf die Gletscher gelangt. Es ermöglicht eine Datierung bis zu einem Alter von ca. 20.000