Fakultät für Physik und Astronomie Ruprecht-Karls-Universität ...
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32 KAPITEL 2. GRUNDLAGEN<br />
Beschreibt man eine Chemisorption als Wechselwirkung des d-Bandes der Getteroberfläche<br />
<strong>und</strong> eines Molekülorbitals (Abb. 2.9), so kann eine Wellenfunktion dieses neuen Hybridorbitals<br />
geschrieben werden als (s. Lüth, 2010):<br />
ψ = aψ1(M − ,d + ) + bψ2(M + ,d − ), (2.41)<br />
ψ1(M − ,d + ) stellt Zustand dar, in dem ein Elektron vom d-Band zum Molekülorbital übergegangen<br />
ist, ψ2(M − ,d + ) entsprechend einen Zustand, in dem das d-Band ein Elektron vom Molekül<br />
erhalten hat. Diese beiden Zustände werden auch charge transfer states ( ” Ladungsübertrag-<br />
Zustände“) genannt. Die neuen quantenmechanischen Energiezustände erhält man über das<br />
Variationsverfahren durch Minimierung von<br />
E = 〈ψ|H|ψ〉<br />
. (2.42)<br />
〈ψ|ψ〉<br />
Mit den zwei Zuständen H1 = 〈ψ1|H|ψ1〉 <strong>und</strong> H2 = 〈ψ2|H|ψ2〉 sowie dem Überlappintegral<br />
S = 〈ψ1|ψ2〉 <strong>und</strong> dem gemischten Term H12 = 〈ψ1|H|ψ2〉 erhält man <strong>für</strong> E:<br />
Die Minimierung erfordert nun<br />
E = a2H1 + b2H2 + 2abH12<br />
a2 + b2 . (2.43)<br />
+ 2abS<br />
∂E<br />
∂a<br />
= 0 bzw. ∂E<br />
∂b<br />
= 0. (2.44)<br />
Damit kommt man auf die Lösungen der Energieeigenwerte E± (Lösungsweg s. Lüth, 2010):<br />
E± = 1 H1 + H2 − 2SH12<br />
2 1 − S2 <br />
H12 − H1H2<br />
±<br />
1 − S2 + 1<br />
4 (H1 + H2 − 2SH12<br />
1 − S2 ) 2 . (2.45)<br />
Wenn man nur einen schwachen Überlapp zwischen ψ1 <strong>und</strong> ψ2 annimmt, also Terme zweiter<br />
Ordnung von S <strong>und</strong> H12 ignoriert, vereinfacht sich das Ergebnis zu:<br />
E± = H1 + H2<br />
2<br />
±<br />
<br />
H12 + 1<br />
4 (H1 − H2) 2 . (2.46)<br />
Es ergibt sich also ein energetisch günstiger bindender Zustand (E−) sowie ein ungünstiger antibindender<br />
(E+). Der verglichen mit der mittleren Bindungsenergie Em = H1+H2<br />
2 günstigere<br />
Zustand E− sorgt <strong>für</strong> eine Chemisorptionsbindung zwischen Molekül <strong>und</strong> Getter. Genauere Modelle<br />
der Chemisorption berücksichtigen noch die Wellenfunktionen des ungeb<strong>und</strong>enen Moleküls<br />
bzw. der freien Getteroberfläche sowie die Energielücke zwischen niedrigstem unbesetzten <strong>und</strong><br />
höchsten besetzten Molekülorbital, der einfache Ansatz von Gleichung 2.41 reicht dann nicht<br />
mehr aus.<br />
Durch die wegen der Chemisorption eintretende Neuordnung der Molekülorbitale kann es<br />
zu einer Dissoziation der einzelnen Moleküle kommen (z. B. H2 → 2H). Das Potential kann<br />
man dann qualitativ als Kombination eines Physisorptionspotentials des <strong>und</strong>issoziierten Moleküls<br />
<strong>und</strong> eines Chemisorptionspotentials beschreiben (vgl. Abb. 2.10). Daraus ergibt sich eine<br />
gewisse Aktivierungsenergie, die zur Chemisorption erforderlich ist, sodass oftmals eine effektive<br />
Chemisorption nur bei hohen Temperaturen möglich ist (z. B. beim System Titan/Wasserstoff