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Fakultät für Physik und Astronomie Ruprecht-Karls-Universität ...

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Kapitel 1<br />

Einleitung<br />

Die durch den Menschen verursachte Veränderung des Klimas ist eines der zentralen Probleme<br />

der menschlichen Gesellschaft des 21. Jahrh<strong>und</strong>erts. Innerhalb der letzten sechzig Jahre wurde<br />

ein globaler Temperaturanstieg gemessen. Dementsprechend wurden u. a. auch ein kontinuierlicher<br />

Anstieg des Meeresspiegels <strong>und</strong> weltweit abschmelzende Gletscher beobachtet (Überblick:<br />

IPCC, 2007). Diskussionen über Folgen <strong>und</strong> Ausmaß dieses anthropogenen Klimawandels finden<br />

praktisch ständig sowohl in der internationalen Politik als auch in der breiten Öffentlichkeit statt.<br />

Derartige Diskussionen sind allerdings nur möglich <strong>und</strong> sinnvoll, wenn man verlässliche Daten<br />

über das Klima der Vergangenheit besitzt, sodass man die heutigen Daten mit der natürlichen<br />

Variabilität des Klimas in Beziehung setzen kann.<br />

Da Aufzeichnungen direkter Temperaturmessungen erst seit ca. 150 Jahren existieren, sind<br />

zur Rekonstruktion des Paläoklimas Archive nötig, welche die Klimainformationen der Vergangenheit<br />

speichern <strong>und</strong> zuverlässig zu interpretieren sind. Es gibt eine Vielzahl derartiger Klimaarchive,<br />

z. B. Korallen, Baumringe, Stalagmiten oder Ozeansedimente. Zwei häufig genutzte<br />

Archive sind Gr<strong>und</strong>wasser <strong>und</strong> Gletscher. Gr<strong>und</strong>wasser, welches von der Atmosphäre abgeschlossen<br />

ist, enthält Informationen über die Zeit seiner Bildung. Gletschereis entsteht durch andauernd<br />

stattfindende Akkumulation von Schnee, der durch steigenden Auflastdruck mit der Zeit<br />

zu Eis komprimiert wird. Innerhalb des Gletschereises befinden sich geschlossene Luftblasen, die<br />

z. B. die Gaszusammensetzung der Atmosphäre archivieren.<br />

Die einzelnen Klimaarchive reichen unterschiedlich weit in die Vergangenheit zurück. So haben<br />

Stalagmiten z. B. teilweise ein Alter von über 500.000 Jahren. Das Eis der Alpengletscher<br />

dagegen ist nicht älter als 10.000 Jahre, speichert aber auf Gr<strong>und</strong> der geographischen Nähe das<br />

lokale Klima Europas besonders gut. In jedem Fall ist eine genaue Datierung der einzelnen Archive<br />

nötig, damit die in ihnen vorhandenen Informationen einem bestimmten Alter zugeordnet<br />

werden können.<br />

Auch zur Datierung der Klimaarchive gibt es verschiedene Möglichkeiten. Neben anderen<br />

Methoden wie z. B. der Zählung einzelner Jahresschichten (z. B. der Jahresringe eines Baumes<br />

oder der einzelnen Lagen eines Gletschers) wird vor allem die Datierung über radioaktive Isotope<br />

häufig angewandt. Hierbei wird eine Datierung ermöglicht, indem man die Häufigkeit des<br />

Vorkommens eines bestimmten Isotops im Verhältnis zu einem stabilen Isotop innerhalb einer<br />

Probe misst. Dadurch erfährt man, welche Menge des radioaktiven Stoffes bereits zerfallen ist,<br />

<strong>und</strong> es kann über das radioaktive Zerfallsgesetz ein Alter ermittelt werden.<br />

Jedes Isotop ist, je nach Halbwertszeit bzw. Eintrag in die Atmosphäre, zur Datierung unterschiedlicher<br />

Zeiträume geeignet. So gibt es eine große Anzahl geeigneter Tracer <strong>für</strong> jüngere<br />

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