Lokal-regionales Lesenetzwerk des Gymnasiums Veitshöchheim
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Schreiben als Abenteuer<br />
Ein kleiner Blick in Vergangenheit und Zukunft<br />
Prof. Dr. Michael Pfrommer<br />
Mein Besuch in <strong>Veitshöchheim</strong> anlässlich <strong>des</strong> Welttages<br />
<strong>des</strong> Buches 2009 gehört definitiv zu den aufregendsten<br />
und aufschlussreichsten, die ich als Autor je erleben<br />
durfte. Der Kontakt wurde damals von Frau Jutta Merwald<br />
vermittelt und als wir uns verabredeten, hatte ich<br />
keine Ahnung, was mich erwartete.<br />
Eigentlich wurde es gar keine richtige Lesung, weil sich<br />
mein junges Publikum verständlicherweise viel mehr für<br />
den Ausbruch <strong>des</strong> Vesuv, als für mein kleines Pompejibüchlein<br />
interessierte (Verschwörung am Vesuv, Arena<br />
Verlag 2008). Meine Zuhörer fragten mir so lange<br />
Löcher in den Bauch, bis der gesamte Zeitplan zusammenbrach.<br />
Ich dachte mir schon damals, dass solches<br />
Interesse meinen Studenten an der Universität auch<br />
ganz gut zu Gesicht gestanden hätte.<br />
Doch diese spannende Stunde war für mich persönlich<br />
nur die Ouvertüre, denn danach hatte ich zusammen<br />
mit Frau Merwald sozusagen einen Feldversuch ausgeheckt.<br />
Wir wollten die Schüler bitten, uns nun selbst<br />
ein kleines Abenteuer zu schreiben. Es sollte an meinen<br />
Pompejiroman und seine Hauptpersonen anschließen.<br />
Was ich nie gedacht hätte, wurde in zwei Stunden Wirklichkeit.<br />
Wir erhielten tatsächlich eine ganze Reihe von<br />
Kurzgeschichten, die nicht nur außerordentlichen Respekt<br />
verdienen, sondern auch für den Autor extrem<br />
faszinierend waren und noch heute sind. Schon als die<br />
ersten Essays auf dem Podium verlesen wurden, dämmerte<br />
mir, dass mein Roman etwas ‚theoretisch’ ausgefallen<br />
war und dass die Bildungsbegeisterung <strong>des</strong><br />
gelernten Archäologen und seines Verlages ziemlich in<br />
die Irre geführt hatte. Was wir da gedruckt hatten, ging<br />
leider an der Lebenswirklichkeit <strong>des</strong> kleinen Publikums<br />
vorbei, was mir eine junge Leserin auch ganz ungeniert<br />
verdeutlichte.<br />
In dieser Stunde wurde mir zum ersten Mal bewusst,<br />
wie sehr sich die Gefühlswelt junger Menschen seit<br />
meiner eigenen Jugend verändert hatte (ich bin 56). Mit<br />
einem Wort: man beschenkte mich mit einer perfekten<br />
Stoffkritik.<br />
Konsequenterweise brüte ich seither über Möglichkeiten,<br />
diese Erfahrung in neue Romane einzubringen.<br />
Aber noch mehr fasziniert mich die Chance, das<br />
nächste Mal einen Roman mit Schülern zu schreiben,<br />
mir erzählen zu lassen, was sie interessiert und was sie<br />
langweilig finden, wofür sie sich begeistern und wovon<br />
sie träumen. Vielleicht erfahre ich sogar etwas über ihre<br />
Albträume und Ängste, ihre Wünsche und Ziele.<br />
Glücklicherweise fand ich auch hier im Gymnasium<br />
<strong>Veitshöchheim</strong> in Gestalt von Frau Merwald eine Partnerin,<br />
die sich tatsächlich auf ein solches Wagnis einlassen<br />
will. Ich hoffe also sehr, dass sich auch die Schülerinnen<br />
und Schüler für dieses Experiment begeistern<br />
lassen.<br />
Unser Abenteuer wird uns allerdings diesmal nicht ins<br />
antike Pompeji führen, sondern ins finstere Mittelalter,<br />
zu Rittern und Schurken, zu Hexen und Magiern und<br />
natürlich zu jungen Menschen, die sich den Mächten<br />
der Finsternis entgegenstellen. Hoffentlich!<br />
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