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Totemismus Illusion - Horst Südkamp - Kulturhistorische Studien

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Korrelation von Konstitution und Temperament mit Außenseelentier und -pflanze auf<br />

Mota:<br />

Tier<br />

Seelschlange<br />

Aal<br />

Einsiedlerkrebs<br />

konstitutionelle und charakterliche Eigenschaften<br />

weich, indolent, langsam<br />

weich, indolent, langsam<br />

cholerisch, dunkelhäutig<br />

Pflanze<br />

und ethnologischen Untersuchungen C.G. von Brandensteins (siehe unten) verdanken.<br />

Der Ausschluß des Alter-Ego- oder Außenseelenglaubens aus der Kategorie des <strong>Totemismus</strong><br />

ist in allen jenen Fällen, in denen diese Institution mit einer unilinearen Vererbung direkt<br />

verbunden ist, noch weniger begründet als im Beispielsfalle der Mota-Insulaner, was unsere<br />

Zweifel an der aufklärenden Funktion des Kombinationsmodells natürlicher und kultureller<br />

Kategorien, das Levi-Strauss bemüht hat, nährt. Es liegt ja keineswegs an der Relation<br />

Exemplar-Person oder Exemplar-Gruppe, daß das eine oder andere Beispiel dafür nicht unter<br />

die Kategorie des <strong>Totemismus</strong> subsummiert werden kann, sondern an dem Typus der Institutionalisierung,<br />

welche die genannten Relationen jeweils fixiert.<br />

Auf die institutionalisierende Funktion der Abstammungszuschreibung hatte auch Goldenweiser<br />

wie vor ihm Lang hingewiesen und betont, daß Verhaltensmuster, die an sich keine spezifische<br />

soziale<br />

Funktion erfüllen,<br />

durch ihre Assoziation<br />

mit einer<br />

bestimmten Gruppe<br />

auf dem Wege der<br />

gelber Krebs gutwillig, hellhäutig womarakaraqat Vererbung eine<br />

Flughund cholerisch, dunkelhäutig<br />

soziale Institution<br />

Truthahn gutwillig<br />

(der Gruppe als<br />

Eidechse sanft, freundlich<br />

Eigenschaft oder<br />

Ratte<br />

gedankenlos, unstet, ungestüm<br />

dickbäuchig<br />

malmalagaviga Besitz zugeschrieben)<br />

werden<br />

nach:W.H.R.Rivers,Totemism in Polynesia and Melanesia, Journ. Anthropol. Inst., 9, 1909, 175<br />

und dann eine differenzierende<br />

Funktion erfüllen oder eine schon bestehende Differenzierung akzentuieren:<br />

"Elements which are per se indifferent or vague in their social bearings- such as dances,<br />

songs, carvings, rituals, names, etc.- become associated with clearly defined social groups,<br />

and by virtue of such association, themselves become transformed into social values... The<br />

one obvious and important means by which the association with definite social groups is accomplished<br />

is descent." 25<br />

Die soziologische Einschätzung der Verehrung eines speziellen Tieres durch eine Gruppe oder<br />

der Verbindung, welche die Gruppe zu ihm unterhält, hängt letztlich von den Institutionen ab,<br />

welche die Gruppe mit dem verehrten Objekt in eine dauerhafte Verbindung bringen und es<br />

damit zu einem signifikanten sozialen Merkmal machen (das 3. Kriterium der Notes and Queries).<br />

Dies gilt für den altägyptischen Tierkult, auf den Levi-Strauss, wenn auch nur kurz angespielt<br />

hat, genauso wie für den polynesischen <strong>Totemismus</strong>, so wie Firth ihn beschrieben hat und der<br />

in seiner Beschreibung auch zum Gegenstand der demonstrativen Überlegungen von Levi-<br />

Strauss geworden ist.<br />

Die eindeutige Beziehung einer Gruppe (Clan, Lineage) zu einer Gottheit, welche sie zur Clanoder<br />

Lineagegottheit macht, und es gestattet, die Gruppen nach den Göttern, die sie exklusiv<br />

verehren, zu unterscheiden, wird niemand als totemistische Beziehung bezeichnen, ebenso<br />

wenig das Verhältnis der Gruppe zu den bevorzugten Medien der göttlichen Offenbarung, das<br />

demselben Zweck dienlich gemacht werden kann, wenn das Verhältnis der Medien zur Gottheit<br />

eindeutig ist, nämlich die Differenzierung der Gruppen nach den von ihren Göttern bevorzugten<br />

Medien, in denen sie der Gruppe erscheinen. Weil diese Medien in Polynesien aber in den<br />

allermeisten Fällen Exemplare natürlicher Arten sind, spricht Firth in Polynesien von einem<br />

"sekundären <strong>Totemismus</strong>", nennt er die Korrelation: Gott- Medium = Exemplar einer<br />

25 A.A.Goldenweiser, Totemism, An Analytical Study,The Journ. of American Folk-<br />

Lore,XXIII, 1910-11, S.271<br />

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