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Totemismus Illusion - Horst Südkamp - Kulturhistorische Studien

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Diesseits“ viertelt sich selbst durch das Gegensatzpaar "universal- lokal" (siehe Schema oben).<br />

Der <strong>Totemismus</strong> reflektiert hier nicht nur das politische Gläubiger-Schuldner-Verhältnis der<br />

Gruppen, sondern dieses Verhältnis auch als ein Verhältnis kosmologischer Vergeltung, als ein<br />

Verhältnis von Schuld und Sühne, von Vergehn und Buße.<br />

Während also die sinnliche wie die übersinnliche Welt immer in Ungud und damit Ungud ist,<br />

leben die Sterblichen in der sinnlichen- und die Wondjina in der übersinnlichen Welt, deren<br />

Grenzen beide aber entweder im Traum, durch Reinkarnation oder durch den Tod überschreiten<br />

können, denn die Sterblichen wie die Wondjina sind hinsichtlich ihres ya-yari, ihres<br />

Traumtotems, oder ihres Unguranteils nicht nur mit der Urzeit verbunden, sondern schon<br />

immer in der<br />

Ungud<br />

Kosmos, Universum<br />

Himmelsheroen Stammesgesetze, kosmologische Teilfunktionen: Hälften, Klassen<br />

Urzeit und ihre<br />

(Wondjina)<br />

Seinsweise als Urzeitheros<br />

oder<br />

irdische<br />

spezielle ökolog. Funktionen, besondere Gruppenansprüche, Differenzierung<br />

nach Tambunen und Deszendenzgruppen.<br />

Lokalheroen<br />

Sterbliche unterscheidet<br />

nur die<br />

(Wondjina)<br />

unterschiedliche Macht ihres aktuellen Seinsstatus. Aber all das ist als das Eine Ungud, von der<br />

alles kommt, mit der alles verbunden ist, und in die alles zurückkehrt nach der Notwendigkeit.<br />

Ungud, Wondjina und die Sterblichen, Himmel und Erde, die Göttlichen und die Sterblichen,<br />

stehen für das Eine, das in sich mannigfaltig geschieden ist, das in sich Vieles ist, d.h. für eine<br />

mystische Formel altgriechischer und vorsokratischer Weisheit. Das Viele dieser Einheit<br />

Jenseits Ungud Wondjina latentes<br />

Himmel Himmelsorte Wirken<br />

Diesseits Erde irdische Orte manifestes<br />

Hälften Kultplätze Wirken<br />

Tanbune<br />

universal lokal<br />

Die Hälftenheroen selbst reproduzieren ein Wertschema,<br />

das nicht nur in Australien allgemein verbreitet ist:<br />

Kuranguli geschickt Walamba- schöpferische<br />

groß Hälfte Kraft<br />

schlank Himmelsorte<br />

Banar ungeschickt<br />

Yara- reproduktive<br />

gedrungen Hälfte Kraft<br />

klein<br />

1<br />

4<br />

2<br />

reflektieren die Totems und die<br />

Einheit kommt in den Regeln zum<br />

Ausdruck, nach denen sich die<br />

Totems lokal positionieren, ihre<br />

Träger zu Gruppen assoziieren, in<br />

Verbänden gegenübertreten und sich<br />

untereinander austauschen.<br />

Die Wondjina und Ungud repräsentieren<br />

mit ihrer Differenzierung<br />

entweder kosmologische Bezirke und<br />

Kompetenzen oder soziale<br />

Institutionen, Seiendes aus beiden Dimensionen<br />

als Teil, Element und<br />

Ganzheit. An den Schnittstellen von<br />

Diesseits und Jenseits, an den heiligen<br />

Plätzen und Vermehrungszentren treten die Göttlichen oder Ahnen als die Unsterblichen, die<br />

sich als solche verbergen, in das Leben der Sterblichen ein.<br />

Und die Zuschreibung ihres Konstitutionstypus läßt sich ablesen aus ihren Hälften- und Section-Namen,<br />

welche das Seiende klassifizieren, und zwar nach Konstitution und Temperament,<br />

wie es die Gleichungen von C.G.von Brandenstein zeigen.<br />

So deuten die Namen der Hälftentotems selbst (Haut und Knochen) ebenso wie die Namen für<br />

das Clan- und Individualtotem (Fleisch und Traum oder Seele), ebenso wie die totemistische<br />

Praxis der Assoziation und Absonderung ihrer Träger eine Vorstellung an, die nur noch im<br />

Südosten Australiens in der Gestalt von Baiame und ihr äquivalenter Wesen greifbar wird,<br />

nämlich die Vorstellung vom Kosmos als einem großen Wesen, das er vor dem Ende der Urzeit<br />

war und das nach dem Ende der Urzeit in jene vielen Totems zerfallen ist, dessen<br />

Reintegration zu einer funktionsfähigen Einheit zur Aufgabe der Behüter des Lebens nach dem<br />

Ende der Urzeit geworden ist, zum Zweck des Kultes (Übereinstimmung des Subjekts mit<br />

seinem Wesen).<br />

Auf jeden Fall werden aber alle Erscheinungen des Daseins nach ihrer Walamba- oder<br />

Yarazugehörigkeit bestimmt, der Speerwerfer z.B. als Yara-Ding, weil er von einem Wondjina

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