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Totemismus Illusion - Horst Südkamp - Kulturhistorische Studien

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deutlich, daß die Ratapa-Totems tatsächlich patrilinear vererbt werden, während die Zufallsgröße,<br />

nach der die Wahrscheinlichkeit der Übergabe eines Ratapatotems eintritt, der Größe<br />

der Elemente (i oder r) dieser Untermenge der Menge des Klassentotems entspricht. Aus diesem<br />

Grunde werden von den Aranda auch Haupt- und Nebentotems unterschieden.<br />

Als "normal cases of tjurunga inheritance" bezeichnet Th.G.Strehlow, daß "the heir belonged<br />

to the same class as did the ancestor and the tjurunga were in possession of his own local<br />

totemic clan." 268 Unabhängig von der Tatsache, daß "ein iningukua seine richtige Mutter sucht<br />

und dieselbe mit seiner tjurunga wirft," 269 muß der Hinweis auf die alternative Form der Konzeption<br />

gewertet werden, nach der "ein bestimmter altjirangamitjina-...- an dem Platz, wo er<br />

vor Zeiten in die Erde eingegangen war, hervorkommt und eine vorübergehende Frau, die natürlich<br />

seine Klassenmutter sein muß, mit einem kleinen Schwirrholz, namatuna, an die Hüfte<br />

wirft. Die namatuna dringt in die Hüfte der Frau ein und nimmt dort menschliche Gestalt an,<br />

während der iningukua wieder in die Erde verschwindet." 270 Auch in diesem Fall führt der<br />

Hinweis auf die Bedingung der Klassenmutter zu dem Schluß der section-spezifischen<br />

Gruppierung der Ratapa-Totems und ihrer patrilinearen Vererbung. Diese Regel der Vererbung<br />

beschreibt Carl Strehlow auch ausdrücklich, wenn er auf das Namensgebungsrecht des<br />

väterlichen Großvaters zu sprechen kommt. Theodore G. Strehlow kommentierte das Beispiel,<br />

das sein Vater publiziert hatte: "The account related how thoughtfull the ancestor was in his<br />

choice of a mother; before entering into her body he carefully ascertained that her class<br />

entitled her to become his future mother. The ancestor originally was a Paltara-man;<br />

accordingly he chose a Ngala woman for his mother, who was married to a Knuarea-man.<br />

Since in a patrilineal society, the son of a Knuarea-man is invariably placed into a Paltara<br />

class, the goanna ancestor was enabled to keep his original class after his rebirth." 271<br />

Vatter folgert aus der Beschreibung der Funktion des Ratapa-Totems durch Spencer, Gillen<br />

und C.Strehlow: "Die Totemgruppen sind weitgehend lokalisiert: Angehörige einer Lokalgruppe<br />

gehören überwiegend zum selben Totem," 272 aber widerspricht ihnen in der Bestimmung<br />

des Ratapa als Individualtotem, das er als Gruppentotem ausgibt und dagegen das Altjira<br />

Totem als Individualtotem einzuführen versucht: "In manchen Zügen klingt das altjira-<br />

Totem an das Individualtotem an." 273 Selbst wenn man die Lokalgruppe auf eine patrilinear<br />

und patrilateral erweiterte Familiengruppe reduziert, unterscheiden sich die Totems, die in dieser<br />

Gruppe vorherrschen, und zwar wegen der Heiratsklassen, aus denen die Mütter stammen,<br />

nach den Generationen: VV und Ego sowie deren Geschwister teilen das gleiche Altjira-<br />

Totem, während die Altjira-Totems von V (und seiner Geschwister) und Ego´s S (und seiner<br />

Geschwister) verschieden sind. Auch die Ratapa differenzieren die Gruppenmitglieder, zumindest<br />

aber die der meisten von ihnen, individuell, d.h. nach dem Totem ihres Fundortes. Die<br />

Altjira-Totems einer Lokalgruppe sind die Klassentotems ihrer Mütter oder Großmütter (oder<br />

deren Subtotems), während die Ratapa die Klassentotems (oder deren Subtotems) ihrer Väter<br />

oder Großväter sind, d.h. alle Totems genügen den Regelen der Section-Zuschreibung.<br />

Auch Haekel erörterte die Option eines Individualtotems bei den Aranda, dachte dabei aber an<br />

das Ratapa-Totem: "Der an sich gruppengebundene <strong>Totemismus</strong> bekommt dadurch<br />

(fundortspezifische Differenzierung/H.S.) individualtotemistischen Charakter." 274 Haekel wie<br />

Vatter beziehen sich auf die Schützer- und Helferfunktion des Totems und auf die Inkarnation<br />

des Geistkindes, das als Seele der Person, den Betreffenden mit seinem Seinsgrund verbindet.<br />

Die Differenz ihrer Wahl resultiert allein aus der Tatsache, daß sie sich beide auf Merkmale be-<br />

268 Th.G.Strehlow, Aranda Traditions, Melbourne 1947, S.126<br />

269 C.Strehlow, Die Aranda- und Loritja- Stämme Zentralaustraliens, I,2, Frankfurt 1908, S.71<br />

270 C.Strehlow, Die Aranda- und Loritja- Stämme Zentralaustraliens, I,2, Frankfurt 1908, S.53<br />

271 Th.G.Strehlow, Aranda Traditions, Melbourne 1947, S.120<br />

272 E.Vatter, Der australische <strong>Totemismus</strong>, Hamburg 1925, S.59<br />

273 E.Vatter, Der australische <strong>Totemismus</strong>, Hamburg 1925, S.62<br />

274 J.Haekel, Zum Individual- und Geschlechtstotemismus in Australien, Wien 1950, S.21<br />

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