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Totemismus Illusion - Horst Südkamp - Kulturhistorische Studien

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monamen vermittelt die Liste nebenan.<br />

Die Eskimo sind Jäger und Fischer, die 90% (in manchen Gebieten sogar 100%) ihrer Nahrung<br />

aus der fleischlichen Jagdbeute bestreiten. Die Kenntnis des ökologischen Systems, in dem sie<br />

leben, ist schon deswegen für sie unabdingbar.<br />

"Die geringe Artenvielfalt bedingt starke Schwankungen der Individuenzahlen. Die Lemminge<br />

sind ein bekanntes Beispiel für solche periodisch wiederkehrenden Populationsschwankungen.<br />

Die Vögel und Raubtiere, die sich von den Lemmingen ernähren, sind infolgedessen ebenfalls<br />

auffälligen Fluktuationen unterworfen." 110 Sinkt die Populationszahl der Herbivoren, dann<br />

sinkt auch die Populationszahl der Carnivoren, von denen sich der Mensch neben seinen herbivoren<br />

Beutetieren ernährt, d.h. auch die Populationszahlen des Menschen (Eskimo) können<br />

sich nicht mehr in dem gewohnten Umfange reproduzieren.<br />

Das ökologische System der Karibu-Eskimo zeigt das Schema nebenan (nach Campbell). 111<br />

trophische Ebenen<br />

1 2 3<br />

Phytoplankton Zooplankton herbivore Fische carnivore Fische<br />

herbivore Meeressäuger<br />

carnivore Meeressäuger<br />

Mensch<br />

In diesem System erfährt der Mensch neben sich den Wolf als Konkurrenten bei der Karibujagd<br />

und den Vielfraß bei der Robbenjagd, weshalb sie auch in den Mythen der Eskimo als Jäger,<br />

und zwar als spezialisierte Jäger in Erscheinung treten (siehe die Rollenverteilung der Mythen:<br />

Tier= Spezialist, Mensch= Vielseitiger). In gleicher Weise machen ihm Eule und Fuchs im<br />

Winter das Schneehuhn streitig und im Sommer die Enten.<br />

Das System der Küsteneskimo wäre im Schema von Campbell um einen weiteren Kreislauf zu<br />

ergänzen, der ihren Lebensrhythmus prägt (siehe Schema nebenan).<br />

Sonnenlicht, Temperatur<br />

Populationsvergrößerung hohes Nahrungs- Populationsvergrößerung<br />

des Beutetieres angebot für Räuber des Räubers<br />

geringer Nahrungsbedarf<br />

der Räuber<br />

hoher Nahrungsbedarf<br />

des Räubers<br />

Populationsverkleinerung geringes Nahrungs Populationsverkleinerung<br />

des Räubers angebot für Räuber des Beutetieres<br />

Temperatur, Sonnenlicht<br />

Konitzky beschreibt den Kreislauf: Plankton-Fisch-Robbe-Meeresräuber-Mensch: "Eine Veränderung<br />

der Wassertemperatur kann eine Verringerung des Meeresplankton zur Folge haben,<br />

was zum Verschwinden der Fische führt, denen die Meeressäuger, vor allem die Robben, folgen.<br />

Dann sind auch die Eskimo zum Abwandern gezwungen." 112<br />

Das ökologische System sowohl der Inland- als auch der Küsteneskimo wird sehr stark von<br />

den allgemeinen Temperaturschwankungen geprägt, welche direkt die Menge der Produzenten<br />

110 B.Campbell, Ökologie des Menschen, Frankfurt, Berlin 1987, S. 120<br />

111 B.Campbell, Ökologie des Menschen, ibid, S.20<br />

112 G.A. Konitzky, Arktische Jäger, Stuttgart 1961, S.17<br />

6<br />

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